Ein Magier auf Höllentrip
meine Skepsis wohl bemerkte. »Ich erzähle dir jetzt alles, was sich zugetragen hat, so daß du sehen kannst, daß ich mich überhaupt nicht verändert habe und immer noch der ehrliche, vertrauenswürdige Dämon bin, der ich immer war!«
Ich blickte die anderen Mitglieder unserer Gruppe an.
»Ihr mögt Euch wundern«, warf der Händler ein, »warum diese beiden Dämonen immer noch am Leben sind. Ich hatte den Entschluß gefaßt, mit ihrer Erdrosselung noch ein wenig zu warten, denn wir befinden uns hier an einem sonderbaren Ort mit ebenso sonderbaren Bewohnern. So dachte ich bei mir, es sei besser, sie nicht zu strangulieren, bevor wir uns nicht ein wenig unterhalten hatten.« Geistesabwesend ließ der Riese seine Handmuskeln spielen. »Außerdem wißt Ihr, was ich von Dämonen halte.« Der Händler zog eine muskulöse Grimasse. »Sie matschen zu leicht.«
»Verdammnis«, setzte Hendrek hinzu.
»Alles sanieren!« quietschte Zzzzz. »Damals, als sie mein Heim niederrissen, um ein Schleim-O-Rama an seine Stelle zu bauen, dachte ich nicht, daß sanieren so viel Spaß machen könnte!«
»Oder laß es einfach bleiben!« protestierte Snarks. »Ich wollte nie in all das verwickelt werden. Ich hätte den Rest meiner Tage in beinahe ungetrübtem Glück verbringen können, hätte eine extrem mittelmäßige Gottheit in Heemats Klause anbeten können. Aber nein, ich muß mich ja von Leuten wie euch weglocken lassen, um die Welt zu retten!«
»Verdammnis«, wiederholte Hendrek. »Der Dämon hat recht. Laßt ihn seine Geschichte erzählen.«
»Gut«, erwiderte Snarks, dessen Stimme nun schon wesentlich ruhiger klang. »Ich bin froh, daß zumindest ein Mensch ein Minimum von Verstand an den Tag legt. Also, da stehen wir, uns gegenüber die Eintreiber, und sie wollen von uns wissen, ob wir für oder gegen die Niederhöllen sind. Was konnten wir schon antworten?«
»Ich erzählte ihnen von den Niederhöllen, wie sie einmal waren!« sagte Brax, und patriotischer Eifer klang wieder in seiner Stimme auf. »Die stille Schönheit eines nächtlichen Lavastromes, die noch unverdorbenen Schreie der auf ewig Verdammten, das wundervolle Gefühl, morgens aufzustehen und mit dem ersten tiefen Atemzug den Duft stinkender Verwesung zu inhalieren! Das waren noch Niederhöllen!«
»Und ich hielt meinen Mund«, fügte Snarks hinzu. »Brax redete genug für uns beide.«
»Doch halt!« warf ich ein. »Ihr wart doch drei Dämonen! Was passierte mit Zzzzz?«
»Sie ignorierten mich«, antwortete der ältere Dämon. »Immer ignorieren sie mich. Immer ignoriert mich jeder. Saniert sie alle!«
»Um meine Geschichte fortzusetzen«, sagte Snarks schnell, »die Eintreiber befahlen uns, zu dieser Dämonische-Hilfe-Station etwas weiter die Straße herunter zu gehen…«
»Und darf ich noch anmerken«, unterbrach ihn Brax, »wenn die Eintreiber dir etwas befehlen, dann leistest du ihnen Folge!«
»Dürfte ich wohl?« fragte Snarks schneidend. »Danke. Wie dem auch sei, wir dachten uns, es sei wohl das beste, der Bitte der Eintreiber zu willfahren. Ich muß auch zugeben, daß mich noch ein weiterer Beweggrund antrieb. Die Niederhöllen sind trotz allem das Land meiner Kindheit, und in meinem Inneren hatte sich ein nachhaltiges Heimweh nach den Dingen angesammelt, die ich einst kannte.«
»Das Gefühl von brennendem Schwefel unter deinen Füßen!« rezitierte Brax hymnisch. »Diese wunderbare Agonie, von Kopf bis Fuß in Schleim gebadet zu werden!«
»Wenn du gestattest!« zischte Snarks den anderen Dämonen hoheitsvoll zur Ruhe. »Verbindlichsten Dank. Möchte sonst noch jemand seine unmaßgebliche Meinung anführen? Nein? Ausgezeichnet, dann werde ich fortfahren.«
Der Dämon räusperte sich. »Wie ich bereits sagte, ich habe eine gewisse Sehnsucht nach den Niederhöllen, wie sie einmal waren. Wir begaben uns an einen Ort, an demDämonen der Ruhe pflegten und sich von ihren Krankheiten erholten. Vielleicht, so hoffte ich insgeheim, gäbe es dort ja noch den einen oder anderen Park, in dem man die alten Sitten immer noch ehrte. Möglicherweise konnte ich dort einen oder auch zwei Schwefeltümpel sehen, ein bißchen fließendes Magma sogar. Aber mitnichten!«
Brax schien zum Reden anzusetzen, doch Snarks warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor er fortfuhr.
»Ich denke, das war das erste Mal, daß mir klarwurde, daß ich wohl nie eine Antwort auf meine Sehnsucht erhalten würde. Aber das!« Der Dämon schauderte. »Man konnte das Krankenhaus
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