Ein Macho auf Abwegen
erfolgversprechenden Versuch vorzubereiten. Das würde einen
ganzen Batzen Geld verschlingen. Ein ganzes Vermögen würde das kosten!“
„Ja, das wird es wohl, Pilar“, antwortete Marc gleichgültig,
denn er konnte sich selber an einer Hand ausrechnen, dass man so etwas nicht im
Sommerschlussverkauf bekommen konnte.
Sie fuhren wieder zurück in Richtung Mittelmeer, um über die
Küstenstraße nach Málaga zu gelangen. Beide waren in ihre eigenen Gedanken
vertieft, als Pilar die bedrückende Stille im Wagen unterbrach. „Marc, darf ich
Sie etwas fragen?“
„Nur zu!“
„Wenn wir heute nichts herausfinden werden und vielleicht
auch in der nächsten Zukunft nicht. Wie wird das mit Ihnen und Christina weitergehen?“
„Gute Frage, Pilar!“ Er dachte einen Augenblick nach. „Es
wird auf jeden Fall nicht einfach sein, im Gegenteil!“ Er sah zu der Anwältin
hinüber und versuchte ein optimistisches Lächeln, was ihm jedoch nicht gelingen
wollte. Pilar erspähte enorme Traurigkeit und einen Anflug von Verzweiflung in
seinen Augen. „Sie sagten doch, es wäre extrem unwahrscheinlich, dass Sie Ihr
Verhältnis vor der Öffentlichkeit verheimlichen können.“ Marc nickte stumm.
„Also wird man demnächst alles über Christina herausfinden und natürlich auch
bekannt machen. Das würde Ihnen doch beruflich einige Steine in den Weg legen,
oder nicht?“ Marc bejahte kurz und knapp. „Was werden Sie dann machen, Marc?
Ich meine, wenn es so schlimm kommen sollte, wie werden Sie sich entscheiden?
Welchen Preis werden Sie bereit sein zu zahlen? Haben Sie darüber schon
nachgedacht?“
„Ja, natürlich habe ich darüber nachgedacht. – Es kann
durchaus möglich sein, dass niemand mehr meine Musik kaufen will, dass man mich
nicht mehr auf der Bühne sehen möchte. Außerdem würden andere Künstler weder
meine Kompositionen haben wollen noch bei mir Produktionen in Auftrag geben.
Kurz und gut: Ich wäre arbeitslos. Im schlechtesten Fall wäre das so. Das
könnte der Preis für ein Leben mit Christina sein. Aber ich habe meine
Entscheidung längst getroffen. Egal was kommt, ich will mein altes Leben nicht
mehr zurück haben. Ich habe nicht vor so weiterzumachen. Christina ist das
Letzte, was ich in meinem Leben verlieren will, selbst wenn man mich nicht mehr
arbeiten ließe!“
Der Mann imponierte ihr. Marc war wild entschlossen alles
herzugeben, um an Christinas Seite zu sein. Da konnte man schon fast ein wenig
eifersüchtig werden. So eine selbstlose Verbindung und das schon an deren
Beginn, bevor sie eigentlich richtig losgegangen war. Gar keine Frage, mutig
war der Mann! Qué hombre más fuerte! Ein starker Typ!, dachte sie.
„Dann lassen Sie uns beten, dass wir etwas für Sie beide tun
können, Marc! Sie werden Ihr Leben in Zukunft nämlich nur mit ihr teilen
können, wenn Christinas Vergangenheit Ihnen nicht mehr schaden kann. Sie würde
es niemals zulassen, dass Ihr Lebenswerk ihretwegen aufs Spiel gesetzt wird.
Sie würde auf Sie verzichten, Marc, sosehr Christina Sie auch liebt! Sie würde
zu keiner Zeit einfach zuschauen, wie man Ihnen das Herz bricht, und Ihnen das
nimmt, wofür Sie Jahrzehnte lang hart gearbeitet haben und womit Sie so enorm
erfolgreich waren. Sie könnte Ihnen das niemals antun, Marc! Christina könnte
mit dieser Schuld nicht weiterleben! Das wäre exakt eine Last zuviel auf ihren
Schultern. Ich glaube, das würde ihr den Todesstoß versetzen! Sie kann nicht
noch mehr ertragen, als sie schon ertragen musste!“
Er schaute aus dem Fenster, um Pilar nicht ansehen zu
müssen. „Ja, das könnte so ein, das darf aber nicht passieren, und es wird
nicht geschehen! Nie! Niemals!“, rief er wütend und verzweifelt zugleich.
Sie kamen in der Straße an, wo diese Prostituierte wohnte.
Es handelte sich um eine dieser typischen Wohnsiedlungen, welche man von den
Hauptverkehrsstraßen aus im Vorbeifahren oft zu sehen bekam. Ein
Mehrfamilienhaus am anderen, jede Wohnung hatte einen kleinen Balkon, der aber
lediglich dem Aufhängen von nasser Wäsche diente. Alle Markisen waren
ausgefahren, damit die pralle Sonne die Räume nicht aufheizen konnte.
Im Treppenhaus kamen ihnen die verschiedensten Gerüche
entgegen. Die meisten Hausfrauen waren offensichtlich gerade dabei das Essen
für ihre Familien zu kochen. Der Geruch von Knoblauch, Fisch und gekochtem Kohl
vermischte sich mit dem für spanische Haushalte charakteristischen Duft nach
Chlor, womit man hier alles Mögliche reinigte.
Es
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