Ein Macho auf Abwegen
Was ist die eigentlich von Beruf? Vaters Tochter, oder was?“,
wetterte Christina leise zischend. Sie füllte in der Wäschekammer den Zettel
für die Reinigung aus und schimpfte jetzt lautstark über den Gast aus Zimmer
325. „Diese eingebildete alte Zicke! – Pah! – Kindchen! Dass ich nicht lache!“
„Wer hat dich denn so geärgert?“, fragte Bettina, als sie
dazu kam. „Ach, dieses dumme Perückenschaf aus der 325 kann einen ganz schön
zur Weißglut bringen. Saublöd ist die – und sonst gar nichts! Weißt du, wie die
mich nennt? – Kindchen sagt die zu mir und ist mindestens zehn Jahre jünger als
ich. Und jetzt schreibe ich einen Roman an die Wäscherei, weil ihr Kostüm von
Loui-Loui ist, und wir minderbemittelten, in Armut dahinsiechende Dienstboten
nicht wissen, wie man dieses wertvolle Stück wieder sauber macht! Sie kennen
sich sicherlich mit so etwas nicht aus, Kindchen! Das ist ein Design von
Loui-Loui!“, äffte sie das Blondchen nach.
Pink-Lila-Bettina lachte bei Christinas Anblick laut los.
„Wer ist das denn überhaupt, Christina? Wie heißt die denn?“ Christina schaute auf
ihrer Liste nach. „Sie heißt Bachmaier.“ Bettina schaute ihr Gegenüber fragend
an. „Ach, dann weiß ich, wer das ist. Die kennst du nicht?“ Christina
schüttelte den Kopf. „Nein, nie gesehen. Muss man das denn? Wer soll das sein?“
„Das ist Babsie Bachmaier, das Luder Nummer eins in
Deutschland! Die kennt doch jedes kleine Kind!“ Christina hatte keine Ahnung,
dass man diese Sorte Frauen kennen musste, um mitreden zu können. „Luder? – Ach
so, du meinst, sie ist so ein Boxenluder von der Formel 1, die immer mit den
Fahrern fotografiert werden.“ Christina war sichtbar stolz, wenigstens das zu
wissen. Bettina klärte ihre ältere Kollegin nun über den Berufsstand des Luders
auf. „Ja, ja, auch! Es gibt allerdings ganz verschiedene Arten von Ludern.
Also, natürlich gibt es die Boxenluder. Das sind quasi die Mütter aller Luder.
Es gibt aber auch noch Partyluder, Teppichluder oder auch Besenkammerluder.“
Unter einem Partyluder konnte Christina sich ja noch irgendetwas vorstellen.
„Was in aller Welt ist ein Teppich- oder Besenkammerluder?“ Bettina erteilte
Christina nun eine Nachhilfestunde im Luderwesen. „Teppichluder legen Promis
beim Teppichkaufen sozusagen auf einem Stapel echter Perser flach, und
Besenkammerluder machen das Gleiche in der Besenkammer!“
„Flachlegen?!“, prustete Christina laut los, „In einer
Besenkammer?“
„Na ja, so was in der Art. Du weißt schon, was ich meine. –
Auf jeden Fall ist das große Ziel eines jeden Luders, einen Prominenten zu
ehelichen oder wenigstens von ihm schwanger zu werden. Dann haben sie es
geschafft und sind ganz oben angelangt.“ Christina war neugierig geworden. „Und
wie wird man so ein Luder?“ Bettina grinste bedauernd. „Das kannst du dir
leider abschminken, meine Liebe! Aus dem Luderalter bist du ganz eindeutig
schon heraus. Grundvoraussetzung für eine Luderkarriere ist natürlich jung zu
sein, und ein gewisses Startkapital muss man auch haben.“
„Startkapital? Wofür das denn?“, wunderte Christina sich.
Bettina schlug sich übertrieben fest mit der flachen Hand an die Stirne. „Na, für
Schön-heits-operationen! Neue Nase, dicke Lippen, neuer Busen. Fett weg an
Bauch, Beinen und Po. Ein Luder mit Cellulite hat absolut keine Chance! Teure
Klamotten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Du weißt doch: Kleider machen
Leute!“ Christina nickte. So langsam konnte sie sich in die Materie
hineindenken. „Von Lou-Loui natürlich.“
„Min-des-tens von dem! Wenn das alles erledigt ist, muss man
noch etwas für den Kopf tun“
„Ja, klar! Einen Kurs in Allgemeinbildung in der
Volkshochschule.“
„Mit Nichten, meine Liebe! Das ist nun wirklich nicht
notwendig. Ich meine damit Friseur und Kosmetik. Wenn das allesamt erledigt
ist, muss man es nur noch fertig bringen, in gewisse VIP-Diskos ’reinzukommen,
und dann klappt es schon mit dem Rumludern.“
Christina war tief beeindruckt. „Aha, so kinderleicht ist
das also! Und warum ist gerade diese Babsie Bachmaier das Luder Nummer Eins?“
Bettina verdrehte ihre Augen. „Boh, Christina! Weil sie sich den begehrtesten
deutschen Singlepromi geangelt hat.“ Christina hatte wirklich keine Ahnung.
„Und wer ist dieser heiße Typ?“ Bettina fasste es nicht. Christina war, was
deutschen Klatsch anbelangte, überhaupt nicht auf dem Laufenden. „Mensch,
Christina!
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