Ein magischer Walzer
räusperte sich und erklärte schroff: „Es war ein Fehler. Ich bin in der festen Absicht nach London gekommen, Lady Elinore den Hof zu machen.“
Es war wie eine Ohrfeige.
„Es tut mir leid“, fuhr er fort, „wenn ich einen falschen Eindruck ..."
Tödlich verlegen, schnitt ihm Hope das Wort ab und sagte mit gespielter Unbekümmertheit: „Entschuldigen, Mr. Reyne? Wofür? Es ist doch nichts geschehen. Ein Spaziergang in einem öffentlichen Park mit meinen Schwestern in der Nähe - da kann niemand etwas sagen.“
Sie wünschte sich, im Boden zu versinken. Oder dass sie heute Morgen gar nicht erst aufgestanden und in den Park gegangen wäre. Er hielt sie ohne Zweifel für dreist, meinte, sie habe sich ihm an den Hals geworfen. Vermutlich hatte er gar nicht vorgehabt, sie zu küssen, wenn sie ihn nicht ermutigt hätte.
Ihr kam der Gedanke, dass sie und ihre Schwester nicht gut darauf vorbereitet waren, mit einer Zurückweisung zu leben. Hope war noch nie von einem jungen Mann abgewiesen worden, aber bisher hatte sie auch noch nie einem Mann irgendetwas angeboten. Außer diesem Mann - einen Kuss in einem öffentlichen Park, nicht weniger -, und er hatte sie einfach abgewiesen. Wegen einer berüchtigten Eigenbrötlerin! Einer unscheinbaren älteren Frau!
Mit heißen Wangen wandte sie sich ab. „Ich denke, es wird bald regnen. Wir sollten uns beeilen, nach Hause zu kommen. Guten Tag, Mr. Reyne.“ Sie reichte ihm ganz kurz die Hand und versuchte, nicht daran zu denken, wie zärtlich er erst vor wenigen Minuten ihr Kinn gehalten hatte. Sie winkte den Mädchen zu. „Auf Wiedersehen, Cassie und Dorie. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“
„Oh, das werden wir“, erwiderte Cassie. „Miss Faith und Grace haben uns eingeladen, mit ihnen morgen früh zum Green Park zu kommen.“
Hope blinzelte.
„Wenn Mr. Reyne es erlaubt, natürlich nur“, erinnerte Faith sie milde, als sie hinter Hope trat.
Unter zusammengezogenen Brauen starrte Cassie ihren Bruder stumm an.
Hope ballte die Hände zu Fäusten, versuchte ihn mit schie-rer Gedankenkraft dazu zu bringen, den Ausflug zu verbieten. Er konnte die Mädchen selbst in den Green Park bringen. Sie wollte nicht mehr mit den Reynes zu tun haben als unbedingt nötig.
Er zögerte, schaute zu Dorie, deren Augen in stummer Bitte auf ihn gerichtet waren, und nickte. „Natürlich. Wann sollen die Mädchen fertig sein, Miss Hope?“
Hope sagte nichts, aber Faith antwortete, sie würden die Mädchen morgen früh abholen. Mit diesem Versprechen trennten sie sich.
7. KAPITEL
Sie liefen schweigend nach Hause, stiller als auf dem Hinweg.
„Geht es dir gut, Hope? Du wirkst irgendwie verstört.“ Faith hakte sich bei ihr unter, während sie zu Großonkel Oswalds Haus am Providence Court zurückkehrten. Ein Stück vor ihnen unterhielt Grace sich mit James.
„Es ist nichts, nur ein Anflug von Kopfschmerzen“, log Hope und fügte in, wie sie hoffte, leichtem Ton hinzu: „Es ist so schwer, sich mit dem Mann zu unterhalten. Fast als wollte man einen Stein auspressen.“
Faith schaute sie zweifelnd an. „Es sah mir nicht so aus, als hättet ihr Probleme, miteinander zu reden. Und du siehst nicht aus, als hättest du Kopfschmerzen - du siehst verstört aus.“
Es war fast unmöglich, ihre Zwillingsschwester zu täuschen, daher wechselte Hope das Thema. „Hast du schon gehört, Lady Thorn gibt einen Maskenball? Der Graf soll der Ehrengast sein. Sie nennt es einen ungarischen Zigeunerball, und alle sollen sich verkleiden.“
„Ja, davon habe ich gehört“, erwiderte Faith leise. „Ich halte es für eine wunderbare Idee.“ Sie wurde rot.
„Du scheinst an dem Grafen interessiert“, meinte Hope. „Graf Rimavska ist der beste Musiker, den ich je gehört habe.“ Faith’ Wangen nahmen ein noch dunkleres Rot an. Hope seufzte. Hoffentlich war er nicht Faith’ Traummann, aber wenn Faith aus so nichtigem Anlass errötete, musste sie befürchten, dass er es doch war.
Faith blickte sie an. „Du findest ihn großspurig und angeberisch, das weiß ich.“
Hope sagte nichts. Sie konnte es nicht abstreiten.
„Seine Kleidung und sein Auftreten sind Teil seines künstlerischen Ausdrucks“, erklärte Faith.
Hope nickte. „Wenn du ihn magst, Faith, dann, da bin ich sicher, ist er charmant.“
Ihre Zwillingsschwester lächelte schüchtern, sprach aber nicht weiter darüber. Hope überlegte. Sie konnte einfach nicht begreifen, was ihre Schwester an dem gut aussehenden Grafen
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