Ein Magier im Monsterland
Überraschung deutlich geschrieben.
»Wuntvor?« Ihre vollkommenen Lippen formten meinen Namen!
Sie hatte mich angesprochen! Alle Gedanken an Krähen flohen aus meinem Geist. Ich blinzelte. Vor mir stand Ebenezum, und seine Hände bedeckten eifrig die Nase. Norei aber war verschwunden.
»Nun, Wuntvor?« fragte Ebenezum.
»Behauptet hinterher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!« rief Brax und winkte zum Abschied mit den Armen. »Macht Euch keine Sorgen! In Brax habt Ihr einen guten Freund! Nur ich muß mir Sorgen über meine Investition machen. Bis später!«
Es gab einen ›Plopp‹, und der Dämon weilte nicht länger unter uns.
Ein markerschütternder Schrei erscholl über unseren Häuptern. Wir standen im Zentrum eines Dämonenangriffs!
Kapitel Drei
In der Magie gibt es, wie in jedem rechtschaffenen Beruf, Regeln, an die man sich halten sollte – zumindest so lange, bis man einen Trick gefunden hat, sie zu umgehen.
- aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band I (Vorwort)
Direkt unter meinen Füßen explodierte es.
»Verzeihung«, ließ sich ein dünnes Stimmchen vernehmen, »aber wir Schuhberts haben es mittlerweile gelernt, mit einem großen Knall auf der Bühne zu erscheinen. Außerdem habe ich gute Nachrichten für euch!« Die winzigen Äugelchen des Wesens sahen sich mit wachsender Irritation um. »Ach du meine Güte, was geht denn hier vor sich?«
Was hier vor sich ging, war – wie gewohnt –, daß die gesamten Niederhöllen einen Ausflug zu uns unternommen hatten. Ich vermute, daß man sich nach Ablauf einer gewissen Zeit daran zu gewöhnen vermag, und, der Himmel sei mein Zeuge, wir hatten in den letzten Tagen wahrhaft genug Dämonenattacken erlebt. Trotzdem scheint etwas an den Angriffen dieser mit reißenden Klauen und geifernden Fängen versehenen Kreaturen zu sein, das einem die Fähigkeit zu immer neuem Entsetzen zu vermitteln weiß.
»Bllrorowr!«
Dieses dunkle, haarige Ding attackierte mich doch schon wieder. Ich hätte nicht dem Schuhbert zusehen sollen. Ich schwang meinen stabilen Eichenstab zu der Stelle, wo ich das Gesicht des Lebewesens vermutete; es war einfach zu behaart, als daß ich viel von seinen Gesichtszügen hätte ausmachen können. Das einzige, was ich sehr deutlich erkennen konnte, waren eindeutig zu viele Zähne.
Das haarige Monster zog sich mit einem Schrei zurück. Ich mußte ein lebenswichtiges Organ getroffen haben! Ich wagte es, einen Moment innezuhalten, um zu beobachten, wie es meinen Gefährten erging.
Snarks befand sich mit einer purpurfarbenen Muskelmasse im Clinch, und Hendrek verdrosch gleich ein Dutzend Feinde mit seiner Kriegskeule. Ebenezum, der irgendwo tief in seinen Gewändern nieste, war wenigstens für den Augenblick in Sicherheit. Es sah so aus, als könnten wir uns dieser Horde von Feinden ganz gut erwehren. Ich vermutete, daß unsere tägliche Übung unsere Fähigkeiten zum Kampf gegen die Niederhöllen schärfte. Wieder schwang ich meinen Eichenknüttel gegen das Haar-Monster, das daraufhin schreckerfüllt zurücksprang. Nehmt das, ekle Teufel, fuhr es mir durch den Geist! Die schlimmsten Heere der Niederhöllen konnten keinen Stich gegen Ebenezum und seine edlen Kampfgefährten gewinnen!
Ein riesiges, geiferndes Wesen stürzte sich auf den Schuhbert.
»Ist das alles?« fragte der Kleine enttäuscht; er blinzelte dreimal mit den Augen und vollführte ein paar knappe, tänzerische Bewegungen.
Das riesige Sabberwesen verschwand.
»Wie habt Ihr das gemacht?« fragte ich nicht ohne Erstaunen.
Der Schuhbert sah auf seine Füße hinunter. »Soviel ich weiß, nennt man es ›Fox-trott‹.« Dann zwinkerte er mir zu: »Das ist die Schuhbert-Show!«
»Verdammnis«, brüllte Hendrek, während er den letzten Dämonen verdrosch, der sich ihm noch zu stellen wagte.
»Urk!« schrie der Dämon, bevor er sich auflöste. Der Gegner von Snarks gab ebenfalls einen schrillen Schrei von sich und verschwand. Mir wurde klar, daß alle Niederhöllen-Bewohner fort waren.
»Prima, was?« Der Schuhbert lächelte.
»Glaub dem Kleinen nicht zu viel«, mischte sich Snarks ein. »Das war ein ganz einfacher niederhöllischer Multiplikations-Spruch. Ein Kind könnte so etwas umdrehen!«
Das Lächeln schwand vom Gesicht des Schuhberts. »Das ist gut, mach uns nur runter. Du weißt ja, man nennt uns schließlich auch ›das kleine Volk‹. Wir sind klein, also warum sollte auch irgend jemand auf uns achten?«
»Mein Reden«, stimmte ihm Snarks zu. »Und
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