Ein Magier in Nöten
selbst bin Ebenezum, den Ihr sucht. Kommt, wir werden Euren Schatz von dem Fluch befreien!«
»Und mein persönlicher Fluch?«
Mein Meister machte eine leichte Handbewegung. »Aber natürlich. Wunt, binde den Herrn los!«
Nachdem ich ihn befreit hatte, richtete Hendrek sich auf und trottete auf seine Keule zu.
»Bitte laßt sie eingewickelt, ja?« bedeutete ihm Ebenezum. »Nur eine kleine magische Vorsichtsmaßnahme.«
Hendrek nickte verständnisvoll und befestigte den Umhang an seinem Gürtel.
Ich schulterte erneut meinen Sack und ging zu meinem Meister hinüber. Er schien die Situation im Griff zu haben. Vielleicht war meine Besorgnis fehl am Platze.
»Was fürchtet Ihr noch?« wollte ich ihn beruhigen. »Die Barden singen immer noch Euer Lob!«
»Ja«, flüsterte Ebenezum, »die Barden singen jedermanns Lob, der gut genug zahlt!«
Hendrek der Krieger führte uns durch das undurchdringliche Dickicht, das mit jedem Schritt noch undurchdringlicher wurde. Die späte Nachmittagssonne warf lange Schatten. Wir konnten kaum erkennen, was vor unseren Füßen lag, so daß wir noch langsamer vorankamen.
Während wir uns durch den düsteren Wald kämpften, gab Hendrek die Geschichte des Fluches von Krenk, der Hauptstadt des Königreichs Melifox, zum besten: daß Dämonen in die Stadt eingefallen waren und sie für Menschen beinahe unbewohnbar gemacht hatten, daß das Land um die Hauptstadt immer wilder und gefährlicher geworden war, ganz so wie die Wälder, mit denen wir augenblicklich das Vergnügen hatten; daß Krenk zwei niedergelassene Zauberer besaß, von denen keiner in der Lage gewesen war, den Fluch zu brechen, so daß schließlich Hendrek als letzten Versuch einen Handel für eine magische Waffe eingegangen war, wobei er versäumt hatte, das höllisch klein gedruckte Kleingedruckte zu lesen. Doch dann vernahm ihr Herrscher, der weise und gute König Urfoo der Kühne ein Heldenlied von einem fahrenden Barden, das einen großen Zauberer aus dem Waldland pries. Hendrek hatte man ausgeschickt, um, koste es was es wolle, diesen Zauberer ausfindig zu machen.
»Was es wolle?« wiederholte Ebenezum die bei weitem interessanteste Passage Hendreks kleiner Erzählung. Seine Schritte hatten jene Würde wiedergewonnen, die ich an ihm gewohnt war; selbst in dem Dornengestrüpp, das wir jetzt durchquerten, schritt er zielsicher voraus.
»Nun«, räumte Hendrek ein, »man weiß allgemein, daß Urfoo gelegentlich zu Übertreibungen neigt. Doch da Ihr die letzte Hoffnung des Reiches seid, bin ich sicher…«
Hendrek verharrte und starrte vor seine Füße. Wir waren an eine solide Pflanzenwand gelangt, die zwölf Fuß hoch war und schier unüberwindlich.
»Das war vorher noch nicht da«, murmelte er vor sich ihn. Mit einer Hand reichte er in die dichte grüne Wand hinein. Eine Ranke schlängelte sich heraus und umschlang sein Handgelenk.
Ebenezum nieste.
»Verdammnis!« brüllte Hendrek los und riß Schädelbrecher aus dem Umhang.
Ebenezum erlitt einen neuerlichen Niesanfall.
Hendreks Keule schlug in die Ranken, doch das Grünzeug gab unter dem Schlag nach. Die ganze Wand war nun zu Leben erwacht, ein Dutzend Ranken und Luftwurzeln peitschten die Luft. Sie zielten auf Hendreks massive Gestalt. Seine kreisende Keule hielt sie in Schach. Ebenezum barg den Kopf in seiner geräumigen Robe; aus dem Gewand drang ersticktes Niesen.
Etwas krabbelte an meinem Knöchel hoch: Eine braune Ranke, noch dicker als die, mit denen Hendrek sich abplagte, schlängelte sich an meinem Bein empor. Ich geriet in Panik und versuchte zu fliehen, mit dem Effekt, daß ich den Halt verlor. Die braune Ranke schleifte mich auf die widernatürliche Pflanzenwand zu.
Hendrek war schon vor mir dort. Er hieb wie ein Wilder in die Grünfront, doch seine Schläge waren schwächer geworden, und seine Kampfschreie waren auch verstummt. Ranken wanden sich rund um seine Gestalt; es war nur noch eine Frage weniger Minuten, bis er dem Blätterwerk zum Opfer gefallen sein würde.
Ich zerrte wieder mit aller Kraft an der Ranke, die mich gefangenhielt. Sie ließ mich zwar nicht los, aber ich konnte einen Blick auf meinen Meister werfen, während ich die letzten Fuß auf die Wand zugezogen wurde.
Die Ranken umzüngelten auch den Magier, doch sie schienen nur seine Gewänder zu greifen, als wenn diese belebte Vegetation spüren könnte, daß Ebenezum eine größere Bedrohung für sie darstellte als Hendrek und ich zusammen. Ein zusammengerollter
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