Ein Magier im Monsterland
mir ganz und gar nicht!«
Brax deutete mit einem Wedeln des Arms und einem Hopser auf den ihn überragenden Kämpfer. »Seht euch nur diesen zufriedenen Kunden an! Nun gut, wenn er seinen Vertrag mit den Niederhöllen nicht jetzt erfüllt, dann erfüllt er ihn eben freudig nach unserem Sieg!«
»Verdammnis!«
Schädelbrecher brach krachend durch die Holzplanken.
»Was für eine Waffe!« bemerkte Brax mit bewunderndem Kopfschütteln.
»Das ist nicht möglich«, wiederholte der Greif. »Wir haben eine Entente mit den Niederhöllen geschlossen.«
»Greife neigen dazu, manchmal etwas engstirnig zu denken«, vertraute uns der Hippogreif an.
»Verständlich«, schrie Snarks im Vorbeirennen. »Sie verwenden ja ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, ihre Einzelteile zusammenzuhalten, so daß sie kaum an etwas anderes denken können.«
Snarks rannte. Der Greif brüllte. Brax verkaufte. Schädelbrecher brach. Und mein Meister fing wieder an zu niesen.
Zuerst war die Situation nur außer Kontrolle geraten, doch nun war sie wahrlich außerhalb jeglichen menschlichen Verständnisvermögens. Bis zu einem gewissen Punkt schien der Schuh meinen Meister abgeschirmt zu haben, doch augenblicklich ereignete sich ein solcher Ausbruch von Magie, daß sogar die Schutzkonstruktion des Schuhberts ihn nicht länger zurückhalten konnte.
Die Welt um uns herum stürzte zusammen. Wir mußten hier weg. Ich betete nur, daß wir Vushta noch rechtzeitig erreichen würden.
Doch wie, um alles in der Welt, sollten wir nur meinen Meister dorthin bekommen.
Mein Blick wanderte zu dem Pferch neben der Bühne, in dem sich das Einhorn befand. Dieses muskelbepackte Wundertier hatte uns in diese Situation manövriert, vielleicht könnte es uns auch wieder heraushelfen.
»Wie gräßlich!« rief es, als ich mich ihm näherte. In all dem Tumult hatte niemand mein Verschwinden von der Bühne bemerkt. »Wofür wollten sie mich hier haben? Ich sollte eigentlich über grüne Wiesen tollen!«
Ich wußte ziemlich genau, wofür sie es brauchten. Ein Blick auf diese Kreatur, und die Forderung der mythologischen Lebewesen ergab Sinn. Selbst ich hatte nunmehr genug von seinem Geschwätz.
»Hör zu!« sagte ich. »Was hältst du davon, hier herauszukommen?«
Das Einhorn zwinkerte mit seinen großen, braunen Augen. »Endlich! Die Stimme der Vernunft! Es ist schmerzlich, wie wenig Jungfrauen sich an diesem Ort befinden. Obwohl…« Das Einhorn sah mich wissend an. »Ich kann eine riechen, wenn ich sie vor mir habe!«
»Das ist jetzt nicht wichtig!« fuhr ich es unwirsch an. »Wenn ich dich hier rausholen soll, mußt du dafür eine Aufgabe erledigen!«
»Du brauchst nicht gleich grob zu werden!« rief das Einhorn aus. »Du weißt, daß ich mich für keinen einzigen von diesen elenden Halunken interessiere!«
»Aber nein! Du sollst meinen Meister hier wegschaffen!«
»Deinen Meister? Meinst du etwa…« Das Tier schüttelte sein glänzendes goldenes Horn. »Ich trage keine Schuhe.«
»Gut, dann werden wir ein Gestell basteln, und du wirst den Schuh ziehen!« Ich hielt inne. Ich durfte mich nicht von meinem Ärger über das Benehmen dieses Wesens übermannen lassen. Was würde mein Meister in dieser Situation tun?
»In der Tat«, fügte ich hinzu. »Für ein so prachtvolles Wesen wie dich sollte das kein Problem sein!«
Das Einhorn schien zu zögern. »Nun…«
Plötzlich stand Brax zwischen uns. »Wie wär’s mit einem magischen Dolch, den du auf deinem Horn tragen kannst? Ich sage dir, ich habe magische Accessoires in meinem Sortiment, die selbst dein Aussehen noch verbessern können. Und außerdem ist er verchromt!«
»Verdammnis!« Schädelbrecher schmetterte haarscharf an Brax vorbei auf den Boden.
»Günstige Ratenzahlung!« versprach Brax? »Ihr habt Euer ganzes Leben Zeit, zu zahlen!« Die riesige Schlachtkeule pfiff hinter ihm her.
»Nun gut, für die blühenden Felder«, flüsterte das Einhorn und wandte sich ganz ernsthaft zu mir um. »Vielleicht könnten wir etwas ausarbeiten?«
Ich erklomm die Bühne erneut, um meinem Meister Mitteilung zu erstatten.
Die zwei Dämonen kreisten den Greifen ein. Es hatte sich nichts Wesentliches geändert; jeder schrie und rannte und bellte und schmetterte nach Herzenslust.
»Ich könnte dir womöglich eine magische Waffe verkaufen«, flüsterte Brax Snarks fliehend ins Ohr, »die dir garantiert dumme Dämonen vom Leib hält.«
»Ausgezeichnete Idee«, knurrte der Greif. »Dann könnte ich euch beide
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