Ein Magier im Monsterland
weiterer Löcher, die jedoch erst nach Abschluß der planmäßigen Bauarbeiten hinzugekommen zu sein schienen.
»Unsere beste Unterkunft«, sagte der Hippogreif. »Hier kann dein Freund sich ausruhen, denn es ist weit genug von den lauten Umtrieben der anderen entfernt. Euer einziger Nachbar ist dieses Einhorn, das wir drüben hinter den Bäumen eingepfercht haben. Ein penetranter Langweiler, dieses Einhorn, nichts als Jungfrauen im Kopf! Wer hat hier schon mal was von Jungfrauen gehört?«
Ich stimmte ihm hastig zu.
»Oh, übrigens«, fügte er noch hinzu, »bitte denkt nicht an Flucht! Unter uns gibt es eine Menge Wesen, die Menschen sehr schnell aufspüren können, und sie sind in bezug auf ihre Transportmethoden nicht alle so sanft wie unser guter Rok! Gute Nacht.« Er wandte sich ab und galoppierte davon.
Mein Meister holte tief Luft und nieste zur Abwechslung einmal nicht. Statt dessen stöhnte er. Ich betrachtete die Wolken, die sich am Nachmittagshimmel sammelten, und entschloß mich dazu, ihn in das Innere der Hütte zu bringen, das immerhin mehr Schutz als der nackte Himmel zu bieten schien.
Ein Stück ausgefranstes Seil hing vor der Tür. Ich betete, daß der verschlissene Hanf so lange halten würde, bis ich die Tür aufgezogen hätte. Es krachte, und ich schleuderte die Tür, die nun nicht mehr von den Angeln gehalten wurde, beiseite, um meinen Meister hereinzuschleppen. Der Fußboden bestand aus Lehm. Ich legte meinen Meister in der Mitte der Hütte ab, möglichst weit entfernt von den Wänden in ihren verboten schrägen Winkeln.
Ebenezum stöhnte wiederum, wuchtete sich auf seine Ellbogen und putzte sich die Nase.
»Ein Alptraum, Wuntvor«, war alles, was er hervorzubringen vermochte, bevor ihm die Luft erneut ausging.
Ich bat ihn, ruhig liegen zu bleiben. Es mußte hier in der Nähe einen Wasserlauf geben. Ich würde nur kurz einmal vor die Tür gehen und uns frisches Wasser holen.
Ich trat zur Tür und überraschte offensichtlich zwei geflügelte Kreaturen. Sie erhoben sich mit krächzenden Rufen in die Luft, die einen Schauer meinen Rücken entlangjagten. Ihr Anblick hatte mich zumindest ebenso sehr erschreckt wie ich sie. Sie hatten die Körper von Geiern, doch die Köpfe von wunderschönen Menschenfrauen.
Ich stolperte beinahe über die Eimer, die sie zurückgelassen hatten. Einer war mit Wasser gefüllt, der andere mit etwas dampfend Heißem, das wie ein deftiger Eintopf aussah. Nun, überlegte ich, zumindest sorgten unsere Entführer für unser körperliches Wohl. Wenn die Exemplare, die ich bisher kennenlernen durfte, allerdings repräsentativ für den Rest der Gemeinschaft sein sollten, so hoffte ich, daß sie ihre Fürsorge aus der größtmöglichen Entfernung vornehmen würden.
Ich packte mir mit jeder Hand einen Eimer und trug sie nach drinnen.
Ebenezum hatte sich während meiner Abwesenheit aufgesetzt und machte, abgesehen von seiner fehlenden Kopfbedeckung, einen recht passablen Anblick.
»In der Tat«, murmelte er, als ich die beiden Eimer vor ihm abstellte. Er zog zwei Holzlöffel aus dem Eintopf und gab mir einen davon. »Ein Luxus wie zu Hause.«
Draußen heulte der Wind auf. Die Hütte bebte bedenklich in ihren Grundfesten.
»Wie vorläufig auch immer die Art unserer Unterbringung sein mag«, fügte er hinzu, während er den ersten Bissen unseres Mahls zu sich nahm.
Das Essen war einfach, aber schmackhaft, mit vielen Gemüsen und Fleisch, dessen Herkunft gnädigerweise nicht mehr festzustellen war. Während sich mein Magen seinem Sättigungszustand näherte, führte ich die Überlegung, daß diese Art von Speise bestimmt zu dem Zwecke zusammengestellt sei, möglichst viele verschiedene Mäuler zu stopfen. Gesättigt fragte ich meinen Meister nach seinem Befinden.
»Wenn man alles in Rechung stellt, erstaunlich gut«, erwiderte Ebenezum, nachdem er seinen Löffel abgeleckt hatte. »Man fühlt sich schon viel besser, wenn man atmen kann. Der erste Niesanfall eines Tages hat immer die angenehme Begleiterscheinung, daß er die Nasengänge säubert.« Geistesabwesend rieb er sich an der Nase. »Sie ist zwar ein wenig wund, aber nach einer durchschlafenen Nacht werde ich wohl wieder auf dem Damm sein.«
Der Magier rieb sich den Bauch. »In der Tat«, äußerte er nach einem Augenblick der Überlegung, »wir scheinen hier nur ein oder zwei kleinere Probleme zu haben. Zum ersten gibt es hier wesentlich mehr Magie, als meiner Nase zuträglich ist. Ich denke jedoch nicht,
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