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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Manchester. Cassie und Dorie wurden vermisst. Sie wurden seit - er schaute auf das Datum des Schreibens - seit inzwischen drei Tagen vermisst. Der Butler hatte sich die Freiheit herausgenommen, nach Mr. Black zu senden.
    Vermisst. Eiseskälte erfasste ihn, und eine Sekunde lang konnte er keinen Gedanken fassen. Sie konnten nicht verschwunden sein. Er konnte sie einfach nicht erneut verloren haben.
    Ihm war schlecht, und er machte sich schreckliche Sorgen, aber trotzdem befahl Sebastian, ihm unverzüglich ein ausgeruhtes Pferd zu satteln. Knapp erklärte er Giles, was vorgefallen war. „Ich muss sofort aufbrechen.“
    „Ja, natürlich. Ich werde mich hier um alles kümmern, ja?“ Sebastian, der einzig für seine kleinen Schwestern Gedanken hatte, fragte geistesabwesend: „Was denn?“
    „Du hast doch für morgen eine Verabredung mit Lady Elinore zu einer Ausfahrt, oder?“
    „Ach ja. Verdammt! Sollte ich ihr schreiben ...?“
    Giles legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Denk nicht mehr daran. Ich werde ihr morgen meine Aufwartung machen und erklären, dass du in einer wichtigen Familienangelegenheit abberufen wurdest. Ich werde sogar mit ihr die Ausfahrt machen, wenn sie mag. Ich habe morgen nichts Besonderes vor.“
    „Danke, Giles. Du bist ein guter Freund. Ich muss mich nur umziehen, dann bin ich weg.“
    In weniger als zehn Minuten war Sebastian fertig in Stiefel, wildlederne Reithosen und Reitrock gekleidet und bereit, gen Norden in die Nacht zu reiten.

6. KAPITEL
    Hope wand sich, warf sich herum, versuchte zu entkommen. Nur ein Lichtschimmer. Sie griff danach, nach der Klinke. Konnte sich nicht bewegen. Schmerz. Sie versuchte es erneut. „Die Hand des Teufels.“ Das Seil schnitt ihr in die Handgelenke. „Ich verbiete dir, sie zu benutzen.“
    Sie rang nach Atem. Ihr Herz klopfte so laut, dass ihr die Ohren dröhnten. Sie starb. Er hatte sie hier zum Sterben eingesperrt.
    Faith, wo ist Faith? Wo war ihre Zwillingsschwester?
    Finster. Es war so finster. Kann die Hand nicht bewegen. „Ich werde dich lehren, diese Hand zu benutzen.“
    Ungeschickt tastete sie mit ihrer anderen Hand nach dem Griff, versuchte den Lichtspalt zu berühren. Sie sollte das Schloss von innen öffnen können. Versuch’s. Versuche es!
    Kann nicht! Zu ungeschickt! Sarg. Sie versuchte mit der Faust gegen den Deckel zu hämmern. Aber die Hand gehorchte ihr nicht. Gute Hand. Böse Hand. Der Strick schnitt ihr ins Fleisch. Fest. So fest, dass ihr das Blut abgeschnürt wurde, die böse Hand. „Böse. Verdorben.“
    Sie versuchte zu atmen.
    „Faith“, rief sie. „Faith!“
    „Hope! Hope, Liebes, ich bin hier. Wach auf!“
    Licht. Gesegnetes Licht. Es blendete sie, aber trotzdem dankte sie dem Himmel. Faith, ihre Zwillingsschwester, ihre andere Hälfte. In einem Nachthemd. Sie war in Sicherheit. Mühsam rang sie nach Atem.
    „Ganz ruhig, Hope. Du bist in Sicherheit. Es war nur wieder einer deiner Träume.“
    Allmählich drangen die Worte zu ihr durch. Ein Traum? Sie war nicht auf Dereham Court? Gott sei Dank.
    „Es war nur ein Albtraum, Liebes. Du bist hier sicher, in deinem Bett, weit weg von Großvater.“ Faith strich ihr das wirre Haar aus der Stirn.
    Hope blinzelte verständnislos, immer noch teilweise im Traum gefangen. Ihre Schwester ergriff ihre linke Hand und hielt sie ihr vors Gesicht. „Siehst du? Keine Stricke. Keine Abdrücke. Es liegt alles hinter uns.“ Sie nahm sie in den Arm.
    Zitternd holte Hope mehrmals tief Luft und rieb sich das linke Handgelenk, als wären die Abschürfungen von den Stricken noch da. „Tut mir leid“, sagte sie.
    „Das muss es nicht“, erwiderte ihre sanfte Schwester heftig. „Denkst du, ich wüsste nicht, worum es in diesen Albträumen geht? Wie oft du Strafen auf dich genommen hast, die eigentlich ich verdient hatte?“ In ihren Augen glitzerten Tränen. „Ich wünschte nur, ich könnte dir die Albträume abnehmen.“
    Hope lächelte zittrig und erwiderte Faith’ Umarmung. „Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, du hast deine eigenen Albträume. Das haben wir alle. Es ist Großvaters Erbe.“
    Plötzlich musste sie wieder an die Worte ihrer Schwester von neulich denken. „Noch fünfzig Jahre, und wen siehst du vor dir? Großvater!“
    War das der Auslöser ihres Albtraums? Erinnerte er sie tief in ihrem Innern doch an Großvater? War der Traum eine Warnung?
    Sie dachte darüber nach. Sebastian Reyne war nicht wie Großvater. Er war es nicht. Sie war sich sicher,

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