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Ein Mädchen aus Torusk

Ein Mädchen aus Torusk

Titel: Ein Mädchen aus Torusk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fehlanzeige. Kein Schiff im Bereich, das genannt wurde. Die Luftkontrolle machte hinter der nächtlichen Radarmeldung ein Fragezeichen.
    »Hat sich verflogen, der Iwan«, sagte der Oberst schließlich. »Kommt überall vor. Unsere U-2 haben sich auch mal verfranzt.« Das war ein Witz, man lachte, trank Kaffee und blätterte weiter in Magazinen. So eine Nacht ist lang … vor allem, wenn es so langweilig schon seit Jahren ist.
    Betty Cormick landete drei Stunden später auf einem Sandstreifen der Küste. Sie ließ die Luft aus den Luftkammern des Schwimmfloßes, vergrub die schlaffe Plastikhülle im Ufersand, versenkte den kleinen Hilfsmotor mittels einiger angebundener Steine zwischen den Klippen, die südlich begannen, kämmte sich dann und legte sich am Strand nieder, bis der Morgen kam. Dann betrachtete sie sich im Spiegel, ordnete ihre moderne Sommerkleidung, kontrollierte alle Papiere, die auf Jeanette Parkins lauteten, hängte die flotte bemalte Ledertasche über die linke Schulter und wanderte landeinwärts bis zu der Staatsstraße, die von Trinidad nach San Franzisco führt.
    Sie saß nicht lange auf einem Stein, als ein Lastwagen hielt. Ein Kühlwagen, der Frischfleisch in die entlegenen Küstenstädte brachte.
    »Na, Puppe!« rief der Fahrer. »So allein im Wind? Dörrst ja ganz aus! Wäre schade, wenn dein Busen einschrumpfte.«
    »Kannst mich ja auf Eis legen, Boy!« rief Betty fröhlich zurück. »Hast ja genug Kälte im Kasten! Aber paß auf, daß nicht alles zufriert.«
    Der Fahrer lachte und stieß die Tür auf. »Steig ein, Baby! Ich fahre nach Frisco.«
    »Genau da will ich hin.«
    »'ne Stellung annehmen?«
    »Mal sehen, was einem übern Weg läuft.«
    Betty kletterte in das hohe Führerhaus, gab dem Fahrer die Hand und schloß hinter sich die Tür. »Ich heiße Jeanette.«
    »Ich bin Tommy. Frisco ist ein heißes Pflaster, Baby. Da kann man sich die Füße verbrennen.«
    »Ich nicht, Tom!« Betty lachte hell. »Ich habe bestimmte Fähigkeiten.«
    »Das glaube ich gern.« Tommy starrte auf Bettys Busen in dem engen Sommerkleid. Verflucht, dachte er. Wir in Amerika haben doch schicke Weiber! Aber auch davon gibt's genug!
    Mit lautem Gebrumm schwankte der Kühlwagen weiter nach San Franzisco.
    Moskau hatte seine beste Agentin, Nummer D 17, mit Erfolg abgesetzt.
    Es ist eigentlich so einfach, ein Spion zu sein.
    *
    Gegen Mittag erst wachte Anuschka auf. Sie setzte sich erschrocken im Bett hoch und sah sich um, bis sie begriff, wo sie war. Jetzt hörte sie auch, daß jemand an der Tür klopfte und daß es dieser Klopfton gewesen war, der in ihren Schlaf eingedrungen war und sie geweckt hatte.
    »Ja?« sagte sie. »Was ist?«
    »O nichts!« Eine Frauenstimme. Sicherlich das Zimmermädchen. »Ich wußte nur nicht, was los ist. Es ist schon zwölf Uhr. Entschuldigen Sie bitte.«
    Schritte entfernten sich. In anderen Zimmern fing es an zu rumoren. Das Geräusch eines Staubsaugers. Fenster klapperten. Türen schlugen. Irgendwo Musik aus einem Zimmerradio, Tanzmusik. Ein Mädchen pfiff dazu … auch noch falsch.
    Als habe sie Blei in den Gliedern und flüssiges Eisen in den Adern, so schwer fielen Anuschka alle Bewegungen. Sie wusch sich, starrte vor dem Spiegel auf ihr bleiches Gesicht, in dem die schrägen Augen merkwürdig fiebrig glänzten. Dann ging sie hinunter in den Speisesaal, aß ein Schnittchen mit Schinken und trank zwei Tassen Tee, bezahlte ihre Rechnung, faßte ihren kleinen Koffer und ging wieder hinaus auf die Straße.
    Der Weg zur Mauer war eine einzige Qual. Ich habe geschlafen, dachte sie. Geschlafen, während Tinja gewiß wach war. Nun ist es wieder Mittag, und was wird er tun? Armer Tinja …
    Wieder beobachtete sie die wenigen Autos, die hinüber in den Ostsektor fuhren. Wagen mit Standern der DDR, einmal ein großer Moskwitsch, in dem zwei Männer in Zivil saßen. Sonst war es still an dem Übergang. Man stand sich gegenüber, sah sich von Schlagbaum zu Schlagbaum an, zwei Welten, die nicht zusammenkommen konnten. Warum, das verstand Anuschka nicht, wie sie so vieles nicht verstand, weil sie einen so natürlichen Menschenverstand besaß, in den die Politik einfach nicht hineinpaßte. Wir sind Menschen, sie sind Menschen, wir wollen arbeiten und satt sein, sie wollen arbeiten und satt sein, wir alle wollen Ruhe und Frieden … ist das so schwer zu verstehen und so schwer zu erreichen? Man kann es nicht begreifen, wenn man ein einfacher Mensch ist und kein Politiker, der für Verwirrung

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