Ein Magier in Nöten
einschließt. Euer Lehrling und der Krieger werden natürlich sofort getötet.«
Mein zur Hälfte verspeister Napfkuchen rutschte mir in den Hals. Ich hustete und würgte gleichzeitig. Hendrek sprang auf, und der verfluchte Schädelbrecher ließ delikates Naschwerk durch die Luft segeln, als er über den Tisch fegte. Der Händler schrie vor Überraschung auf, da er von einer zuckrigen Flutwelle überschwemmt wurde. Dank seinen blitzschnellen Reaktionen gelang es ihm, allem außer einem kleinen Stückchen Kirschkuchen auszuweichen.
Der Assassine wischte sich das klebrige Stück Kuchen aus den Augen. »Dieses Spiel kann auch von zwei Spielern gespielt werden, Kämpfer«, flüsterte er drohend.
»Verdammnis«, kommentierte Hendrek.
»Hendrek, wartet!« schrie ich, als der massige Krieger wieder seine Keule schwang. Als der Kischkuchen den Händler getroffen hatte, war mir eine Erleuchtung gekommen. Hendrek mußte den Mörder mit seiner magischen Kriegskeule beschäftigen, und wenn wir alle zusammenarbeiten würden – meine Anfängersprüche unterstützt von der Kombinationsgabe und dem Einfallsreichtum des Magiers –, könnten wir durch die Verteidigung des Händlers brechen, ganz so wie der kleine Kirschkuchen mit der Unterstützung einer Kompanie von Pasteten sein Ziel gefunden hatte.
Doch mein Meister hatte sich wegen der magischen Keule ganz in das Innere seiner Robe verzogen, und Hendrek war von Berserkerwut ergriffen und würde mir nicht zuhören. Der Kämpfer ging einem Schokoladenkuchen aus dem Weg, der über den Tisch geflogen kam. Doch der Händler hatte den Kuchen nur als Ablenkungsmanöver eingesetzt, denn in seiner Rechten hielt er drei riesige gefüllte Eclairs, die nun mit tödlicher Schußkraft über den Tisch zischten. Und dennoch war die Keule schneller als das Backwerk; ich konnte nur noch überrascht feststellen, daß eine weiche Schokoladenmasse sich auf meinem Gesicht ausbreitete.
»Gack!« schrie ich, nicht ganz bei mir selbst. Stücke des Napfkuchens erschwerten mir noch die Atmung, und nun war mir auch noch die Sicht von einer kühlen Schokoladenschicht getrübt. Ich erwartete jeden Augenblick, daß die Hände des Händlers auf mich niederstoßen und mich zerreißen würden.
»Blasphemie!« schrillte Heemats entsetzte Stimme durch meine Panik wie ein Messer, das eine Pastete teilt. Was würde als nächstes passieren? Hastig wischte ich genügend Schokoladencreme von meinen Augen, um wieder sehen zu können.
Heemat stand vor einer Menschenansammlung, die ganz in monastische Roben gekleidet war. Es mußten wohl an die hundert Eremiten sein, die alle auf mich und den Händler starrten. Ich zog die Möglichkeit in Betracht, daß unsere kleine Auseinandersetzung den Verlauf der Bühnendarbietung gestört haben könnte.
Auch wenn ich erleichtert war, daß der Händler seine Wurfattacken eingestellt hatte, kam ich bei genauerer Betrachtung der zusammengepreßten Kiefer und zorneskalten Augen der Eremiten zu dem Ergebnis, daß die nun folgenden Ereignisse die Situation keineswegs entschärfen würden – eher im Gegenteil.
»Gotteslästerer!« wiederholte Heemat seine Vorwürfe, und seine Blicke schnellten wie Pfeilspitzen zwischen dem Händler und mir hin und her. »In Eurem Wahnsinn habt Ihr gesündigt! Ihr habt genommen, was gegessen werden mußte, und habt es sträflichen Zwecken zugeführt! Ketzerische Eindringlinge, Ihr habt die Pasteten entweiht!«
»Die Pasteten entweiht«, echote der Mönchschor im Rücken von Heemat.
Traurig schüttelte Heemat sein Haupt, bedauernd hob er den Blick an die Decke. »Manchmal vergesse ich mich.«
Seine Stimme war ein heiseres Flüstern. »Manchmal überwältigt mich meine Gutherzigkeit. Ich bitte Leute, meine Gäste zu sein und mit mir den Gott zu ehren.«
»Den Gott zu ehren!« dröhnte der Chor.
»Und wie, glaubt ihr, wie danken sie es mir?« Heemat vollführte eine wedelnde Geste über seinem Kopf. »Ich, der ich ein Gelübde abgelegt hatte, zwanzig Jahre zu schweigen, und der, da ich solch großes Mitleid mit Euch verspürte, schon nach sechs Wochen mein Gelübde brach! Ja, ja, Ihr! Wir laden Euch in unsere bescheidene Hütte ein, wir teilen mit Euch die spärlichen Nahrungsreste, die wir zur Verfügung haben, und Ihr – Ihr – Ihr habt nichts Besseres zu tun, als auf dem Namen unseres Gottes, auf Plaugg dem Mäßig Überwältigenden, herumzutrampeln, jawohl, herumzutrampeln!«
»Dem Mäßig Überwältigenden!« wiederholte der Chor.
»In
Weitere Kostenlose Bücher