Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
Vom Netzwerk:
bumsen!« Dann wieder zu ihr »Und ich bin genau der richtige Typ dafür. Bei mir zu Hause nennen mich die Leute Ali die Dachlatte.«
    Ihre Pupillen hatten sich zusammengezogen. Ich zwinkerte. »Und wenn ich Dachlatte sage, Süße, meine ich keine Zierleiste.«
    Die Ohrfeige kam so schnell und mit solcher Wucht, daß sie mich vom Stuhl riß. Während ich noch am Boden lag, ging die Tür auf. Ich hob den Kopf, und meine Züge wurden hart. Der große grauhaarige Mann mit dem kantigen Gesicht blieb im Rahmen stehen und musterte die Runde. Seine Stimme war leicht belegt, als er fragte: »Was geht hier vor?«
    »Herr Chatem hat mich beleidigt.«
    »Chatem…?«
    Ich zog mich am Schreibtisch hoch und wischte die Ärmel ab. »Die Schwester meint mich.«
    Höttges schloß die Tür, schob die Hände in die Hosentaschen und kam langsam auf mich zu. Wie beim letzten Mal ruhten seine kalten grauen Augen auf meinen. Ohne den Blick abzuwenden, sagte er: »Frau Henkel, gehen Sie bitte raus.«
    »Aber Herr Kommissar, was hat das…«
    »Und nehmen Sie Ihre Beamten mit.«
    An der Tür drehte sie sich nochmal um. »Soll ich dann für den nächsten Flug reservieren?«
    »Sie sollen verschwinden!«
    Als die drei das Büro verlassen hatten, lehnte ich mich gegen die Schreibtischkante und steckte mir eine Zigarette an. Höttges Augen folgten den Bewegungen, sonst rührte er sich nicht.
    »… tja, da bin ich doch gestern morgen glatt im richtigen Büro gelandet. Wissen Sie, mit welcher Begründung Larsson oder Manne, oder wie er gerade hieß, die Flüchtlinge von der Villa in den Bunker verfrachtet hat? Eine Nachbarin hätte die Polizei gerufen. Dieselbe Nachbarin, von der mir Klaase in Ihrem Büro nicht erzählen durfte, weil Sie wußten, der Tip ist heiß. Und auch wenn die Begründung für den Quartierwechsel vorgeschoben war - denn der eigentliche Grund war ich -, konnte Larsson über die Nachbarin nur von Ihnen erfahren haben.«
    Er hatte keine Miene verzogen, aber um die Nase war es merklich hell geworden. Jetzt senkte er den Blick, und auf seinen Wangen spielten die Kiefermuskeln. Es war nicht auszumachen, ob er dabei war zusammenzubrechen oder versuchen würde, mir den Mund zu stopfen. Ich schnippte Asche ab.
    »Und das beantwortet, woher die Bande so genau informiert war, wer in der Stadt einen Ausweisungsbescheid erhalten hatte. Von Ihnen, der die Bescheide selber abschickt. Daß Inspektor Hagebrecht den Bunkerschlüssel hatte, war dann das i-Tüpfelchen. Er hat mit der Sache sicher nichts zu tun, aber er ist auch keiner, der eine Überlegung daran verschwendet, wie sein Vorgesetzter zu so einem Schlüssel kommt. Was ich nicht verstehe, warum Ihre Partner Ihnen meinetwegen nicht Bescheid gegeben haben? Überhaupt saudumm, mich in den Bunker zu sperren.«
    Er starrte weiter zu Boden, bis er mir den Rücken zudrehte und begann, auf und ab zu gehen. »Mir können Sie nichts«, erklärte er dann mit bemüht fester Stimme.
    »Stimmt. Ein paar Flüchtlinge verstecken sich im Bunker, werden von der Polizei aufgestöbert und abgeschoben. Wegen des illegalen Aufenthalts sind sie, rein rechtlich gesehen, die einzigen, die etwas verbrochen haben…« Ich trat die Zigarette aus und steckte mir eine neue an. »… jedenfalls, wenn ich in Gellersheim keine Leiche gefunden hätte…«
    Er blieb stehen. »Eine Leiche…?!« Dann setzte er seinen Gang stockend fort, und eine Mischung aus Schrecken und dem Eintreffen schlimmster Befürchtungen spiegelte sich in seinem Gesicht. Ich nickte. »Und wenn Sie auch kaum der Mörder sind, und Ihnen auch sonst nichts nachzuweisen ist, kann ich einigen Rummel veranstalten, damit Ihr Name nicht gerade frisch gewaschen klingt. Vom Dienst suspendiert, arbeitslos, Pension futsch - das wären immerhin mögliche Folgen.«
    Er war am Fenster stehengeblieben und sah auf den Polizeiparkplatz und den Eingang zur Ankunftshalle. Eine Urlauberfamilie mit bunten Hütchen, Sandalen und Strümpfen drängte durch die Schiebetür. Der Sohn hatte eine Taucherbrille überm Gesicht.
    Höttges räusperte sich. »Wieviel?«
    »Nicht wieviel. Ich will die Akte.«
    »Welche Akte?«
    »Die, die Sie gestern morgen auf Anweisung verschwinden ließen. Die Akte Rakdee.«
    Pause. Er sah wieder aus dem Fenster. »… ist das alles?«
    »Nein. Geben Sie Befehl, daß vorerst keiner abgeschoben wird, daß jeder Flüchtling seinen Anwalt verständigen kann und daß was Vernünftiges zu essen in die Zellen kommt.«
    Er nickte, und sein

Weitere Kostenlose Bücher