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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Da gibt es zurzeit nur einen Einzigen. Marc Stevens natürlich! Wer
denn sonst?“
    „Den kenne ich! Marc Stevens gab es vor zwanzig Jahren auch
schon. So frisch ist der aber auch nicht mehr, oder?“ Bettina schwärmte. „Marc
ist, glaube ich, so um die Fünfzig, aber der ist immer noch ganz schön knackig.
Die Bachmaier war eine Weile mit Stevens zusammen. Während ihrer Beziehung gab
es immer wieder Skandale. Er ist um die Häuser gezogen und hat sie dabei
mehrmals öffentlich betrogen, während Babsie zu Hause herumhockte. Nach der
Trennung versuchte sie zuerst im Fernsehen Fuß zu fassen, danach in der
Werbung. Das klappte aber alles nicht. Man kann sie wohl als vollkommen
talentfrei bezeichnen. Jetzt hat sie immer wieder Männergeschichten, erzählt
davon regelmäßig der Presse, macht dann öffentlich wieder Schluss und plaudert
anschließend aus dem Nähkästchen. Die Yellow-Press und Boulevardmagazine zahlen
ihr eine Menge Geld für die Exklusivrechte.“ Christina kräuselte die Stirn. 
„Sie hat es aber nicht geschafft, Marc Stevens zu heiraten oder wenigstens ein
Kind von ihm zu bekommen? Und Blondie ist trotzdem die Nummer eins, sagst du?“
    „Sie ist zumindest die Populärste von allen. Ich denke, den
Stevens unter die Haube zu kriegen, oder von dem ein Kind zu bekommen, ist gar
nicht zu schaffen. Der ist doch einfach viel zu clever! Marc Stevens kennt
seine Pappenheimer.“
    Promimännchen möchte ich auch nicht sein, dachte Christina
für sich.
     
    Die Zeit verging für Christina wie im Flug. Sie hatte gar
keine Gelegenheit sich zu langweilen oder gar ins Grübeln zu kommen. An einem
ihrer hotel- und frauenhausfreien Tage machte sie einen Computerkurs mit
Schwerpunkt Textverarbeitung und Tabellenkalkulation. Sie hatte nicht vor, für
immer und ewig Zimmermädchen zu bleiben und erhoffte sich durch diese
Weiterbildung bessere Aussichten auf einen weniger beschwerlichen Bürojob.
Eventuell würde sich ja irgendwann hier im Hotel einmal diese Möglichkeit
ergeben. Wenn Bettina sich von ihrem Jupp loseisen konnte, verbrachten die
beiden ungleichen Kolleginnen ab und zu einen gemütlichen Frauentag mit
Stadtbummel, Sonnenbank, Kino oder Essen gehen. Aber die allermeiste Zeit
verbrachte sie in der Villa bei ihren Leidensgenossinnen. Sobald sie mit der
Arbeit im Hotel fertig war, fuhr sie mit der Bahn zum Frauenhaus und kam an
diesen Tagen erst spät abends zurück. Selbst an den arbeitsfreien Wochenenden
stand sie zeitig auf und hielt sich den ganzen Tag im Heim auf. Sie kümmerte
sich hauptsächlich um die Kinder, gab Nachhilfe und spielte mit ihnen, je nach
Wetterlage, drinnen oder draußen. In einer Ecke des Gartens hatte sie, mit
eifriger Unterstützung der Kleinsten, ein Gemüse- und Kräuterbeet angelegt. Die
Knirpse hatten eine Riesenfreude daran, die Pflanzen beim Wachsen zu
beobachten, und Christina konnte an der frischen Luft sein, was sie neuerdings
viel lieber tat, als sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten.
    Mit Hilde Clemens kam Christina auch bestens zurecht. Hilde
kam ihr vor wie eine aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts
Übriggebliebene. Die Heimleiterin trug nichts anderes als enge Jeans mit
schweren Lederboots und Nickipullovern. Der Armeeparka, den sie immer anhatte,
war mit Sicherheit ein originales Schätzchen aus ihrer Jugendzeit. Hilde hörte
auch keine andere Musik als die von Carlos Santana, den Rolling Stones und all
den bekannten Bands, welche vor dreißig Jahren so populär waren.
    Die Dienstbesprechungen im Büro der Heimleiterin vollendete
Frau Clemens immer mit einem ihrer leidenschaftlich selbstgebackenen Kuchen und
frischgebrühtem Kaffee.
    Manchmal redeten sie beim Kaffeeklatsch auch über private
Dinge. Christina hatte hier und da ein paar komische Anekdoten aus dem Hotel zu
erzählen, die Hilde Clemens köstlich amüsierten.
    „Und Christina? Ist es hier bei uns so, wie Sie es sich
vorgestellt hatten?“, wollte Hilde Clemens eines Nachmittags von ihr wissen.
„Oh ja, Hilde! Ich komme so gerne her. Die Arbeit mit den Kindern macht mir
wirklich einen Riesenspaß!“ Ihre Chefin schaute sie auf einmal ganz ernsthaft
an. „Was hat Sie bisher am meisten beeindruckt?“, fragte sie. Christina dachte
einen Augenblick nach. „Die Veränderung der Kinder, glaube ich. Am Anfang sind
sie kaum in der Lage zusammenhängende Sätze zu sprechen. Nach und nach beginnen
sie flüssig zu reden, und einige hören dann gar nicht mehr auf zu quasseln. Das
ist so

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