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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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hinunterlaufen. Er lächelte über ihren hingerissenen Gesichtsausdruck.
    „Komm schon, Bastian, sonst schmilzt dein Eis.“
    Da erst fiel Sebastian wieder sein gefrorener Orangenpunsch ein. Er schmeckte süß und herb zugleich, mit einem Schuss Rum. Speise für die Götter, fürwahr.
    Es war Ironie, dass er letztlich Hope Merridew den Erfolg des Ausfluges der Mädchen mit Lady Elinore zu verdanken hatte.
    Das Museum war ein Fehlschlag gewesen - und dabei war er sich sicher, dass es dort Ausstellungen gab, die die Mädchen interessiert hätten. Ihm kamen Zweifel an der Art und Weise, wie Lady Elinore die Mädchen behandelte; lange Vorträge und Tadel - das waren genau die Taktiken von sieben erfolglosen Gouvernanten. Er dachte daran, wie die Anstalt für Mittellose Mädchen geführt wurde. Cassie befand sich am Rande einer Rebellion.
    Lady Elinores einziger Erfolg war das Messer.
    Das waren keine erfreulichen Gedanken. Und ihre Beziehung zu ihrer Mutter hörte sich auch nicht viel versprechend an. Wenn sie glaubte, so benähme sich eine Mutter ...
    Hätte Miss Hope sie begleitet, wäre der ganze Ausflug viel lustiger geworden, da war er sich sicher. Alle hätten eine Menge Spaß gehabt. Und viel gelacht.
    Er runzelte die Stirn. Es passte nicht zu ihm, bei der ersten Hürde aufzugeben. Ein Plan musste gründlich getestet werden, ehe man ihn änderte. Er würde Lady Elinore noch nicht aufgeben.

9. KAPITEL
    „Wissen Sie, was dieser Mann jetzt getan hat?“ Mrs. Jenner eilte auf der Gesellschaft am nächsten Abend zu den Zwillingen. „Er hat ein Waisenhaus gekauft! Für 'Waisenmädchen!“
    Hope blinzelte fragend. „Warum sollte denn jemand ein Waisenhaus kaufen?“
    Mrs. Jenner machte eine wegwerfende Handbewegung. „Oh, das geschieht nur zu oft. Männer von Stand sind nicht selten Besitzer solcher wohltätiger Einrichtungen. Sie lassen die Insassen meist in ihren Fabriken arbeiten.“
    Hope runzelte die Stirn. „Das klingt in meinen Ohren wenig wohltätig, sondern mehr nach kostenlosen Arbeitern für die Besitzer.“
    „Unsinn! Sie ernähren, beherbergen und kleiden sie! Das ist eine ausgezeichnete Form der Wohltätigkeit, denn wozu sonst sind Bettelkinder gut?“, verkündete Mrs. Jenner. „Solche Einrichtungen holen doch ungewollte Gören von den Straßen, senken dadurch die Verbrechensrate und erlösen uns von einem Ärgernis.“
    „Aber die Kinder sind kaum besser als Sklaven.“
    „Seien Sie nicht albern, liebste Hope. Wie sonst sollten sie sich ihr Essen verdienen?“
    Hope konnte erkennen, dass Mrs. Jenner ihren Standpunkt nie begreifen würde. „Warum also haben Sie etwas daran auszusetzen, wenn Mr. Reyne das tut?“
    „Der Erwerb des Waisenhauses ist nicht das eigentlich Skandalöse - es ist die Tatsache, dass es Waisen mädchen sind! Was, bitte sehr, will ein junger Mann wie Mr. Reyne mit einem Haus voller junger, schutzloser Mädchen? Und ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass er die ganze Angelegenheit verschwiegen abgewickelt haben wollte. Ein weiterer Beweis für seine schändlichen Absichten.“ Mrs. Jenner schüttelte den Kopf, sodass ihre üppigen Löckchen wippten.
    „Viele Menschenfreunde ziehen es vor, wenn ihre guten Taten nicht öffentlich bekannt werden.“
    „Sie sind zu unschuldig, um das zu verstehen, aber glauben Sie mir, er kann nur Böses im Sinn haben! “ Mrs. Jenner erschauerte theatralisch. „Sie vergessen, was wir über seine Vergangenheit wissen!“
    „Nichts“, antwortete Hope.
    „Nichts Gutes, meinen Sie. Man darf gar nicht darüber nachdenken. Hope, meine Liebe, er ist nicht die Sorte Mann, mit der Sie sich abgeben sollten. Wenn er Sie wieder um einen Walzer bitten kommt, schicke ich ihn seiner Wege!“
    „Das tun Sie bitte nicht“, entgegnete Hope scharf. „Ich hoffe sehr, dass er mich um einen Tanz bittet. Dann werde ich ihn wegen der Waisen fragen. Und ich bin sicher, ich werde herausfinden, dass daran nichts Böses ist. Er ist nicht so ein Mann.“
    Es ist hoffnungslos, dachte Sebastian, während er die Schritte des Ländlers mit Hope Merridew ausführte. Er war schwach. Er hätte sie ignorieren können. Aber sie hatte Lady Elinore angesprochen, als er und Giles bei ihr standen. Dann hatte die Musik begonnen, und Giles hatte hinterhältig Lady Elinore mit sich aufs Parkett gezogen, sodass er selbst mit Miss Hope allein blieb. Es wäre unverzeihlich unhöflich gewesen, sie nicht zum Tanz aufzufordern.
    Allerdings wäre er besser unhöflich gewesen.

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