Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
verdunkelte die Sonne.
    »Nein!« kreischte der Schuhbert verzweifelt. »Nicht das!«
    Doch, dos! Warum hatte ich es zuvor nicht erkannt? Denn es war das – so erkannte ich nunmehr –, was ich schon einmal gesehen hatte.

 
Kapital Neun
     
     
Und dann kommt die Zeit, wenn ein Zauberer sein Schicksal vollkommen in die Hände eines anderen legen muß. Diese Handlungsweise erfordert großen Mut und großes Vertrauen in die Fähigkeiten dieses anderen, daß er eine Funktion erfüllen möge, die über das eigene Vermögen hinausgeht. Doch dieser Verlauf der Dinge hat auch seine guten Seiten. Sollte sich alles erfolgreich beenden lassen, so wird man hinfort in die Fähigkeiten seiner Mitmenschen und in die im Universum herrschende weise Voraussicht generell großes Zutrauen setzen. Und sollte es schiefgehen, hat man glücklicherweise immer noch den anderen, den man dafür verantwortlich machen kann.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XXVII
     
    Die Menge stob im Handumdrehen auseinander, um Platz für den Drachen zu machen, der sein Landemanöver mit einem gigantischen Krach abschloß.
    »Entschuldige, meine Liebe«, sagte er. »Ich fürchte, das war nicht gerade die eleganteste aller Landungen. Gibst du mir bitte meinen Hut?« Das Reptil wandte sich zu den Vereinsmitgliedern um, die jedoch zum größten Teil in den Büschen am Rand der Lichtung hockten.
    »Bitte«, fuhr der Drache fort, »ich bin doch nicht etwa in einem ungünstigen Moment angekommen?«
    »Papa! Aufwachen!« rief der Hippogreif. Der Greif jedoch schnarchte, immer noch der teuflischen Nachwirkung Schädelbrechers unterworfen.
    Die blonde Frau auf dem Drachenrücken griff in die Satteltaschen vor sich und beförderte einen großen Zylinder daraus zutage, den sie dem Drachen überreichte.
    »Verbindlichsten Dank«, äußerte das Riesenreptil höflich, bevor es sich die Kopfbedeckung aufsetzte.
    Zuvor hatte ich geglaubt, diesen Drachen zu kennen. Nun wußte ich es.
    »Hubert!« rief ich aus.
    »Lieber Himmel!« Der Drache blies vor Überraschung einen kleinen Rauchring in die Luft. »Könnte das ein Fan von uns sein?«
    »Ich bin’s, Wuntvor!« half ich ihm. »Erinnerst du dich nicht? Die Westlichen Königreiche und diese Angelegenheit mit dem Herzog?«
    Hubert nickte. »Ich vergesse nie ein Engagement. Du solltest einmal meine Geschäftsnotizen zu diesem Auftrag lesen!«
    »Erinnerst du dich auch noch an Ebenezum?« Ich deutete auf die andere Seite der Bühne hinüber. »Gut, in eben diesem Augenblick befindet er sich – in diesem großen Schuh!«
    »Oh, ist er auch Entfesselungskünstler? Wir hatten so einen in unserer Truppe, als wir im Palast auftraten. Er befreite sich aus verschlossenen Baumstämmen und eisernen Jungfrauen und diesem Zeug. Doch nie aus einem Schuh. Ein ziemlich ausgefallener Stil, aber nicht schlecht.« Hubert nickte zustimmend.
    Ich fragte mich, ob ich die falsche Richtung seiner Gedanken korrigieren sollte. Doch womöglich war es gar nicht so ungünstig, wenn wir im Augenblick nicht zu detailliert auf die Krankheit meines Meisters eingingen. Die Menge schien sich nämlich von ihrem Schock über das unvermutete Auftauchen des Drachen zu erholen; sie näherte sich Hubert und dem Mädchen auf seinem Rücken unaufhaltsam.
    »Hallo Wuntie!«
    Mein Herz stand einen Moment still. Nur eine Frau hatte mich jemals Wuntie genannt, und das auch nur in unseren intimsten Augenblicken. War es möglich?
    Ja, sie war es! Alea winkte von ihrem Sattel hoch auf dem Drachen.
    Es war kein Wunder, daß ich sie nicht sofort erkannt hatte, denn sie hatte sich in den Wochen, die wir uns nicht gesehen hatten, sehr verändert. Sie war nicht länger nur eine Herzogstochter, dazu verdammt, ihre langweiligen Stunden in einer zugigen Burg in den Westlichen Königreichen zu vertrödeln. Ihr einst glattes Haar war nun lockig gewellt und außerdem eine Nuance heller, als ich es in Erinnerung hatte – vermutlich während der zahllosen Flüge unter sonnigem Himmel gebleicht. Sie trug ein Gewand vom hellsten Himmelsblau, das zweifellos der letzte Schrei in Vushta war. Vushta, du Stadt der tausend verbotenen Lüste, du Stadt der Magie! Denn als Alea vor knapp zwei Monaten abgeflogen war, war sie kaum mehr als ein kleines Mädchen gewesen. Doch nun schien sie, ihrem Gewand, ihrer Aufmachung und ihrem Benehmen nach zu urteilen, eine erfahrene Frau geworden zu sein, eine gefeierte Schauspielerin, die Vushta im Sturm erobert hatte und sich nun erlauben konnte, wo

Weitere Kostenlose Bücher