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Ein Mädchen aus Torusk

Ein Mädchen aus Torusk

Titel: Ein Mädchen aus Torusk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einigen Tagen wieder jeden Morgen. Was soll's, Genossen, sie war eben wieder schwanger. Der Winter hatte früh begonnen.
    »Du?« sagte Stepan breit. Sein Blick wanderte zu dem Mädchen. Er fand keine Erklärung und verhielt sich so, wie es ein kluger Mensch tut: Er stellte sich dumm. »Das ist schön, daß ich dich wiedersehe! Njuschka!« Er wandte sich um zu seiner Frau und wies auf Abels. »Das ist ein guter Freund von mir. Ein Herzensfreund. Du solltest ihm ein paar Eierchen braten, mit Speck. Magst du doch, nicht wahr?« Er schielte wieder zu Amalja. Ein süßes Vögelchen, dachte er. Und dann, aus dem Urgrund seiner Seele, brach das Deutsche wieder in ihm auf. Welch ein toller Hund, dachte er. Ist auf der Reise nach Norden und angelt sich nebenbei eines der schönsten Mädchen, das ich gesehen habe. Der Kerl hat Nerven.
    Es war nur ein kurzes Aufflackern. Njuschka erinnerte ihn daran, daß er Russe war. Sie klapperte mit der Pfanne und sagte: »Stepanja, ich habe keine Eier mehr.«
    »Dann back einen Butterkuchen, Täubchen!« Stepan zeigte auf eine Milchkanne. »Geh und melk die Kuh!«
    Als Njuschka in den Stall gegangen war, trat er näher und brachte sein Gesicht nahe an das von Abels. »Was willst du hier?« zischte er. »Ich kann dir nicht weiterhelfen. Das weißt du doch. Wer ist das Weibchen?«
    »Amalja Semperowa. Sie soll bei dir wohnen.«
    »Bei mir? Unmöglich!«
    »Sie hat keine andere Wahl. Du mußt sie bis zum Frühjahr bei dir verborgen halten.«
    »Verrückt! Njuschka und sie … sie würden sich zerfleischen wie liebestolle Wölfinnen!« Stepan schielte zu Amalja. Sie ist höchstens fünfundzwanzig, dachte er. O Gott, welche Komplikationen wachsen da heran. »Es geht nicht«, sagte er laut.
    »Du hast damals gesagt: Wenn du mich brauchst, komm zu mir. Jetzt brauche ich dich. Und wenn du noch so sehr zum Russen geworden bist.« Plötzlich sprach Abels deutsch, und der ehemalige Gefreite Stefan Feldmann zuckte zusammen. »Du bist ein deutscher Kamerad und haust uns nicht in die Pfanne! Das Mädchen heißt auch nicht Amalja, sondern Betty Cormick.«
    »Ach, du Scheiße!« Stepan atmete tief auf. »Sag bloß, daß sie von den Amis hier abgesetzt worden ist.«
    »Genau das ist sie.«
    »Und jetzt bei mir? Hör mal, bei dir fehlt wohl 'ne Schraube! Mach bloß, daß du verduftest. Ich habe mehr zu verlieren als du! Ich habe sechs Kinder! Ich lebe glücklich als Russe! Keiner weiß, wer ich bin, ich soll im nächsten Jahr sogar in die Bezirksvertretung der Partei übernommen werden, ich habe dreimal eine Auszeichnung wegen Erfüllung des dreifachen Solls bekommen … geh mir vom Hals mit deiner Betty!«
    Abels winkte Amalja. Sie trat näher und setzte sich auf einen Schemel mitten ins Zimmer. Stepan sah es mit zusammengekniffenen Augen und deutlicher Abwehr. Abels knöpfte seinen Pelz auf und holte aus der Brusttasche seinen von Oberingenieur Duganoff unterzeichneten Passierschein.
    »Lies!« sagte er. »Ich bin Nikolai Stepanowitsch Arkadjef, die rechte Hand vom Genossen Duganoff. Du kennst Duganoff?!«
    »Wer kennt ihn nicht hier?« Stepan las schnell das Papier und gab es Abels zurück. »Gratuliere, Kumpel! Du hast es schneller geschafft als damals ich. Ich habe mit Njuschka drei Jahre im Untergrund leben müssen, bis ich einen Paß bekam und nach Tygdinsk wandern konnte. Aber was soll das alles? Nimm du sie doch zu dir!«
    »Ich ziehe in drei Wochen weiter.«
    »Verrückt! Du bist in zwei Tagen zu einem Eiszapfen erstarrt, trotz Schnaps und Pelz! In drei Wochen haben wir da oben fünfzig Grad.«
    »Wem sagst du das. Ich habe lange genug an der Lena gelebt. Aber wir wollen nicht von mir sprechen … wo kannst du Betty oder besser: Amalja unterbringen? Sie muß bei dir bleiben, Stepan!«
    »Unmöglich!« rief Stepan wieder. »Ihr könnt Njuschkas Butterkuchen essen und ein Schnäpschen trinken, aber dann ist die Gastfreundschaft vorbei!«
    Amalja erhob sich und winkte Abels zu. »Kommen Sie, Nikolai«, sagte sie müde. »Es hat keinen Zweck. Fahren Sie mich zurück zum Bahnhof und setzen Sie mich dort ab. Und dann kümmern Sie sich nicht mehr um mich. Jeder muß sehen, wie er weiterkommt. Sie haben Ihr Ziel …« Sie hob die Arme und ließ sie an den Körper zurückfallen. Es war eine Gebärde der völligen Hilflosigkeit, ohne Trost und Hoffnung. Stepan nagte an seiner Unterlippe. Es ist eine verfluchte Situation, dachte er. Wenn der NKWD sie entdeckt, ist sie keine Kopeke mehr wert. Ich kenne sie,

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