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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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guttun.“
    „In London gibt es keine frische Luft.“
    „Stimmt. Du vermisst sicher die reinen, süßen Düfte von Manchester“, stimmte ihr Sebastian ironisch zu. Netter fügte er hinzu: „Steig aus, Cassie, oder ich verfüttere dich an die Enten. Obwohl du mit dieser finsteren Miene den armen Tierchen eine Magenverstimmung bescherst. “
    Schmollend kletterte Cassie herunter. Sebastian stieg aus und drehte sich um, um Dorie aus der Kutsche zu helfen. Sie wich zurück, und er verfluchte sich innerlich, dass er nicht daran gedacht hatte. Cassie drängte sich an ihm vorbei und hielt ihrer Schwester die Hand hin. Dorie nahm sie und ging vorsichtig die Stufen herunter. Sie sah aus, als könnte sie der nächste Windstoß umpusten.
    Zusammen gingen sie zum Teich. Sebastian zerbrach das Brot und gab es seinen Schwestern. Die Enten kamen laut schnatternd herbei. Nach ein oder zwei Augenblicken hatte Cassie vergessen, dass sie Enten blöd fand, und warf ihnen Bröckchen zu, lachte fröhlich darüber, wie sie sich um die Stückchen zankten, schalt sie, dass sie sich gegenseitig Brot abjagten.
    Dorie brach ihr Brot in winzige Stücke und warf sie eines nach dem anderen ins Wasser, wobei sie sich die kleineren Enten, die scheuen und die lahmen, aussuchte. Sie tat das ganz ernst und bedächtig, als habe man ihr eine wichtige Aufgabe anvertraut.
    Ihr gefiel es, entschied Sebastian. Sie würden das hier wieder tun. Jeder positive Moment war ein Schritt nach vorne. Als er beschlossen hatte, sie mit sich nach London zu nehmen, hatte er aus der Beobachtung Trost gezogen, dass Dorie irgendwie erleichtert schien, ihn zu sehen. Natürlich hatte sie das weder durch Tat noch Wort gezeigt, aber auch seine Haushälterin hatte seinen Eindruck bestätigt. Mrs. Eliot sagte, das Mädchen entspanne sich etwas, wenn er heimkomme. Und obwohl sie immer noch körperlich Abstand hielt, wirkte sie auf ihn irgendwie weniger ängstlich, wenn er da war, fast wie jemand, der Angst vor Hunden hatte, sich aber durch die Anwesenheit eines Wachhundes irgendwie sicherer fühlte.
    Es war eine Art Fortschritt. Wie das Füttern der Enten.
    „Ach, ich sehe, die Enten haben Sie ebenfalls schon gut erzogen, Mr. Reyne“, erklang eine Stimme hinter ihm. „Sie sind ganz schön anspruchsvoll, nicht wahr?“
    Es war Miss Hope, die in einem grünen Ausgehkleid und einer grün-weißen Pelisse hinreißend aussah. Die Verschnürung der Pelisse aus russischen Paspeln sollte militärisch wirken, aber an ihr tat sie das nicht. Auf ihren Locken trug sie ein flottes Hütchen mit goldenem Schnurbesatz und einer roten Feder. Sie lächelte ihn so herzlich an, dass ihm die Luft wegblieb.
    Er starrte sie stumm an, und die Kehle war ihm wie zugeschnürt vor Verlangen.
    „Wie geht es Ihnen, Mr. Reyne?“, sagte eine andere Stimme kühl, riss ihn aus seiner Trance. Ihm wurde jäh klar, dass beide Misses Merridew vor ihm standen, in Begleitung eines hübschen Kindes mit rotgoldenem Haar und eines Lakaien, der einen Weidenkorb in der Hand hielt.
    Widerstreitende Gefühle tobten in ihm. Es war elf Tage her, seit er Miss Hope bei dem Konzert gesehen hatte. Elf Tage voller Aufregung und Sorge, aber dennoch hatte er sie vermisst.
    Bloß hatte er noch nicht vorgehabt, dass seine Schwestern jetzt schon Mitglieder der Gesellschaft kennenlernten, außer Giles, der über sie Bescheid wusste, und natürlich Lady Elinore. Cassie und Dorie waren noch nicht so weit, Leuten vorgestellt zu werden. Sie brauchten mehr Zeit, um sich sicher zu fühlen, mehr Zeit, zu lernen, wie man sich benahm.
    Miss Hope legte dem hübschen Mädchen ihren Arm um die Schulter und zog sie nach vorne. „Mr. Reyne, das hier ist unsere Schwester Grace. Grace, das ist Mr. Reyne.“
    Das Mädchen knickste und sagte schüchtern: „Guten Morgen, Sir.“ Sie musste etwa elf oder zwölf Jahre alt sein, dachte er, während er ihren Gruß erwiderte. Erwartungsvoll schaute sie zu seinen Schwestern.
    Verdammt und zugenäht! Er hatte keine Ahnung, ob seine Schwestern überhaupt wussten, wie man sich anderen Kindern gegenüber verhielt. Deshalb war er ja auch so früh am Morgen hergekommen und hatte eine abgelegene Stelle am Ufer ausgesucht. Jetzt lächelten drei Mitglieder der vornehmen Welt seine Schwestern an. Es gab kein Entkommen, denn Miss Hope erkundigte sich gerade: „Und diese beiden reizenden jungen Damen sind ...?“
    Sebastian wusste nicht, was er sagen sollte. Wenn er sie vorstellte, würde Cassie unhöflich sein

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