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Ein Mädchen aus Torusk

Ein Mädchen aus Torusk

Titel: Ein Mädchen aus Torusk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Inseln an. Nur Frau Dr. Faßler, die Ärmste in der Runde, zerfetzte in einsamer Verzweiflung einige Spitzentaschentücher und wußte keinen Rat gegen diese ›teuflische Aktion‹, wie sie die Anzeige Abels' in einem Telefonrundgespräch nannte. Und während Frau Senator Pottbeck ihrer Nerven wegen gegen Mittag zur Bühler Höhe gefahren wurde, blieb Frau Dr. Faßler nichts anderes übrig, als ihrem Mann zu beichten, wie die beiden Briefe entstanden waren.
    Dr. Faßler war ein Mann der Realität.
    Er rief sofort Martin Abels an. Als er erfuhr, daß dieser auf dem Weg nach Berlin sei, wandte er sich nach Köln und bat Reeder Holgerson ans Telefon. »Es ist mir peinlich«, sagte er, nachdem er den Sachverhalt schonungslos erklärt hatte, »aber Sie wissen ja, wie die Frauen sind. Ein Blutegel ist ein charmantes Würmchen dagegen. Und ein gebärender Tiger ist ein Schoßkätzchen. Ich bin voller Mitgefühl für Abels – aber davon hat er ja nichts. Was kann man tun? Könnten Sie nicht vermitteln, Herr Holgerson?«
    »Sie kennen doch Abels«, antwortete Holgerson.
    »Ja, leider«, seufzte Dr. Faßler. Er wußte, was diese Frage bedeuten sollte. Bei diesem Duell blieb einer auf der Strecke. »Ich weiß, daß Entschuldigungen lahm sind. Rechtlich gesehen ist eine Beleidigungsklage drin, mehr nicht. Das bekommen wir mit der Justiz hin. Es sind da einige Bundesbrüder, Sie wissen – es geht mir hier nur um den gesellschaftlichen Skandal. Ich habe mir gedacht: Wir unterlassen alles, lassen es darauf ankommen und schließen Abels einfach aus. Um einen abseitsstehenden Mann wird sich keiner ein Bein ausreißen.«
    »Ich muß nur immer wieder sagen: Sie kennen doch Abels«, sagte Holgerson.
    »Er kann uns doch nicht zwingen, sein Taigamädchen als vollwertig anzuerkennen.«
    »Er wird vieles können. Und er hat die besseren Nerven, darauf kommt es an. Wenn jemand aus Sibirien seine Frau holt, der hat keine Angst vor der Gesellschaft. Er hat sich gegen Wölfe und die Rote Armee durchgesetzt – was bedeutet da ein Dr. Faßler?«
    »Hier leben wir in Deutschland, Herr Holgerson! Hier sind andere Sitten.«
    »Sie sagen es, Dr. Faßler.« Holgerson tat es gut, so zu sprechen. »Nur ob sich hier bessere Sitten herausgebildet haben, möchte ich dahingestellt sein lassen.«
    Und er hängte ab. Dr. Faßler warf den Hörer zurück auf die Gabel. Ihm war nicht wohl zumute. Immer diese Weiber, dachte er verbittert. Man hätte damals wirklich nicht auf die Mitgift, sondern auf sein Herz hören sollen. Aber wer kann ahnen, daß einmal ein Mädchen aus Torusk auftaucht und die Maske der Hohlheit vom Antlitz unserer Gesellschaft reißt?
    Er wählte eine neue Nummer und rief noch einmal Dr. Petermann an.
    »Hören Sie, Doktor«, sagte Dr. Faßler mit fester Stimme. »Wir sollten uns einmal zusammensetzen. Ihr Trick mit den Belohnungen von tausend Mark war gut. Ich bin nicht gewillt, um des Verschweigens wegen mehr zu bieten –«
    »Abels will bis zehntausend Mark gehen!« antwortete Dr. Petermann fröhlich.
    »Ich ahne es. Es rast der See.«
    »Sie haben den Wind dazu gemacht.«
    »Unsere Frauen! Es ist zum Kotzen, Doktor! Wir sollten gemeinsam einen Modus finden, der das alles aus der Welt schafft. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
    *
    In einer dieser Mainächte wurde an der kalifornischen Küste, in der Gegend von Kap Mendocino , nördlich von Fort Bragg, ein Schlauchboot an den Strand gespült.
    Außerhalb der Dreimeilenzone war es aus einem niedergegangenen Flugzeug abgeworfen worden. Ihm folgte ein schmaler Körper, der auf dem Wasser des Stillen Ozeans aufschlug, wieder auftauchte, mit ein paar Schwimmstößen das Gummifloß erreichte, zu dem Flugzeug hinauf einige schnelle Blinkzeichen gab und sich dann umzog. Das Flugzeug unbekannter Herkunft schraubte sich wieder hinauf und entschwand in westlicher Richtung. Es tauchte ein paarmal auf den Radarschirmen der US-Luftkontrolle auf, ein paar Nachtjäger wurden losgeschickt, sich das rätselhafte Ding einmal anzusehen, aber dann irrten sie in der Luft herum, suchten vergeblich den Nachthimmel ab und erfuhren, daß das Flugzeug über zehntausend Meter Höhe gewonnen habe und deshalb für die Jäger außer Reichweite sei.
    »Ein russischer Aufklärer, völlig eindeutig«, sagte ein Oberst, der die Radarbilder zur Auswertung erhielt. »Aber was wollte der Bursche über der See? Er hat doch vor der Küste abgedreht? Ist irgendein Marineheini unterwegs?«
    Die Navy meldete

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