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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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jetzt, da sie ihn nicht länger berührte. Wie widersprüchlich dieser Mann war. Nachdem er ihre Bekanntschaft gesucht hatte, hatte er sie konsequent auf Abstand gehalten, und das in mehrfacher Hinsicht. Warum?
    Und was ihre eigene Reaktion anging ... ihr eigenes Verhalten war noch unverständlicher. Seine körperliche Kraft und Stärke stießen sie ab, aber die Sanftheit darunter wirkte unglaublich anziehend auf sie. Er hatte ihr gegenüber keinerlei Charme gezeigt, aber gerade das hatte ihr gefallen. Und obwohl er keinen Versuch unternommen hatte, sie für sich zu gewinnen, zitterte sie tief innerlich, sobald er sie mit diesem eindringlichen, hungrigen Blick ansah.
    Sie hatte immer gezittert, wenn Großvater einen Wutanfall hatte. Doch wenn Sebastian Reyne sie anschaute, zitterte sie nicht aus Furcht.
    Und als er sie, um einen Unfall zu verhindern, fest an seinen großen, kräftigen Körper gezogen hatte, hatte sie das nicht im Geringsten beunruhigt. Ganz im Gegenteil, sie hatte sich auf eine Art und Weise sicher und beschützt gefühlt, die ihr den Atem raubte.
    Faith eilte herbei. „Wir sind nächsten Donnerstag zu einem Konzert bei Lady Thorn eingeladen. Offensichtlich ist ein wunderbarer neuer Violinist in London eingetroffen - ein ungarischer Graf, wie man hört, er soll genauso schneidig sein wie begabt -, und Lady Thorn  ist es gelungen, ihn für ihren musikalischen Abend zu gewinnen. Man hat mir gesagt, Teile der Damenwelt auf dem Kontinent sind sogar ohnmächtig geworden, so überwältigt waren sie von seiner göttlichen Musik. Können wir bitte gehen, Mrs. Jenner? Bitte?“
    „Natürlich, meine Liebe“, versicherte ihr Mrs. Jenner. „An dem Abend haben wir noch nichts vor, und obwohl ich sagen muss, dass für mich alle Violinisten gleich klingen, weiß ich, wie sehr Sie Musik lieben. Und wenn dieser Ungar gut aussieht, haben Hope und ich wenigstens etwas zum Anschauen.“
    Faith lachte. „Danke. Es wird herrlich, da bin ich sicher. Ich habe gehört, er kann sein Instrument zum Singen bringen, und sein Vibrato."
    Mrs. Jenner tätschelte ihr die Hand. „Ja, ja, meine Liebe. Oh, da sind Sir Oswald und Lady Augusta. Der arme Mann ist ja ganz dunkelrot im Gesicht nach dem langen Walzer. Das kann in seinem Alter nicht gut für ihn sein. Aber kann er das zugeben? Warum bitten Sie beide ihn nicht, Sie kurz an die frische Luft in den Garten zu begleiten? Ich werde unterdessen mit ein paar alten Bekannten sprechen.“
    Sie schaute Hope an, während sie das sagte. Offenbar wollte sie hören, was man über Mr. Reyne redete.
    Hope war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie jede Kleinigkeit über ihn wissen, andererseits wollte sie den Klatsch nicht weiter beachten und langsam selbst hinter seine Geheimnisse kommen. Klatsch ging selten freundlich mit einem um. Aber Mrs. Jenner ließ sich nicht aufhalten, erkannte sie. Es war die Pflicht einer Anstandsdame, alles herauszufinden.
    Faith unterbrach ihre Gedankengänge. „Armer Onkel Oswald, er Sieht so erhitzt aus, und Lady Gussie so kühl wie eine frische Brise. Komm, Hope, lass uns den Armen vor seinem männlichen Stolz retten.“ Damit hakte sich ihre Schwester bei ihr unter, und zusammen gingen sie zu ihrem erhitzt wirkenden Vormund, der sich bemühte, nicht zu keuchen.
    Lady Augusta Montigua del Fuego fächelte sich anmutig mit einem Fächer aus Ebenholz. Als die Zwillinge sie erreichten, bemerkte sie: „Ein herrlich großer, kräftiger Kerl, den du da zum Walzer hattest, Hope, mein Liebes. Ach, ich mag hünenhafte, gefährlich aussehende Männer. Diese Schultern ..." Sie seufzte bewundernd. „Wenn ich halb so alt wäre, würde ich ihn dir wegschnappen. Wird er den Erwartungen gerecht?“
    Großonkel Oswald schnaubte abfällig. Lady Gussie zwinkerte Hope zu.
    Hope lächelte breit. „Er war ... faszinierend.“
    Faith schaute sie erstaunt an.
    Bedeutungsvoll hob Lady Gussie die Augenbrauen. „Faszinierend - das gefällt mir. Er erinnert mich irgendwie an meinen zweiten Ehemann - den Argentinier. Er war auch so ein dunkler Typ ...“ Sie seufzte bei der Erinnerung. „Und ein Teufel im B...“, sie fing den warnenden Blick ihres Galans auf und verbesserte sich, „... wenn seine Leidenschaft geweckt war.“
    Großonkel Oswald verschluckte sich fast. „Gussie!“
    Mit einer Unschuldsmiene, die niemanden auch nur einen Augenblick täuschte, erklärte sie: „Er war überaus leicht in Rage zu bringen!“ Sie schaute den Großonkel der Zwillinge unter

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