Ein Maerchenprinz aus dem Orient
KAPITEL
âDann ist der Vertrag also unterzeichnet?â, fragte Khalid.
âJa. Ab nächster Woche beginnen wir mit der Umsetzungâ, erklärte Rashid. Er sah von seinem Schreibtisch auf. âWas machst du eigentlich hier?â
âIch wollte mich für eine Weile verabschieden. Ich reise ins Landesinnere. Ein Beratungsauftrag für die Inbetriebnahme eines neuen Ãlfelds. Es wird vermutlich ein paar Wochen in Anspruch nehmen.â
âEs geht um die Hari-Ãlfelder?â
Khalid nickte und setzte seinen Rundgang durchs Büro fort. Er berührte eine Figur im Bücherregal, ging dann weiter zum Fenster.
âWo ist deine Pilotin?â
âSie ist nicht meine Pilotin.â
Abrupt drehte Khalid sich um. âUnd ich hätte schwören können, dass du ebenso in sie verknallt bist wie damals in Marguerite.â
âDa hätte dir ein Licht aufgehen sollen.â
âIch denke nur, dass Miss Bethanne Sanders ein ganz anderes Kaliber ist als Marguerite.â
âDarauf solltest du lieber kein Ãlfeld verwettenâ, meinte Rashid.
Fragend zog Khalid eine Augenbraue hoch.
Rashid zögerte. Dann gab er sich einen Ruck, schlieÃlich war Khalid sein Zwillingsbruder.
âSie hat doch etwas von mir gewollt.â
âGeld?â
Er zuckte die Schultern. âSie hat gesagt, dass sie mich liebt.â
Khalid blieb stehen und starrte seinen Bruder an.
âWo liegt das Problem?
âSie hatte es auf Informationen über Hank abgesehen.â
âEs muss ein schwerer Schlag für sie gewesen sein, dass du ihren Vater für einen Dieb gehalten hast.â
Rashid seufzte.
âIch wollte, dass du ihn als liebevollen Vater in Erinnerung behältstâ, sagte Khalid schlieÃlich. âIch habe nie damit gerechnet, dass jemand von Hanks Familie hier auftauchen könnte. War es sehr schlimm für sie, von seinem Tod zu erfahren?â
Rashid schüttelte den Kopf. âIch glaube, sie hat es schon lange geahnt. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt. Ich habe ihr sehr unrecht getan. Dabei war es unser Vater, der sich unehrenhaft verhalten hat. Hast du sie je kennengelernt? Unsere Schwester? Wie war sie?â
âIch habe erst nach ihrem Tod von ihrer Existenz erfahrenâ, erklärte Khalid. âUnser Vater besaà Fotos von ihr. Er hat ihre Mutter und sie sehr geliebt. Ich habe die Bilder aufgehoben. Du kannst sie dir ansehen, wenn du willst.â
âDann gibt es also tatsächlich so etwas wie Liebeâ, meinte Rashid.
âAber sie ist keine Garantie für ein glückliches Leben. Glaubst du, einer der Beteiligten war glücklich?â
âVielleicht die Tochter. Sie hatte liebevolle Eltern.â
âZumindest hat unser Vater zu der Frau gestanden, die er liebte. Ãberlegst du dir manchmal, ob du Marguerite hättest gehen lassen sollen?â
Rashid schüttelte den Kopf. âNein, aber ich denke darüber nach, ob ich Bethanne aufhalten soll.â
âWarum tust du es nicht?â
âDas sagst ausgerechnet du? Ich dachte, du magst sie nicht.â
âIch mag sie durchaus. Ich hatte nur befürchtet, dass sie etwas im Schilde führt.â
âDas hat sie doch. Ich bedeute ihr nichts. Sie wollte nur die Wahrheit über ihren Vater herausfinden.â
âDas hätte sie auch anders erreichen können, als zu behaupten, dass sie dich liebt.â
âDu warst dir sicher, dass sie etwas plante, und du hattest recht.â
âAber es ging um ihren Vater, nicht um Geld. Das ist ein groÃer Unterschied.â
Rashid nickte. âSie hat mir zum Abschied alles Gute gewünscht.â Er erinnerte sich daran, wie er bei ihren Worten den Wunsch, sie in die Arme zu schlieÃen, unterdrückt hatte. Er hatte sie gehen lassen, ohne ihr zu sagen, dass sie ihm das Wichtigste auf der Welt sei. Wichtiger als sein nächster Atemzug.
âIst sie fort?â
Rashid zuckte die Schultern.
âVielleicht solltest du dir schnellstens überlegen, ob du wie unser Vater enden willst oder nicht lieber gleich die Richtige heiratest.â
Sobald Khalid gegangen war, fuhr Rashid zur Villa und eilte in die Halle. Dort rief er nach Bethanne. Doch an ihrer Stelle erschien Minnah.
âHoheit, sie ist nicht hier.â
âIst sie nicht hierher zurückgekehrt?â
âNein, ich habe sie nicht gesehen.â
Er machte auf dem Absatz kehrt und stieg in den
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