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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Sebastians Leben wusste, hatte er keine echte Vorstellung davon, wie der Rest der Welt lebte.
    Miss Hope mochte etwas erlebt haben, das sie als hartes Los empfand, aber er bezweifelte, dass sie je gehungert hatte oder misshandelt worden war. Die Merridew-Schwestern waren vielleicht Waisen, aber sie waren reiche Waisen, und sie hatten eine liebevolle Familie, die sie beschützte. Er hatte selbst gesehen, wie vernarrt Sir Oswald in sie war.
    Hope und ihre Schwester waren zu fröhlichen, lachenden jungen Mädchen herangewachsen. Dorie betrachtete die Welt mit Argwohn und hatte in den vier Monaten, seit er sie entdeckt hatte, keinen Laut von sich gegeben. Und Cassie trug ein Messer um ihren Oberschenkel geschnallt. Ein Kind von vierzehn Jahren. Diese Tatsachen allein sprachen Bände.
    Seine Schwestern hatten Schrecken durchlebt, von denen Hope Merridew nichts wissen konnte.
    Und es war seine Schuld. Er musste es wiedergutmachen. Und wenn die Ehe mit Lady Elinore dazu nötig war, würde Sebastian sie mit Freuden heiraten.
    „Ich hatte recht, Hope. Sie müssen sich von ihm fernhalten; er ist keine passende Partie für Sie - oder für irgendein anderes Mädchen unserer Bekanntschaft.“
    Hope hob fragend eine Augenbraue. Sie mochte es nicht, wenn man ihr Vorschriften machte. Faith, die ihre Verärgerung bemerkte, legte ihr beschwichtigend den Arm um die Mitte, und etwas von ihrer Spannung wich. Es wäre nicht gut, wenn ihre Schwester oder ihre Anstandsdame bemerkten, wie sehr sie sich zu Mr. Sebastian Reyne hingezogen fühlte. Und wie wenig es ihr gefiel, vor ihm gewarnt zu werden.
    Mrs. Jenner fuhr fort: „Er war ein bettelarmer Fabrikarbeiter, in einer der Spinnereien, die ihm heute gehören ... “
    „Armut ist keine Schande, und harte Arbeit auch nicht“, unterbrach Hope sie. „Unser Großvater mütterlicherseits war ein Metzger, glaube ich.“
    Mit dem Fächer gab Mrs. Jenner ihr einen leichten Klaps auf den Arm. „Um Himmels willen, verbreiten Sie das bloß nicht, denn es wird Ihnen nicht zugutekommen! Außerdem geht es darum nicht. Es war nicht harte Arbeit, durch die Mr. Reyne sein Vermögen gemacht hat, sondern niederträchtige List.“
    „Was meinen Sie?“
    „Er hat die Tochter des Fabrikbesitzers mit seinem Charme umgarnt und dann in die Ehe mit ihm gelockt.“
    Verheiratet! Hope hatte das Gefühl, als bekäme sie keine Luft mehr. Verheiratet!
    „Der Himmel weiß, was ihren Vater getrieben hat“, fuhr Mrs. Jenner fort, „als er das zugelassen hat. Sie war schon seit Jahren auf dem Heiratsmarkt. Reyne muss gut im Süßholzraspeln sein. “
    Hope runzelte die Stirn. Sie konnte selbst bezeugen, dass er das nicht war.
    Die Anstandsdame schnalzte mit der Zunge. „Das närrische Ding! Sie war die einzige Erbin ihres Vaters. Was dachte sie, weswegen er sie wollte? Und er war Jahre jünger als sie.“
    Hope gelang es, in - wie sie hoffte - beiläufigem Ton zu sagen: „Da er verheiratet ist, sehe ich nicht, inwieweit er Faith oder mir gefährlich werden kann.“
    „Er ist Witwer.“
    Hopes Magen kehrte wieder an seinen angestammten Platz zurück.
    „Aber er ist auf der Suche nach einer neuen Frau! Und es ist eine Schande, dass er keine Schwierigkeiten haben wird, eine zu finden. Reichtum öffnet alle Türen und kann alles kaufen, Ehefrauen eingeschlossen - gleichgültig mit welchem Risiko.“
    Hope warf den Kopf zurück, verärgert über das Getue ihrer Anstandsdame. „Welches Risiko meinen Sie? Jede Ehe ist in gewisser Weise ein Risiko.“
    „Nein, nicht wie in diesem Fall.“ Mrs. Jenner senkte die Stimme. „Ich habe mit einem Dutzend Leuten über ihn gesprochen, und keiner von ihnen hatte etwas Gutes über ihn zu berichten.“ Sie zählte die Namen an den Fingern ab. „Sir George Arthurton - der mehrere Geschäfte in Manchester hat, wo der Mann herkommt - hat mir erzählt, er sei vollkommen gewissenlos! Andere haben mir das bestätigt. Lord Etheridge sagte, Sebastian Reyne sei ein überaus gefährlicher Mann, genau das waren seine Worte! Er ist in der Baumwoll-Industrie und muss es wissen. Und Mrs. Beamshaft hat mir einiges über seine Vergangenheit eröffnet. Urplötzlich ist er aus dem Nichts aufgetaucht. Und am Ende besaß er alles. Sein Schwiegervater und seine Frau waren beide tot.“ Sie lehnte sich zurück, um ihre Worte wirken zu lassen.
    Dass Mrs. Jenner so selbstzufrieden und zugleich entzückt über ihren schändlichen Bericht aussah, störte Hope. „Was wollen Sie also sagen, Madam? Sie

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