Ein magischer Walzer
freiem Willen den letzten Walzer versprochen, heute Nacht und jede andere Nacht in Zukunft.“
Empörtes Zischen folgte auf seine Worte.
Sebastian lächelte. „Miss Hope hat mir die große Ehre erwiesen, meinen Antrag anzunehmen.“ Er machte eine Pause, um die Worte wirken zu lassen, dann fügte er hinzu: „Und Sir Oswald hat heute Nacht der Verbindung seine Zustimmung erteilt. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, meine Herren, meine Verlobte wartet. Und wo ich herkomme, lässt man eine Dame nicht warten.“
Schockiert traten die Männer zurück und ließen ihn passieren.
Langsam endete der letzte Walzer. Sebastian stand mit Hope in den Armen, wollte sie nicht loslassen. Ihre Augen waren träumerisch geschlossen, ihr Körper wiegte sich noch zur verklingenden Musik. „Ich wünschte, ich könnte auf ewig weitertanzen“, murmelte sie. „Tanzt du mich nach Hause, Liebster?“
Die Muskeln in seinen Armen spannten sich unwillkürlich. Er wollte sie an sich ziehen.
„Wohin du willst, Liebling. Zum Ende der Welt und wieder zurück, wenn du möchtest.“
Einen Augenblick später erklang im Garten Violinenspiel. „Der Graf“, sagte Hope. „Jetzt erinnere ich mich wieder, dass Lady Thorn sagte, der Abend würde mit einem Feuerwerk ausklingen! Komm mit - lass uns eine Stelle finden, von der aus wir alles sehen können. Ich liebe Feuerwerk.“
Leute drängten auf die Terrasse, von der wunderschönen Melodie des einsamen Geigenspielers gelockt. Der Graf stand zum Teil im Schatten, nur seine Umrisse und die seiner Violine waren in dem flackernden Licht der nahen Fackeln zu erkennen. Die Violine jubelte und schluchzte, ließ niemanden unberührt.
Kein Wunder, dass Faith ihm nicht widerstehen kann, dachte Hope. Er war die Verkörperung des romantischen Helden, wie sie ihn sich in ihrer Kindheit ausgemalt hatten. Und seine Musik war geradezu magisch.
Sie spürte, wie sich die Muskeln im festen, kräftigen Arm des Mannes an ihrer Seite spannten, und lehnte sich gegen ihn, schwindelig vor Liebe. Kein ausgedachter Held konnte jemals ihrem Sebastian Konkurrenz machen.
Die Musik erreichte ein lang gezogenes, zitterndes Crescendo und erstarb jäh. In der plötzlichen Stille war ein lautes Klatschen zu hören, gefolgt von dem gedämpften Ausruf eines Mannes. „Ich bin nicht im Geringsten ruiniert“, erklärte eine Frauenstimme empört. Leises Lachen und Gemurmel erhob sich unter den Umstehenden.
Erstickt erklärte Sebastian: „Wenn ich mich nicht völlig irre, war das ...“
Hope lachte. „Es war, da bin ich sicher.“ Sie drückte sich gegen Sebastian. „Es ist ein wundervoller Abend, nicht wahr? Sieh nur.“
Sebastian folgte ihrem Blick. Am samtblauen Nachthimmel zerbarst ein Stern in einem Funkenregen. Das Feuerwerk hatte begonnen. Die glitzernden Silber- und Goldfunken erleuchteten kurz die Nacht mit ihrem hellen Licht. Fasziniert beobachteten die Ballgäste das Schauspiel.
Hope und Sebastian schauten ebenfalls gebannt zu. Oder wenigstens Hope schaute gebannt zu, während Sebastian ihr Gesicht betrachtete, das nicht minder bezaubernd war. Er hatte schon früher Feuerwerk gesehen und es sehr genossen, aber er hatte noch keines mit ihr zusammen gesehen. Ihre Fähigkeit zur Freude war ansteckend. Wie ein Verdurstender sog er diese Freude in sich auf.
Unter dem Vorwand, einen besseren Aussichtspunkt zu suchen, zog er sie mit sich ein Stück weg von der Terrasse, dorthin, wo er zwischen zwei Feuerwerksexplosionen einen Kuss stehlen konnte. Die meisten Gesichter waren nach oben gewandt, aber als er sich wieder vorbeugte, um Hope zu küssen, bemerkte er etwas aus dem Augenwinkel.
Hope flüsterte er ins Ohr: „Ich wusste gar nicht, dass es ansteckend ist. Schau mal dort.“ Er deutete auf einen schlanken, goldhaarigen Zigeuner, der eine zierliche, rot gekleidete Dame in den Armen hielt und leidenschaftlich küsste.
„Ich bin so froh“, erklärte Hope. „Jetzt können wir uneingeschränkt glücklich sein.“ Sie schlang ihm die Arme um den Hals und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. „Dies ist die himmlischste Nacht. Ich denke, Liebe liegt in der Luft.“
Genau genommen lag eine Menge Rauch von dem Feuerwerk in der Luft, aber Sebastian störte sich nicht daran. Er hielt Hope im Arm, und das war alles, was für ihn zählte.
20. KAPITEL
Am Nachmittag des nächsten Tages erhielt Sebastian eine dringende Nachricht von Hope.
„Meine Schwester Charity liegt in den Wehen“, empfing sie ihn, sobald er
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