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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Köpfe der Menge hinweg. Dort stand Guxx in voller Häßlichkeit auf einer Plattform, gekleidet in eine Robe aus schmutzigem Braun, Schwarz, Grau und dem bleiernen Purpur getrockneten Blutes.
    »Was trägt er denn da?« flüsterte ich.
    »Oh«, belehrte mich Snarks beiläufig, »das sind nur die Farben der Niederhöllen. Ich meine das Ding hinter ihm!«
    Hinter Guxx erblickte ich ein riesiges, glänzendes Gebäude aus irgendeinem grauen Metall. Das leise polternde Geräusch war hier deutlicher zu hören. Es schien aus eben diesem Gebäude zu dringen.
    »Was ist das?« fragte ich mit Nachdruck.
    »Ein Schleimwerk«, entgegnete Snarks grimmig.
    »Ein Schleimwerk?« Ich schluckte, obwohl meine Kehle ganz ausgedörrt war. »Was machen sie denn in einem Schleimwerk?«
    »Das würdest du nicht wirklich wissen wollen«, stieß Snarks noch grimmiger als zuvor hervor. »Erst jetzt wird mir bewußt, wie ernst man Guxx wirklich nehmen muß. Wenn wir nicht augenblicklich handeln, ist die Oberflächenwelt zu einer Zukunft aus Schleim-Burgern verdammt.«
    Auf der Bühne gab es einen kleinen Aufruhr. Einige von Guxxens Fans hatten die Bühne erklettert, um ihrem Idol näher zu sein. Guxx war panisch zurückgewichen und mußte von seinen Assistenten förmlich wieder an den Bühnenrand geführt werden, wobei sie in extrem beruhigendem Ton auf ihn einredeten: »Keine Angst, sie ist nicht hier!« und »Hier ist meilenweit keine alte Dame!«
    Also trat Guxx wieder nach vorne und ließ sein gewinnendes Lächeln spielen, die Verkörperung dämonischer Vertrauenswürdigkeit in Person. Er begann wieder zu sprechen:
     
Das wird nun der Dämonen Heim!
Ich weihe es dem heil’gen Schleim!
     
    Seine dämonische Zuhörerschaft tobte und klatschte höllisch und wedelte mit den Spruchbändern.
    »Siehst du nun, was ich meine?« klagte Snarks. »Warum nur ließ ich mich von Ebenezum zu diesem Abenteuer überreden! Von der Oberflächenwelt verbannt zu sein ist immer noch besser als diese Tempel des Schleims! Vielleicht hätte ich mich sogar an ein Leben über den Wolken gewöhnt.«
    »Du solltest dich schämen!« meldete sich Brax zu Wort. »Und du willst ein Dämon sein! So schnell aufzugeben, wenn so viel zu gewinnen ist! Erinnerst du dich nicht mehr an die Niederhöllen von einst, als ein Dämon noch ein Dämon war und ein Schleimpfuhl ein Pfuhl aus Schleim? Erinnerst du dich noch daran, wie wir in Urlaub gefahren sind, um die verdammten Seelen zu verspotten und uns an ihren Schmerzensschreien zu erfreuen? Erinnerst du dich noch an deinen ersten Magmaschluck, der dir den Gaumen weggebrannt hat? Erinnerst du dich noch an deinen ersten Dämonenkuchen, als du den ganzen Mund voll von Brombeeren hattest, die wie der Teufel klebten und sich zwischen deine Zahnlücken setzten? O ja, ich weiß, solche Erinnerungen an das Gestern sind süß! Aber die Niederhöllen können wieder genauso werden! Wir können sie wieder zu einem Ort machen, wo ein Dämon stolz darauf sein darf, ein Gebrauchtwaffenhändler zu sein!«
    Brax hielt inne, überwältigt von seinen eigenen Gefühlen. »Jetzt ist die Zeit für einen weiteren Niederhöllen-Nostalgie-Slogan gekommen:
     
Gebt uns die alten Niederhöll’n zurück,
Heiß, schweflig stinkend, Seel’ am Stück!«
     
    Er wischte sich eine Träne aus den Augenwinkel. »Niederhöllen forever!«
    »Still!« herrschte uns der Händler an. »Da ist noch etwas anderes.«
    Wieder schwiegen wir und lauschten. Vielleicht, so meine wilden Hoffnungen, kam ja das, was der mächtige Guxx so zu fürchten schien. Doch erneut konnte ich nichts ausmachen als die Geräusche in unserer unmittelbaren Umgebung: das Gejohle der Menge, die politischen Verse Guxxens und das tiefe Rumoren in den Schleimwerken.
    »Es ist hinter uns!« sagte der Händler.
    Und dann hörte ich es, das Geräusch marschierender Füße und drei Stimmen, die wie eine riefen:
    »Wir treiben ein!«
    An die Angst-Eintreiber hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht! Und ausgerechnet jetzt mußten sie uns einholen, wo das Ziel schon in so greifbarer Nähe lag! Wir durften uns auf keinen Fall von ihnen erwischen lassen!
    »Verdammnis«, äußerte Hendrek, womit er ziemlich genau meine augenblickliche Stimmung artikulierte. »Was tun?«
    »Jetzt gibt es nur noch eins«, bemerkte der Händler des Todes. »Auf unsere Beute!« Und mit diesen Worten stürmte er auf die Schleimwerke zu.
    »Recht so!« stimmte ihm Norei zu.
    »Verdammnis!« fiel Hendrek ein.
    »Sanierung!«

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