Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
mich an Händen und Füßen gefesselt und in der Dunkelheit liegenlassen. Nach einiger Zeit öffnete sich meine Zellentür, und ein einzelner Eremit mit einer Kerze betrat den Raum. Leise schloß er die dicke Kerkertür hinter sich und näherte sich der Pritsche, auf der ich lag. Er plazierte die Kerze auf den einzigen Tisch der Zelle; dann schob er mit beiden Händen seine voluminöse Kapuze zurück.
    Es war Snarks.
    Der enthüllte Dämon signalisierte mir zu schweigen. »Ich dürfte gar nicht hier sein«, flüsterte er, »aber irgendwie mag ich dich. Du scheinst mir eins der seltenen menschlichen Exemplare zu sein, denen man vertrauen kann. Vielleicht sind es deine miesen Manieren oder dein wichtigtuerischer Gang, der mir dich empfiehlt, oder die Tatsache, daß du dein Haar nie ordentlich kämmst und dein Hemd immer falsch zuknöpfst, oder auch jene Hautprobleme, über die wir neulich sprachen – egal. Was auch immer der Grund sein mag, du hast mein Dämonenherz gerührt. Ich habe mich dazu entschlossen, dir zu helfen.«
    Ich studierte Snarks in dem trüben Licht und war mir nicht ganz sicher, ob ich dankbar oder mißtrauisch sein sollte. Was wußte ich schon von Dämonenherzen?
    »Bald«, fuhr Snarks fort, »ist die Show in der Großen Halle zu Ende, und dann ist dein Gottesgericht dran. Deine Blasphemie war übrigens eine willkommene Unterbrechung für Heemat, denn für den Höhepunkt seiner Abendunterhaltungen braucht er immer so etwas. Vorher hatte er nur eine von diesen gigantischen Musiknummern geplant. Du weißt schon, etwas von der Art ›Zuckt’s euch nicht schon in den Füßen / Laßt uns so den Gott begrüßen!‹«
    Ich nickte bedächtig. Zumindest hatte Snarks noch nicht versucht, mein Aussehen zu verändern. Ich fragte mich, ob ich die Wachen rufen sollte.
    »Aber das Gottesgericht durch Eiercreme!« rief Snarks aus. »Es kann eine schreckliche Tortur werden, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Du und der andere Gotteslästerer werdet in je eine Tonne Eiercreme gesenkt werden, deren Oberfläche zwei Fuß über eurem Kopf liegt. Und was dann geschieht… nun, von Eiercreme erstickt zu werden, ist ein gräßlicher Tod!«
    Der Dämon schüttelte sich. »Es gibt nur einen Ausweg. Du mußt deinen Kopf hochstrecken und dich zur Oberfläche durchessen. Ich habe meinen Einfluß dahingehend geltend gemacht, daß du in die Tonne mit der Zitronencreme kommst, die ist leichter und weniger sättigend als Buttercreme. Wenn du dir erst einmal ein Loch zur Oberfläche gegessen hast, mußt du nur noch deine Hände und Füße befreien und zu dem Ausgang an der Seite des Bottichs schwimmen. Dann hast du nicht nur das Gottesgericht durch Eiercreme überstanden, sondern auch…«
    In der Eingangshalle waren Schleifgeräusche zu hören, so als würde irgendein schwerer Gegenstand über den Steinfußboden gezogen.
    »Der andere Gotteslästerer wird gerade in die Große Halle gebracht. Ich muß gehen, denn man darf mich hier nicht sehen.« Der Dämon schluckte. »Ich habe heute keinen Appetit auf Eiercreme!«
    Snarks zog sich wieder die Kapuze über und ging leise zu der Tür, die er einen Spalt öffnete. Der Dämon schaute in beide Richtungen, drehte sich zu mir um und winkte.
    »Grrffmmj!« flüsterte er und war verschwunden.
    Meinen Weg zur Oberfläche durchessen? Meine Hände und Füße befreien? Snarks’ Worte wirbelten durch meinen Kopf. Bis jetzt hatte ich ja keine Ahnung von diesem Gottesgericht gehabt!
    Die Tür zu meiner Zelle wurde mit solcher Vehemenz aufgestoßen, daß sie gegen die Wand knallte.
    »Nun, Gotteslästerer!« kreischte Heemats Stimme, hoch und zornesschwanger.
    Plötzlich erzitterte der Raum. Diesmal war es ein ordentliches Erdbeben, mit einer Menge Krach und Lärm und dem Angstgeschrei vieler Stimmen im Hintergrund; wirklich eins der ordentlichsten Beben, die wir bis jetzt gehabt hatten. In einer Skala von zehn hätte ich ihm eine satte Acht gegeben. Angeschnallt auf meiner Liege begann ich darüber zu sinnieren, wann genau das Verlangen nach wissenschaftlicher Quantifizierung dieser Erdstöße mich das erste Mal gepackt hatte.
    Nachdem die Beben aufgehört hatten, rappelte sich Heemat vom Boden auf. Nachlässig strich er seine Kutte glatt.
    »Wie schon gesagt: Nun, Gotteslästerer! Nun werden wir sehen, aus welchem Stoff du gemacht bist! Wachen, führt ihn ab!«
    Vier vierschrötige Eremiten schwärmten in den Raum und hoben mich von meiner kargen Bettstatt hoch. Ich neigte bezüglich

Weitere Kostenlose Bücher