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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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dem Musselin. Cassies Erklärung schien sie nicht weiter zu beeindrucken.
    Das war der Grund, weshalb er ihr den Hof machte, rief er sich ins Gedächtnis. Wenn sie Cassies Ungezogenheit gewachsen war, dann war jetzt die Zeit, das zu zeigen.
    Sie beugte sich vor und sagte zu Cassie. „Ist es nicht unpraktisch, jedes Mal unter deine Röcke greifen zu müssen, um heranzukommen?“ In ihrer Stimme schwangen weder Sarkasmus noch Spott mit.
    Cassie runzelte die Stirn. Das war nicht die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. Misstrauisch schaute sie zu Sebastian, als glaubte sie an eine Verschwörung. Sebastian bemühte sich um eine möglichst ausdruckslose Miene. Es sah so aus, als könnte Lady Elinore allein damit fertig werden. Es war besser, er hielt sich heraus.
    Cassie entschied sich, Lady Elinore zum Aufdecken ihrer Karten zu zwingen. „Nein, ich komme ganz einfach heran. Sehen Sie?“ Sie griff unter den Rock und zog ihr Messer hervor, schwenkte es als Beweis. Die Klinge glänzte im Nachmittagslicht.
    Lady Elinore nickte. „Ja, etwas umständlich, aber eine sehr wirkungsvolle Verteidigung. Es sieht schön scharf aus.“ Sie streckte die Hand aus und nahm es der überraschten Cassie ab. Erfahren prüfte sie die Klinge, dann reichte sie sie zurück. „Ja, sehr gut. Ein Messer ist nutzlos, wenn es nicht scharf ist.“ Lächelnd wandte sie sich an Dorie und erkundigte sich: „Und, Dorie, hast du auch ein Messer?“
    „Nein! “, riefen Sebastian und Cassie gleichzeitig und gleichermaßen entsetzt. „Warum sollte sie?“, fügte Sebastian hinzu.
    Überrascht musterte Lady Elinore ihre schockierten Mienen. „Oh, es tut mir leid. Ich nahm an, Sie seien eine aufgeklärte Familie.“
    „Was meinen Sie damit?“, wollte Sebastian wissen.
    „Meine Mutter war eine starke Befürworterin davon, dass Damen Mittel zu ihrer Verteidigung bei sich tragen.“
    „Mittel zu ihrer Verteidigung?“
    Sie nickte und erklärte ruhig: „Es gibt viel Gewalt in der Welt, und Frauen müssen sich um ihre eigene Verteidigung kümmern, denn Männer werden oft von Leidenschaften beherrscht, die leicht entflammen - Männer sind grundsätzlich eher gewaltbereit und man kann sich nicht einfach darauf verlassen, dass sie wohlwollend sind.“
    Ob der Beleidigung seines Geschlechtes gekränkt, entgegnete Sebastian sarkastisch: „Also tragen Sie auch ein Messer unter Ihren Röcken?“
    „Oh, nein. Wie ich schon sagte, so ein großes Messer wäre mir viel zu umständlich. Ich trage dies hier.“ Damit zog sie aus dem Saum am Ausschnitt ihres Oberteiles eine lange, spitze Hutnadel. Sie lächelt Cassie freundlich zu. „Genauso scharf wie dein Messer, aber viel leichter zur Hand. Alle meine Kleider, egal ob für den Tag oder den Abend, sind so genäht, dass ich eine solche Nadel darin unterbringen kann. Wenn ich eine weite Reise mache oder mich in weniger respektable Stadtviertel begebe, trage ich auch noch eine kleine Pistole bei mir.“
    Beim Anblick von Cassies Gesicht verflog Sebastians Verärgerung. Seine kleine Rebellin wusste nicht, was sie davon halten sollte. Mit offenem Mund starrte sie Lady Elinore an: irgendwie schockiert und mehr als ein bisschen missbilligend. Nachdem sie mit eben dieser Taktik erfolgreich mehrere Gouvernanten in die Flucht geschlagen hatte, hatte sie nicht damit gerechnet, von einer kleinen, zimperlichen Lady ausgestochen zu werden. Morton Black hatte recht, Lady Elinore war Cassie und ihren Mätzchen gewachsen. Sogar ihre exzentrischen Züge konnten nützlich sein.
    Aber er war neugierig. „Mussten Sie sich je selbst verteidigen?“
    „Nein. Nur hat meine Mutter mir eingeschärft, dass ich das eines Tages müsste, daher bin ich stets bereit.“
    „Verstehe.“ Obwohl es seinem Beschützerinstinkt zuwiderlief, wenn Frauen bewaffnet herumliefen, konnte er es kaum verurteilen. Er war nicht immer zur Stelle gewesen, Frauen unter seinem Schutz vor Unheil zu bewahren; es war ein Gebot der Vorsicht, wenn sie auf Gefahren vorbereitet waren, selbst wenn es ihm widerstrebte.
    Ein Ruf unterbrach sie. „Hey, Bastian, halt an!“ Es war Giles, der ihnen winkte, gerade als der Landauer auf dem Weg in die Hill Street in die Berkeley Street einbog und sein Tempo verlangsamte. Sebastian gab dem Kutscher das Zeichen anzuhalten.
    Giles, der auf einem hübschen schwarzen Wallach saß, ritt zu ihnen. „Guten Tag, Mädchen, Lady Elinore. Was für ein schockierendes Kleid, Lady Elinore. Von so bemerkenswertem Schnitt und

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