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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hat recht. Also werden wir unsere Besprechung morgen früh abhalten.« Traurig schüttelte er seinen Kopf. »Warum hat nie jemand Gold? Es ist schwer für einen alten Greifen, laßt euch das gesagt sein.«
    Zwei Kreaturen mit den Körpern von Pferden und menschlichen Brüsten, Köpfen und Gesichtern halfen dabei, den hilflos schniefenden Magier auf den Rücken des Adler/Pferdes zu hieven. Offensichtlich erwartete der alte Greif keine Aufmerksamkeit mehr von uns, obwohl er noch über den Mangel an Gold und die Probleme des Greiftums in der Gesellschaft vor sich hin murmelte. Und auch sonst kümmerte sich niemand mehr um ihn.
    »Zentauren«, erwiderte der Junge auf meinen fragenden Gesichtsausdruck hin. Er entfernte sich in einem flotten Trab. Ich mußte rennen, um auf gleicher Höhe mit ihm zu bleiben.
    »Entschuldige«, warf ich ein, um mir einen Reim auf unsere neue Umgebung machen zu können. »Bist du auch ein Zentaur?« Irgendwie ahnte ich jedoch, daß der Kopf dieses Wesens sich einer solchen Klassifikation entziehen würde. Also fügte ich lahm hinzu: »Ich meine, du bist doch kein Greif, oder?«
    Der Junge lachte herzlich los. »Junge, du kennst dich in der Mythologie aber nicht besonders gut aus, oder? Ich bin ein Hippogreif, oder richtiger, ich bin der Hippogreif, sofern ich informiert bin.«
    War das der lebendige Stoff einer Unterrichtsstunde, die mein Meister mir zu erteilen versäumt hatte? Vermutlich wußte jeder Zauberlehrling, der diesen Namen auch nur halbwegs verdiente, was ein Hippogreif war. Von Zeit zu Zeit, genauer gesagt in Situationen wie dieser, wünschte ich mir, daß meine zauberische Lehre schon etwas weiter fortgeschritten sei.
    »Du bist also der einzige Hippogreif?« antwortete ich in dem Bemühen, möglichst höflich zu erscheinen, obwohl es schwierig ist, Interesse zu heucheln, wenn der eigene Meister sich gerade totniest. »Weshalb«, fügte ich hinzu, »ist der Job nicht sehr gefragt?«
    Der Hippogreif sah mich schon mit größerem Ernst in den Augen an. »Im Gegenteil. Da ich der erste bin, kann ich mir selbst die Arbeitsanforderungen festlegen.« Stolz blickte er auf seine Hufe hinunter. »Ich bin einfach einzigartig, ein Produkt einer wahren Liebe zwischen den Gattungen.«
    »Liebe zwischen den Gattungen?« fragte ich nach. Sobald die peinlichen Worte über meine Lippen geschlüpft waren, fiel es mir siedend heiß auf, daß die Angelegenheit wohl zu delikat für eine öffentliche Erörterung sein mochte.
    »Natürlich.« Der Hippogreif spreizte stolz seine Schwingen. Nun gut, meine Frage schien ihn nicht gerade in Verlegenheit zu bringen. Und doch hätte ich mich wesentlich sicherer gefühlt, wenn ich gewußt hätte, wann und wie sich bei einem Hippogreifen ein Lächeln äußern würde. »Du hast meinen Vater schon kennengelernt. Meine Mutter war ein Pferd. Alles in allem eine erfolgversprechende Kombination, will ich meinen.«
    »Du meinst«, fuhr ich, kurzfristig von dem bloßen Gedanken erschreckt, fort, »daß du – äh – romantische Zwischenspiele mit jeder Tiergattung haben kannst, die dein Interesse erweckt hat?«
    »Sicher. Vögel und Fische nicht ausgenommen!«
    Die Vorstellung raubte mir kurzfristig die Sprache. Ich war zwar sehr eng mit den Problemen vertraut, die sich aus dem romantischen Umgang mit Frauen ergaben, aber romantische Zwischenspiele mit dem weiblichen Teil aller existierenden Arten erschien mir zunächst als eine schlicht überwältigende Idee. Ein Zauberlehrling muß für jede Art von Konkurrenz gerüstet sein, doch immer noch überstieg eine Liebesaffäre mit einer alten Ziege mein Vorstellungsvermögen.
    »Du wirkst ein wenig überrascht«, bemerkte der Hippogreif klug. »Glaub mir, es ist eine wahrhaft befreiende Erfahrung.« Seine Stimme senkte sich zu einem vertraulichen Flüstern. »Ich muß dir etwas anvertrauen: Seit geraumer Zeit habe ich ein Auge auf dieses süße kleine Ozelot geworfen. Wow!« Der Hippogreif leckte sich den Schnabel.
    »Ah, da sind wir!« Der Hippogreif ließ sich auf seine Hinterläufe nieder und lud sein Bündel vor etwas ab, das man mit viel Wohlwollen eine Bruchbude nennen konnte. Die Verkleidung der einst ohne Zweifel stabilen Wände waren überall in sich zusammengefallen, als bemühe die Hütte sich verzweifelt, ihren ursprünglichen Zustand eines Bauholzstapels wieder zu erreichen. Auf der einen Seite befand sich eine Öffnung, die vermutlich einmal ein Fenster gewesen war, ganz zu schweigen von einer Reihe

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