Ein Maerchenprinz aus dem Orient
ältere Gäste verabschiedeten sich, doch die jüngeren versammelten sich auf der Tanzfläche.
Rashid streckte Bethanne die Hand hin. âHast du Lust?â
Sie nickte und stand auf.
Er war sich bewusst, dass sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zogen, als er Bethanne zur Tanzfläche führte. Mit dem blonden Haar und den blauen Augen stach sie unter den anderen einheimischen Frauen hervor. Sie im Arm zu halten vermittelte Rashid ein tolles Gefühl. Sie war gröÃer als die meisten Frauen, mit denen er zuvor ausgegangen war. Er musste sich nicht zu ihr hinabbeugen, um sie zu verstehen.
Der Kuss in Quraim Wadi Samil kam ihm in den Sinn, während sie sich langsam im Takt der Musik bewegten. Unwillkürlich zog er sie noch etwas näher an sich heran. Er hatte zahlreiche Frauen geküsst, und bei Marguerite hatte er sogar geglaubt, es aus Liebe getan zu haben. Mit Bethanne war alles anders. Er befand sich in einer Zwickmühle. Sobald der Vertrag mit al Benqura unterzeichnet war, würden sie und er wieder getrennte Wege gehen. Er machte sich nichts vor. Ihm war klar, dass er ihre Nähe suchte und sich immer wieder freinahm, um Zeit mit ihr zu verbringen. Er hörte ihr gern zu. Sie legte nicht jedes Wort auf die Goldwaage, versuchte nicht um jeden Preis zu gefallen. Viele Menschen in seiner näheren Umgebung waren Schmeichler, wie er nur zu gut wusste.
Sie sah hinreiÃend aus, und es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, sie nicht an sich zu drücken, zu küssen und zu lieben. Ihre Haut hatte einen zarten rosigen Schimmer, ihre wachen Augen leuchteten voller Humor und erinnerten ihn an das Meer an einem sonnigen Tag. Am liebsten hätte er die Finger durch ihr seidiges Haar gleiten lassen, sie gestreichelt und gespürt, wie sie sich an ihn schmiegte.
Bethanne mit anderen Frauen zu vergleichen war unfair. Im Gegensatz zu Marguerite war sie bescheiden und aufrichtig. Sie hatte es nicht darauf abgesehen, Kapital aus dieser Situation zu schlagen. Sie hatte nicht einmal angedeutet, dass sie die Halskette behalten wollte. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er an ihre Sorge, sie könnte den Schmuck verlieren, dachte. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, sie in einem solchen Fall dafür aufkommen zu lassen. Sein Assistent hatte auf seinen Wunsch hin einige Colliers mit blauen Steinen in sein Büro bringen lassen. Er hatte sich für das mit den Saphiren entschieden, weil diese genau der Farbe von Bethannes Augen entsprachen.
Wie hatte er sich so sicher sein können? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie Marguerites Augen ausgesehen hatten. Er schaute Bethanne an. Sie sah verzaubert aus â und bezaubernd. Ihr selbstvergessenes Lächeln zeigte, wie sehr sie den Abend genoss. Als spürte sie seinen Blick, sah sie zu ihm auf.
Am liebsten hätte er auf der Stelle mit ihr den Saal verlassen, sie an einen abgeschiedenen Ort geführt und erneut geküsst.
âAmüsierst du dich gut?â, fragte er, nur um ihre Stimme zu hören.
âSehr. Alles ist so beeindruckend. Einige der Kleider, die man hier sieht, sind wirklich spektakulär. Ich versuche, mir alles einzuprägen, damit ich lange in Erinnerungen schwelgen kann.â
âEs wird noch mehr Veranstaltungen dieser Art gebenâ, sagte er und lieà den Blick über die ihm so vertraute Umgebung und die zahlreichen alten Freunde gleiten. Er hatte sich sein ganzes Leben in diesen Kreisen bewegt.
âFür dich vielleicht. Doch ich fliege zurück nach Texas, sobald du das Ãlabkommen unterzeichnet hast.â
âWarum bleibst du nicht noch ein bisschen länger?â, schlug er vor. Der Gedanke an ihre baldige Abreise behagte ihm nicht.
Er spürte, wie sie zusammenzuckte. Anscheinend hatte er sie mit seinem Vorschlag überrascht.
âIch könnte den Vertragsabschluss auch noch etwas hinauszögernâ, sagte er scherzhaft. Er ärgerte sich schon lange nicht mehr über Hailes Flucht, im Gegenteil. Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte er sich bei Bethanne für die Flugzeugüberführung bedankt und sie danach nie mehr gesehen. Selbst Hailes Vater, so hatte Rashid bei einem Telefongespräch erfahren, hatte seinen anfänglichen Zorn über das Verhalten seiner Tochter vergessen und war weiterhin an dem Geschäft interessiert.
âWarum solltest du das denn tun?â, fragte sie und sah mit einem
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