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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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eine Erklärung.
    Doch sie wechselte lieber das Thema. „Ich werde das Waisenhaus besuchen - die Tothill-Fields-Anstalt. Zu unserer großen Freude hat Lady Elinore meine Schwester und mich eingeladen. Wussten Sie das?“
    „Ja, sie hat es mir erzählt“, erwiderte er nüchtern. „Würden Sie mir bitte verraten, was Sie eben so belustigt hat?“
    Mit dem lobenswerten Versuch einer ausdruckslosen Miene erwiderte sie: „Selbst zu Ihren besten Zeiten sind Sie nicht gerade berühmt für Ihre Konversationskünste.“
    Er runzelte verwundert die Stirn.
    Ihre Augen funkelten vor unterdrücktem Lachen. „Ich hing nicht kopfüber, als wir getanzt haben.“
    Sie neckte ihn! Machte sich über seine Einsilbigkeit lustig! Niemand zog ihn je auf. Aber eigentlich gefiel es ihm. Er setzte eine gestrenge Miene auf, damit sie das nicht merkte.
    Sie lächelte. „Gut. Sie sind nicht gekränkt.“
    Er gab den Versuch auf, streng auszusehen. „Warum haben Sie eigentlich beschlossen, eine Draufgängerin zu werden?“
    „Es war mein sehnlichster Wunsch, seit meinem ersten Besuch in Astley’s Amphitheater vor beinahe zwei Jahren. Mein Schwager hat uns mitgenommen, und wir waren alle begeistert von den Reiterinnen und ihren Kunststücken. Am liebsten wäre ich von zu Hause weggelaufen und hätte mich ihnen angeschlossen.“
    „Was hat Sie davon abgehalten?“
    „Ach, die Ereignisse überschlugen sich. Wir mussten London überstürzt verlassen. Eine ... ein familiärer Notfall.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Aber ich habe mir stets gewünscht, ein paar der Kunststücke selbst auszuprobieren. Ich bin immer schon gerne geritten.“
    „Das sieht man. Sie sind eine ausgezeichnete Reiterin. Aber die Tricks, die Sie ausprobieren, sind ausgesprochen gefährlich. Warum riskieren Sie Ihren Hals?“
    „Als ich aufwuchs, fühlte ich mich immer eingeschränkt, gefesselt und eingesperrt...“ Sie erschauerte. „Daher tue ich heute gerne Sachen, die ich eigentlich nicht tun sollte. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit. Und es ist nicht so riskant, wie Sie vielleicht glauben. Die zusätzlichen Gurte, die James an meinem Sattel angebracht hat, sind einfach genial. Und es gibt wirklich nichts Schöneres als das Gefühl, wenn ich es schaffe, im Ritt etwas vom Boden aufzuheben. Ich bin keine tollpatschige Trine!“
    „Eine tollpatschige Trine?“
    Selbstironisch verzog sie das Gesicht. „In vielen alltäglichen Dingen bin ich entsetzlich unfähig.“
    So etwas hatte sie auch schon gestern gesagt. Er hatte es für eine Ausrede gehalten, damit er Dorie beim Rösten ihres Muffins helfen konnte. „Mir kommen Sie kein bisschen tollpatschig oder unfähig vor.“
    Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. „Danke, aber ich kann Ihnen versichern, es stimmt. In allem - außer Reiten. Und Tanzen. Ich habe erst kürzlich Tanzen gelernt, denn mein Großvater hatte es uns untersagt. Aber er war selbst ein hervorragender Jagdreiter, also achtete er darauf, dass wir alle Reiten lernten.“
    „Sind Sie auch auf Jagden geritten?“
    Sie schüttelte heftig den Kopf. „Himmel, nein. Frauen bei der Jagd? Die Welt würde untergehen! Aus irgendeinem Grund hat er jedoch darauf bestanden, dass wir reiten können, gut reiten. Es hat ihn furchtbar gefuchst, dass ich zwar in allem anderen ungeschickt war, aber dazu geboren schien, im Sattel zu sitzen. Was mich natürlich dazu angetrieben hat, noch besser zu werden.“ „Was auch immer der Grund ist, Sie sind die beste Reiterin, die ich je gesehen habe“, erklärte Sebastian. Das klang wie ein leeres Kompliment, bloß meinte er jedes Wort ernst.
    Sie lachte ungekünstelt. „Es ist klar, dass Sie nie bei Astley’s waren. Doch da Reiten mein einziges Erfolgserlebnis ist, werde ich Ihr Kompliment mit Dank annehmen.“ Im Sattel deutete sie eine Verneigung an.
    „Einziges Erfolgserlebnis? Sie sind zu bescheiden.“
    „Glauben Sie mir, es ist wahr. Wir sind alle nicht sonderlich gebildet oder belesen, denn mein Großvater hielt nichts von Bildung für Frauen.“ Sie rümpfte die Nase. „Ich bin auf keinem der Felder bevorzugter weiblicher Fertigkeiten eine Leuchte: Meine Aquarelle sind grässlich, ich spiele kein Instrument, meine Handschrift ist unleserlich, und meine Stickarbeiten sind noch schlimmer.“ Ehe er dazu etwas sagen konnte, wechselte sie das Thema: „Reiten Ihre Schwestern eigentlich?“
    Er schüttelte den Kopf. „Bis jetzt haben sie sich geweigert, es auch nur in Erwägung zu ziehen, obwohl ich

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