Ein Macho auf Abwegen
sein ihre
Zwillingsschwangerschaft zu akzeptieren. „Es werden doch wohl nicht Drillinge
werden!“, befürchtete Christina, als sie sich wieder beruhigt hatten. Marc nahm
sie in den Arm und drückte sie fest an sich. „Ach, das nehmen wir dann auch
noch! War es eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“ Christina brach wieder in
einen Lachkrampf aus. „Es hatte auf jeden Fall keine
Pipi-Langstrumpf-Haarspange, aber seine Haare waren feuerrot!“ Marc lachte
Tränen. „Eindeutig ein Junge! – Kuckuck!“
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„Hey, was machst du denn da, Christina?“, fragte Marc, als
er das Schlafzimmer betrat. Vor ihm bot sich im Grunde eine recht ulkige Szene,
doch Marc verkniff sich augenblicklich ein spontanes Auflachen. Er hatte sofort
begriffen, was Christinas Aufführung zu bedeuten hatte.
Sie stand vor dem Schlafzimmerspiegel, bekleidet mit einer
seiner Jeans nebst einem extrem weiten Shirt, ebenfalls aus seinem
Kleiderschrank, welches ihr beinahe bis an die Knie reichte. Unter das Shirt
und in die Jeans hatte sie ein prallgefülltes Kopfkissen gesteckt. Christina
betrachtete ihr Profil mit gerunzelter Stirn, machte dabei ihren Rücken so hohl
wie es ihr überhaupt nur möglich war und schob gleichzeitig den Kopfkissenbauch
weit nach vorne. Sie hatte ihre Wangen von innen dick aufgeblasen und stampfte
breitbeinig im Schlafzimmer auf und ab. Ihren Blick ließ sie dabei nicht von
ihrem Spiegelbild. „Hübsch, ne?“, bemerkte sie und stakste weiter geräuschvoll
über den Parkettboden, während sie einmal kräftig Luft holte, um ihre Wangen
erneut aufzublähen. „Es sieht wunderbar aus“, bestätigte Marc ihr Urteil.
Hätte er das jetzt nicht sagen dürfen? Christina ließ ihre
Wangen schlagartig wieder zusammensinken, stemmte die Hände in die nicht mehr
vorhandene Taille und funkelte ihn empört an. „Was soll das, Marc? Schau mich
doch mal an! Wie kannst du sagen, dass ich ein wunderbarer Anblick bin? Wie
eine ausgewachsene Elefantenkuh sehe aus! Fehlt nur noch, dass ich irgendwann
anfange zu trompeten.“
Marc ging sachte auf sie zu, holte das Kopfkissen unter
ihrem Hemd hervor und zog sie an sich. „Sei nicht albern, Christina. Mir hat
dein Anblick wirklich gut gefallen, und ich freue mich schon darauf, wenn du
dir in ein paar Monaten dafür kein Kopfkissen mehr unter deine Klamotten
stecken musst. Warum bist du nur so negativ? Eine Frau sieht nun mal so aus,
wenn sie schwanger ist.“ Christina wich einen Schritt zurück und sah ihm mit
festem Blick in die Augen. „Das sagst du heute. Heute sehe ich ja in
Wirklichkeit auch nicht so aus. Aber wie wird es sein, wenn ich mit jedem Tag
mehr auseinandergehe wie ein Hefekuchen. Wirst du das dann auch immer noch so
toll finden? Ich meine – wirst du mich auch dann noch hübsch finden?“
Marc ärgerte sich über ihre Frage. Warum zweifelte sie so an
ihm? Oder brauchte sie seinen Rückhalt jetzt einfach nur noch mehr, als sie ihn
ohnehin schon vor ihrer Schwangerschaft benötigt hatte? Marcs normalerweise
immer vorhandenes Lächeln war aus seinem Gesicht verflogen. Er nahm Christinas
Hand, zog sie hinter sich her, platzierte sie herb auf ihrem Bett und sprach
mit eindringlichem Ton auf sie ein. „Du hörst mir jetzt bitte ganz genau zu,
Christina. Ich sage das nämlich nur ein einziges Mal, damit dieses Thema für
immer und alle Zeiten aus der Welt ist.“
Marc war nicht nur stinksauer, sondern auch beträchtlich
gekränkt. Seine Ton-Blick-Kombination war nur allzu deutlich. Christina schaute
ihn kleinlaut von unten herauf an.
„Ich habe alles dafür getan, um mit dir zusammen zu sein.
Ich habe einiges dafür aufs Spiel gesetzt. Nicht nur meine Karriere, sondern es
hätte mich beinahe auch meine Gesundheit und gar mein Leben gekostet.“
Weshalb schmierte er ihr das jetzt aufs Butterbrot? Sie
wusste doch selbst am besten, welche Schwierigkeiten sie ihm schon gemacht
hatte. Wieso wollte er ihr das gerade heute vorwerfen? „Marc, warum ...?“,
redete sie ihm vorsichtig dazwischen. „Nein, du hast jetzt Sendepause. Jetzt
rede ich!“ Ihm war es absolut ernst, und sie wusste, dass er keine Anmerkung
ihrerseits dulden würde. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, und er
machte keinerlei Anstalten sich zu ihr hinunterzubeugen. Seine Position war
eindeutig. Er gab den Ton an, und sie war lediglich sein Publikum. Er redete
gefährlich leise und auffällig energisch weiter. „Ich habe mich auf dich
eingelassen, obwohl diese Beziehung von
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