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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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der Tat«, mischte sich Ebenezum ein und trat zwischen mich und die Eremitenhorde. »Ich bin überzeugt davon, daß wir es alle sehr bedauern, daß wir die von altersher überlieferten Sitten Eures Ordens übertreten haben. Doch sind wir Fremde in einem fremden Land und im Umgang mit andersgearteten Traditionen noch etwas unsicher. Ich für meine Person erhole mich gerade langsam von einer langwierigen und schweren Krankheit und muß einen Großteil meiner Zeit mit Schlaf zubringen. Der große Krieger hier zu meiner Seite wird von seiner verfluchten Waffe beherrscht und kann nicht für seine Handlungen verantwortlich gemacht werden. Was ist, werdet Ihr wissen wollen, mit meinem Lehrling? Nun, er ist jung, fast ein Kind noch! Ihr wollt ihn doch nicht für den einen oder anderen kleinen Mißgriff verurteilen! Wir drei sind mit Sicherheit keiner bösen Absicht fähig!« Er hüstelte höflich hinter vorgehaltener Hand. »Was jedoch diesen Herrn in Schwarz angeht… nun, er wird für sich selbst sprechen können.«
    Zornig blitzte der Händler Ebenezum an. »So schnell vergeßt Ihr unser Abkommen? Nun gut, hier ist meine Antwort!« Er griff hinter sich nach einem riesigen Kuchen, der fast den gesamten Servierwagen ausfüllte.
    Die mönchische Menge schnappte wie ein Wesen nach Luft. Die Aprikosenfüllung quoll klebrig zwischen den Fingern des Assassinen hervor.
    »Halt!« befahl Heemat. »Ich werde es nicht länger dulden! Ergreift ihn!«
    Sofort umringten ein Dutzend Mönche den Händler. Kurz darauf war Ebenezum in einer Mönchsmenge untergetaucht, und auch mir ging es nicht anders. Meine Arme wurden mir auf den Rücken gedreht. Der Händler wurde von zornigen Mönchshänden an meine Seite geschubst. Heemat trat vor uns beide.
    »Hört mir zu, Frevler, denn ich werde Euch Plauggs Urteil verkünden, Preis sei seinem großen Namen!«
    »Großen Namen«, leierte die Menge.
    »Wir sind zwar ein strenger, aber gerechter Orden«, teilte Heemat uns mit. »Bevor wir Euch hinrichten, unterziehen wir Euch drei verschiedenen Prüfungen, und solltet Ihr die bestehen, seid Ihr frei. Die erste Prüfung ist die des Wassers.«
    »Die Prüfung des Wassers«, echote der Chor.
    »Da wir uns unglücklicherweise mitten im Wald befinden, ermangelt es uns gewisser Wasserläufe.«
    »Wasserläufe«, kam es von den anderen Mönchen.
    Heemat rieb sich die Hände. »Aber es gibt ja noch das traditionelle Gottesgericht, die Feuerprobe.«
    »Feuerprobe«, sang der Chor dumpf.
    »Doch leider haben wir mit der Zeit gewisse Nebeneffekte des Feuers beobachten müssen, so beispielsweise den sehr unangenehmen, daß unsere bescheidene Klause ebenfalls den Flammen verfiel.«
    »Den Flammen verfiel«, sangen die Hundert.
    »Um wie vieles geeigneter erscheint auf diesem Hintergrund unsere dritte Prüfung! Und wie viel gemäßer ist diese Form dem innersten Wesen jener kleineren Gottheit, die wir anbeten: Plaugg, gepriesen sei sein vergänglicher Ruhm!«
    »Vergänglicher Ruhm!« wiederholten die mönchischen Papageien.
    Heemat beugte sich so nah zu mir, daß ich seinen zuckergeschwängerten Odem riechen mußte. »Denn nun, frevlerische Eindringlinge, nun werdet Ihr der Wahrheit ins Auge blicken müssen! Richtet Euch ein auf die dritte Prüfung: das Gottesgericht der Eiercreme!«
    »Gottesgericht der Eiercreme!« brüllte ein jeder.
    Ich wurde von zwanzig eifrigen Händen gepackt und auf die Bühne gehievt. Das letzte, was ich von dem Raum unter mir sah, war der winkende Ebenezum. Sie hatten weder ihn noch Hendrek ergriffen; der Grund hierfür war vielleicht in der Tatsache zu suchen, daß weder mein Meister noch der Kämpfer mit Naschwerk besudelt waren.
    Und Ebenezum war frei! Das bedeutete, daß er mir helfen konnte! Oder etwa nicht?
    Dunkelheit überwältigte mich.

 
Kapitel Vierzehn
     
     
Religion ist zwar eine zutiefst persönliche Sache, aber wir von der zauberischen Zunft tun doch allgemein besser daran, unsere Finger davonzulassen. Es gibt jedoch Ausnahmesituationen, sagen wir wenn ein Spruch in die Hose gegangen und zufällig jemandes liebgewonnenen heiligen Tempel zerstört hat, und man vor die Alternative gestellt wird, a) sich zu einem fremden Glauben zu bekehren oder b) jener Gottheit geopfert zu werden. Und in solchen Zeiten der Not erkennt man erst den wahren Wert und die schöne Tiefgründigkeit von Religionen, zumindest so lange, bis man einen Fluchtweg aus der Stadt gefunden hat.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XXXI
     
    Sie hatten

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