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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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entschied, daß ich während des Zauberspruches meinen Rücken gegen den Zaun lehnen würde.
    Ich sprach also die magischen Worte vor mich hin und dachte intensiv an eine Krähe.
    Und wieder erhielten meine Gedanken Flügel und segelten durch die Luft, diesmal über den Wolken durch den Nachthimmel. Hier oben lag eine vollkommen neue Welt, erhellt von unzähligen, blaß schimmernden Lichtpunkten, die die Wolken darunter zu wogenden Hügeln machten: So mochte die Welt ausgesehen haben, bevor Mensch und Tier sie zu bevölkern begannen. Und während ich so dahinglitt, fühlte ich mich selbst als ein Stern, ein Bruder all der Myriaden von anderen Sternen am Nachthimmel.
    Ein gewisser Richtungssinn, mit dem mein Spruch mich ausgestattet hatte, führte mich auf meinem Flug. Ich war ihr nahe. Ich spreizte meine Schwingen und tauchte durch die Wolkendecke hinab, voll Vertrauen darauf, daß ich schon in Kürze meine wahre Liebe erblicken würde.
    Ich konnte nichts sehen. Die Wolken waren während meines Flugs zusammengewachsen und schirmten nun das Sternenlicht ab. Wie sollte ich die strahlend roten Haare meiner Liebsten erkennen, wenn ich in der Düsternis Rot nicht von Grün, geschweige denn von Purpur, unterscheiden konnte? Laut schrie ich meine Verzweiflung hinaus; es erscholl das rauhe Krächzen einer Krähe.
    »Wuntvor!« Die Stimme kam von weither. Ich spürte sie eher in meinem Geist, als daß ich sie mit meinen Ohren hörte. Doch ich wußte: Das war Noreis Stimme!
    »Geliebte!« antwortete ich ihr, immer darauf bedacht, das Krähenbild fest vor meinem geistigen Auge zu behalten. Ich würde denselben Fehler nicht zweimal begehen! »Norei! Wo bist du?«
    »Hier!« rief sie. »Ich fühle, daß du in der Nähe bist!«
    Ich plumpste durch das Blätterdach. Wo war ich? Um mich herum raschelte es. Ich war ganz nah dran! Ich schlug ein letztes Mal mit meinen Flügeln und eroberte mir ein freies Fleckchen weiter unten. Und da stand sie vor mir, meine Norei!
    Sie lächelte zu mir hoch. Ihr göttlicher Mund öffnete sich zu einem Lob: »Gut gemacht, Wuntvor!«
    Das reichte, damit alle meine Federn sich vor Stolz aufrichteten. Ich platzte schien vor Glück. Oh, könnte sich doch nur dieser Schnabel auf magische Weise zu Lippen formen, ich würde diesen perfekten Mund küssen, bis der letzte Odem meine sterbliche Hülle verließe!
    »Wuntvor, bitte!« Norei lachte, und es klang, als kündeten süße, kleine Glöckchen den Frühling an. »Wuntvor, hör auf, deine Federn kitzeln mich!«
    Ich riß mich zusammen und verlor beinahe das Krähenbild in meinem Geist, doch es mußte wohl mehr Substanz besitzen, als ich gedacht hatte. Ich stammelte eine Entschuldigung vor mich hin.
    »Dazu haben wir keine Zeit!« erwiderte Norei. »Wir müssen die Zeit, die der Spruch uns zusammenbringt, zum Reden nutzen.«
    Ja, reden! Norei, meine Geliebte! Wie lange habe ich mich danach gesehnt, dein reizendes Antlitz zu erblicken…
    »Wuntvor!« Ihre Stimme hatte einen harschen Unterton angenommen. »Du bist süß, aber manchmal…« Sie seufzte. »Dein Spruch ist zu unbeständig, er kann jeden Augenblick seinen Zauber verlieren. Wir müssen über die Niederhöllen reden!«
    Aber natürlich, sie hatte recht. Ich war hier, um ihre Botschaft zu erhalten, jene wichtige Warnung, von der der Schuhbert uns erzählt hatte.
    »Wuntvor, die Niederhöllen haben den teuflischsten Plan der ganzen Weltgeschichte ausgeheckt!«
    Ja, ja, meine Geliebte! Das hatte auch Ebenezum herausgefunden. Die Niederhöllen wollen die Welt des Tageslichts erobern! Darum müssen wir ja nach Vushta reisen, um von dort alle irdischen Kräfte zu vereinigen!
    Norei legte eine Pause ein. War das alles? Ich spürte leichte Enttäuschung in mir aufsteigen. Hatte ich mich so auf diesen Augenblick vorbereitet, um nun etwas zu erfahren, das ich schon längst wußte?
    »Ich sehe«, sagte sie schließlich. »Weißt du auch schon die Sache mit dem Forxnagel?«
    Nicht den Forxnagel! Der Schock war so gewaltig, daß ich fast schon wieder meine Krähenform verloren hätte. Der Forxnagel war der Spruch aller Sprüche. Wer ihn erfolgreich beenden könnte, würde die gesamte Magie unseres Planeten kontrollieren. Vor einiger Zeit hatten wir einen unfähigen Adepten besiegt, der sich an diese Über-Magie gewagt hatte. Doch die Bewohner der Niederhöllen waren alles andere als unfähig. Das war ja schlimmer, als ich befürchtet hatte!
    »Was, das wußtest du auch schon?« Norei hatte mein

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