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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zwischen die-
    sen und ihrer Mutter zu einer Erklärung gekommen sein
    mochte. Sollte jetzt die Familie Hansen noch ein neues Un-
    glück betroffen haben?
    Natürlich hätte das Sylvius Hog nur tief betrüben kön-
    nen. Er empfand für die beiden jungen Leute eine so väter-
    liche Zuneigung, daß er auch an eigenen leiblichen Kindern
    kaum inniger hätte hängen können. Wie hatten sie ihm ge-
    fehlt während seiner kurzen Abwesenheit – aber wie sehr
    mochte er auch ihnen gefehlt haben!
    »Sie werden sich schon aussprechen«, dachte er. »Sie
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    müssen ja sprechen. Gehör’ ich denn nicht auch zur Fami-
    lie?«
    Ja, Sylvius Hog hielt sich jetzt für wirklich berechtigt, in
    das Privatleben seiner jungen Freunde mit einzugreifen und
    zu erfahren, warum Joel und Hulda noch unglücklicher als
    zur Zeit seiner Abreise erschienen. Er sollte darüber bald
    genug aufgeklärt werden.
    Wirklich sehnten sich ja beide danach, dem vortreff-
    lichen Mann, dem sie mit wahrer Kindesliebe zugetan wa-
    ren, ihr ganzes Herz zu öffnen. Sie warteten sozusagen nur
    auf eine erste Frage von seiner Seite; seit den letzten 2 Tagen
    hatten sie sich ja gar so verlassen gefühlt, und zwar desto
    mehr, weil Sylvius Hog nicht einmal gesagt hatte, wohin er
    ginge.
    Nein, noch niemals waren ihnen die Stunden so lang vor-
    gekommen. Ihrer Ansicht nach konnte seine Abwesenheit
    nur mit Nachforschungen über das Schicksal der ›Viken‹ im
    Zusammenhang stehen, dagegen wäre es ihnen niemals in
    den Sinn gekommen, daß Sylvius Hog Zweck und Ziel sei-
    ner Reise nur geheimhalten könne, um ihnen im Fall eines
    Mißerfolgs die schlimmste Enttäuschung zu ersparen.
    Und doch, wie erschien ihnen seine Anwesenheit jetzt
    mehr denn je vonnöten! Wie verlangte es sie danach, ihn
    zu sehen, seinen Rat einzuholen und seine stets liebevolle,
    ermutigende Stimme zu hören! Doch sollten sie es wagen,
    ihm mitzuteilen, was zwischen ihnen und dem Wucherer
    aus Drammen vorgekommen war und wie ihre Mutter die
    ganze Zukunft der Familie unbedacht aufs Spiel gesetzt
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    habe? Was würde Sylvius Hog denken, wenn er hörte, daß
    das Los sich nicht mehr in Huldas Händen befand, wenn er
    erfuhr, daß Frau Hansen es benützt hatte, sich von ihrem
    unerbittlichen Gläubiger zu befreien?
    Es sollte ihm dennoch nicht verhehlt bleiben. Von wem
    dabei das erste Wort ausging, ob von Sylvius Hog oder von
    Joel und Hulda, ist nicht festzustellen und hat ja auch keine
    weitere Bedeutung. Genug, der Professor war bald in die
    ganze Angelegenheit eingeweiht. Er wußte nun, in welch
    drückender Lage sich Frau Hansen und ihre Kinder befun-
    den hatten. Binnen 14 Tagen drohte der Wucherer, sie aus
    dem Gasthaus in Dal zu vertreiben, wenn seine Forderung
    nicht durch Auslieferung jenes Lotterieloses ausgeglichen
    worden wäre.
    Sylvius Hog hatte diesen traurigen Bericht, den Joel in
    Gegenwart seiner Schwester ihm abstattete, stumm ange-
    hört.
    »Das Los hätte nicht weggegeben werden dürfen«, sagte
    er dann plötzlich. »Nein, das durfte nicht geschehen!«
    »Konnte ich anders, Herr Sylvius?« rief das junge Mäd-
    chen tief erschüttert.
    »Nein . . . freilich . . . Sie konnten wohl nicht anders han-
    deln! . . . Und doch . . . Oh, wenn ich dabei gewesen wäre!«
    Und was hätte er wohl getan, der Professor Sylvius Hog,
    wenn er dabei gewesen wäre? Das ließ er nicht laut werden,
    sondern fuhr fort:
    »Ja, meine liebe Hulda, ja, Joel, ihr habt ja eigentlich nur
    nach Kindespflicht gehandelt. Doch was mich ergrimmt,

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    ist der Umstand, daß jener Sandgoist nur den Aberglauben
    der Leute ausbeuten wird. Wenn man dem Los des armen
    Ole eine Art übernatürlichen Wert andichtet, so wird nur
    er daraus Vorteil ziehen. Und doch, zu glauben, daß jene
    Nummer 9672 notwendigerweise vom Schicksal besonders
    begünstigt sein müßte, ist lächerlich, ist geradezu töricht!
    Doch, alles in allem, ich selbst hätte ihm das Los bestimmt
    nicht überlassen. Nachdem Sie Sandgoists Gebot abgeschla-
    gen, hätte Hulda besser getan, auch ihrer Mutter gegenüber
    auf derselben Weigerung zu beharren!«
    Auf alles, was Sylvius Hog hier sagte, vermochten die
    Geschwister keine Antwort zu geben. Mit Überlassung des
    Loses an ihre Mutter hatte Hulda ja nur einem kindlichen
    Gefühl nachgegeben, um deswillen sie doch niemand ta-
    deln konnte. Das Opfer, zu dem sie sich entschlossen hatte,
    war ja nicht eine Aufopferung mehr oder weniger

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