Ein Macho auf Abwegen
Lover, bekochte ihn und hielt seine Wohnung
sauber. Statt auszugehen gab es gemütliche, romantische Fernsehabende zu zweit.
Außerdem begann sie ziemlich schnell eine gemeinsame Zukunft zu planen und
merkte offensichtlich nicht, wie sie die Jungs damit verängstigte und einengte.
Darüber hinaus dauerte es nicht lange, bis Gaby sich über das Heiraten und das
Kinder bekommen ausließ, und den neuen Freund ihrer Familie als zukünftigen
Schwiegersohn präsentierte. Jedenfalls machten die Mannsbilder im Anschluss an
den ersten Kaffeeklatsch bei den Schwiegereltern in spe verängstigt Schluss,
und Gaby kochte wieder nur für sich alleine.
Nach ihren ausgedehnten Berichten über fast jede einzelne
Beziehungskiste resümierte Gaby beinahe schon hoffnungslos: „Du siehst,
Christina. Ich habe kein Glück in der Liebe! Es will einfach nicht klappen!“
Christina schmunzelte über den Tisch, der nun randvoll mit köstlichen
italienischen Vorspeisen gedeckt war. „Warum brennt es dir denn so auf den
Nägeln, muchacha? Ich verstehe das nicht. Du bist doch noch so jung!“
„Ach, hör doch auf! Ich bin Mitte Zwanzig! Da sind andere
längst unter der Haube und haben Kinder. Meinst du, ich habe Lust als alte
Jungfer Kontaktanzeigen aufgeben zu müssen?“, beschwerte sich Gaby lauthals.
Christina kam plötzlich Pink-Lila in den Sinn. Gaby hatte
eigentlich die gleichen Ziele wie Bettina. Heile Welt und Friede, Freude,
Eierkuchen. Nur war Bettina mit ihrem Jupp schon seit der Schulzeit zusammen
und eigentlich auch wesentlich bodenständiger als Gaby. Bettina stellte sich
eine Zukunft mit Mann und Kind, Bausparvertrag, einem Häuschen im Grünen und
einer angemessenen Altersversorgung vor. Kurz und gut. Bettina wollte
Sicherheit, und sie machte sich keine Illusionen. Von Liebe hatte Bettina
eigentlich nie gesprochen. Gaby dagegen wollte alles auf einmal: Der
potentielle Heiratskandidat musste zwecks Familienplanung intelligent und
gutaussehend sein, seiner Frau jeden Wunsch von den Augen ablesen und sie auf
Händen tragen, er durfte keine Hobbys haben und sich nur für Familie und Arbeit
interessieren.
„Warum wollen die Kerle immer nur mit mir ins Bett, und dann
verziehen sie sich wieder? Gibt es denn keine Männer mehr, die auch eine
Familie haben wollen?“
„Natürlich gibt es noch Familienmänner! Nur binden sie sich
heute nicht mehr so schnell. Früher hatte man, mangels Verhütung, viel eher
Nachwuchs. Was meinst du, wie viele Ehen nur deswegen geschlossen wurden.
Derzeit kommt der Kindersegen auf Bestellung und viel später. Heutzutage dauert
die Berufsausbildung doch auch viel länger. Überlege doch mal! Wie viele
studieren und sind in deinem Alter immer noch nicht fertig mit ihrer
Ausbildung. Es ist doch normal, wenn so jemand noch keine Familie gründen kann
und will. Die brauchen zunächst einmal einen guten Job und wollen in erster
Linie Karriere machen, sich austoben. Für viele geht doch das Heiraten erst ab
Fünfunddreißig los!“
Gaby knabberte an ihrer Unterlippe während sie zuhörte. „Du
sprichst von Männern, ich bin aber eine Frau!“ Christina konnte es nicht
fassen. Sie hatte Gaby eigentlich überhaupt nicht für dumm gehalten, aber ihre
Einstellung zu diesem Thema war unglaublich altmodisch. „Das ist nicht zu
übersehen, Gaby. Aber hast du schon einmal etwas von Emanzipation gehört? Dem
Himmel oder Alice Schwarzer oder sonst wem sei Dank, haben wir weiblichen Wesen
heute die gleichen Möglichkeiten und Rechte wie die Herren der Schöpfung! Eine
ganze Reihe Frauen machen heute vor allem Karriere und bekommen ihrer Kinder
nicht vor Mitte Dreißig. Das ist doch alles überhaupt kein Problem mehr!“ Gaby
schaute trotzig zu Christina herüber. „Das will ich aber nicht! Ich habe keine
Lust, noch zehn Jahre lang jeden Tag acht Stunden in die Tasten zu hauen! Ich
habe keine Lust mehr, in meiner Wohnung alleine zu sein! – Ich will Marc
Stevens, der hat seine Karriere wenigsten schon gemacht!“
Christina verstand die Welt nicht mehr. Trautes Heim – Glück
allein mit dieser Kanaille, Stevens? „Hör zu, Gaby! Wenn du jetzt gesagt
hättest: Ich will mit Stevens eine heiße Nacht verbringen. Okay, das hätte ich
nachvollziehen können. Er ist erfolgreich, berühmt und hat Geld wie Heu. Das
macht bekanntermaßen sexy, aber du stellst dir doch nicht ernsthaft vor, dass
dieser Macho zum Familienvater mutieren könnte.“ Gaby saß bockig und mit verschränkten
Armen vor ihr. „Und warum
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