Ein magischer Walzer
ihrer Schwester. Ihr kleines Gesicht war weiß und angespannt, und statt ausdruckslos wie sonst wirkte ihre Miene ängstlich.
Es drückte Sebastian das Herz ab. Mit leiserer Stimme wandte er sich an sie. „Es ist gut, Dorie, niemand wird dir oder Cassie etwas tun. Cassie, hatte es etwas mit Dorie zu tun?“
Cassie sah ihre Schwester an, dann zuckte sie gleichgültig die Achseln. „Und wenn?“
Sebastian seufzte. „Sag es mir einfach, Cassie. Ich bin müde, ärgerlich, erleichtert - alles gleichzeitig. Ich bin Tag und Nacht geritten, außer mir vor Sorge, dass euch beiden etwas Schreckliches zugestoßen ist.“
Skeptisch kniff Cassie die Augen zusammen.
Sebastian wiederholte: „Ja,außer mir vor Sorge!“ Er schüttelte den Kopf, ratlos wegen ihres Verhaltens. „Natürlich war ich das. Ihr beide seid meine Schwestern. Warum sonst sollte ich in London alles stehen und liegen gelassen haben, um herzukommen und nach euch zu suchen?“
Cassie runzelte die Stirn.
Er sagte: „Und ich war nicht der Einzige. Treece, Mrs. Elliot, Mr. Black und die Köchin, alle haben sich große Sorgen um euch gemacht und überall nach euch gesucht. Ich nehme an, die meisten haben seit Tagen nicht richtig geschlafen.“
Sie schaute fragend zu Black, der bestätigend nickte.
Gerade kam Treece herein, eine Kanne Tee, eine Brandykaraffe und einen Teller mit Sandwichs auf einem Tablett. Cassie schaute ihn an, und er nickte. „Es stimmt, Miss Cassie. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht. Mrs. Treece hat vor lauter Angst kein Auge zugetan.“
Sebastian, der bemerkte, dass Cassie ehrlich überrascht von ihrer Sorge war, erklärte: „Wir alle haben befürchtet, ihr lägt irgendwo tot im Straßengraben oder schlimmer. Das wenigste, was du daher tun kannst, ist uns zu erklären, warum du uns das hast durchmachen lassen.“
Nach einem Moment des Überlegens sagte Cassie langsam: „Es war kein Streich. Es tut mir leid wegen der Aufregung, die wir verursacht haben. “ Sie schaute zu ihrer kleinen Schwester, und sie verständigten sich lautlos. „Dorie hatte Angst. Sie dachte, sie hätte ... jemanden gesehen.“
„Wen?“
Cassie schüttelte den Kopf.
„Hat sie es dir gesagt? Kann sie sprechen?“
„Du weißt doch, dass Dorie nicht spricht“, erwiderte Cassie ungeduldig.
„Wie willst du dann ...“ Er brach ab. „Nun gut, ich glaube, dass Dorie Angst hatte und dass ich nicht hier war, um euch beide zu beschützen, vor wem auch immer. Aber warum habt ihr es nicht Treece oder Mrs. Elliot erzählt?“
Ausdruckslos schaute sie ihn an, und er erkannte, dass ihr der Gedanke nicht gekommen war. Sie rechnete nicht damit, beschützt zu werden. Das war der Grund, weswegen sie immer ein Messer bei sich trug.
Sanft erklärte er: „Wenn ich nicht da bin, sind trotzdem etwa
zwanzig Leute in diesem Haus, Cassie, und ihre Aufgabe ist es, sich um euer Wohlergehen zu kümmern. Ihre einzige Aufgabe.“ Cassie zuckte unbehaglich die Schultern: Sie war beunruhigt, aber entschlossen, Gleichgültigkeit zu heucheln.
„Kannst du mir irgendetwas darüber verraten, wer oder was Dorie Angst gemacht hat?“
Wieder hatte sie diesen sturen Ausdruck in den Augen, und Sebastian begriff, dass er alles erfahren hatte, was sie ihm heute sagen würde. „Nun gut, es ist schon spät. Mrs. Elliot wird euch beide jetzt zu Bett bringen. Ich werde morgen darüber nachdenken, was wir unternehmen, wenn ich ein wenig geschlafen habe und mein Kopf klarer ist. Gute Nacht, Cassie und Dorie!“
„Gute Nacht, Sir“, murmelte Cassie und nahm Dorie an der Hand. Auch das tat weh. Cassie weigerte sich, ihn Sebastian zu nennen, wie er sie gebeten hatte. Sie bestand darauf, ihn mit „Sir“ anzusprechen wie die Dienstboten, und machte damit deutlich, dass er ihr nichts bedeutete.
Sebastian schaute zu, wie sie aus dem Raum gingen. Als sie die Tür erreichten, sagte er leise: „Ich weiß, ich klinge verärgert, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie dankbar ich bin, dass ihr beide gesund und wohlauf seid.“
Die Mädchen blieben kurz auf der Schwelle stehen, dann schauten sie einander an. Langsam, zögernd drehte sich Cassie um. „Es tut uns leid, dass wir Ihnen Sorgen bereitet haben“, erklärte sie an den Raum als Ganzes gewandt, nicht an Sebastian. Es war ein Sieg, aber ein schaler.
„Schlaft gut, ihr beiden“, antwortete er und war mit einem Mal unglaublich müde. Sie würden nie aufhören, ihn dafür zu strafen, dass er sie verloren hatte.
„Also
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