Ein Mann - ein Rost - das Grillbuch
ihre Spiegelfläche ist, desto höhere Temperaturen können sie erreichen. Leider muss ein Solargrill alle 20 Minuten neu ausgerichtet werden; die Sonne – diese alte Individualistin – geht schließlich ihren eigenen Weg. Und so leuchtet auch der größte Nachteil des Naturgewaltengrills ein: An einem bewölkten Tag oder nach Anbruch der Dunkelheit bleibt die Küche leider kalt.
| DER HEISSE STEIN | Die Speisenzubereitung auf dem heißen Stein kannten schon unsere frühen Vorfahren. Beim Garen von Fleisch am Lagerfeuer fiel ihnen auf, dass Steine, die direkt neben der Feuerstelle lagen, ganz schön heiß werden konnten. Sie nutzen diese Findlinge, um die ersten Brote in der Geschichte der Menschheit zu backen oder um Pflanzen genießbar zu machen. Und legte man einige glühend heiße Steine zum Gemüse ins Wasser, konnte man dieses zum Kochen bringen. In der Mongolei wird diese Kochkunst noch heute unter dem Namen „Khorkhog“ praktiziert. Dort hat man aber noch eine andere Verwendung für heiße Steine entdeckt. Eine traditionelle Zubereitungsmethode namens „Boodog“ funktioniert so: > Man erlegt ein Murmeltier oder Eichhörnchen, entfernt seinen Kopf, entnimmt seine Innereien durch die Kehle, gibt Salz, Gewürze und einige heiße Steine in die Bauchhöhle, schnürt den Hals wieder zu und brennt dem derart ausgestopften Tier zuletzt von außen das Fell ab. > Wer seinen Appetit auf Murmeltier jetzt gezügelt sieht, sollte sich dennoch einmal an der klassischen Variante des Grillens auf dem heißen Stein versuchen. Am besten eignen sich glatte, flache Flusssteine oder Kiesel. Damit sie eine hohe Temperatur annehmen können, sollten Sie direkt auf ihnen ein Feuer abbrennen. Wenn die Glut erloschen ist, sind die Steine einsatzbereit und können Grillgut aufnehmen. Fürs Grillen in der Wohnung sind Steine aus Granit oder Vulkangestein im Handel erhältlich. Diese Steine werden vor dem Gebrauch im Backofen auf Betriebstemperatur (ungefähr 250 Grad) gebracht und dann auf einem Gestell in der Tischmitte platziert. Feuerpasten oder elektrische Heizstäbe halten die Temperatur konstant: Das ist so verwegen wie das Zelten im Hobbykeller.
Holz ist der Klassiker unter den Brennstoffen. Es erzeugt nicht nur eine knisternde, angenehme Wärme, es eignet sich auch bestens als Energielieferant zum Erwärmen von Speisen. > Holz ist portabel (wenn es nicht brennt), neutral im Geschmack (wenn es brennt), lässt sich einigermaßen gut kontrollieren und ist schön anzusehen: An einem Lagerfeuer sitzt jeder gerne. Das resche Knacken und Knistern, die wohlige Wärme, die zuckenden Flammenzungen, die hypnotische, feuerrote Glut – alles nach wie vor sehr beeindruckend. Oder können Sie sich vorstellen, im Freien versammelt um einen Gasgrill zu sitzen und angeregt in seine Flammen zu starren? Eben! Echtes Grillgefühl kommt nur am echten Feuer auf.
Jährlich verfeuern – allein in Deutschland – Männer 120 000 Tonnen Grillholzkohle und Briketts aus verschiedenstem Ursprungsmaterial am Rost, erstaunlicherweise aber sehr viel weniger echtes Holz. Schade, wo sich doch auch mit Holz vortrefflich grillen lässt. Sowohl als direkte Hitzequelle als auch als Beigabe, um ganz spezielle Raucharomen zu entfachen. In den USA ist diese Technik des „Smokens“ weit verbreitet.
Leider ist das Grillen mit Holz recht anspruchsvoll. Das fängt schon beim Transport an. Feuerholz kommt so gut wie nie im handlichen Drei-Kilo-Sack in den Handel. Auch verhält sich jedes Stück Holz ein bisschen anders. Da ähneln sich Holzscheite und Menschen. Wenn Sie also mit echtem Holz grillen wollen, sind Sie zwar etwas mutiger als der Holzkohlebenutzer, aber verrückt sind Sie nicht.
| DAS GEEIGNETE FEUERHOLZ | Bedenken Sie zunächst, dass Ihr Grill ganz grundsätzlich auch für das Grillen mit Holz ausgelegt sein muss. Der Grill von der Tankstelle ist aufgrund seiner Maße und seiner mangelhaften Verarbeitung nur bedingt für wuchtige Holzscheite zu empfehlen. > Geeignetes Grillholz sollte maximal eine Restfeuchte von 15 Prozent haben. Je trockener das Holz ist, desto besser. Nur wenn Holz ausgetrocknet ist, brennen die Scheite gut abund entwickeln eine feine Glut. Zur Ermittlung der Restfeuchte können Sie ein Holzfeuchte-Messgerät verwenden (im Handel ab 20 Euro erhältlich) – oder Sie fragen den Händler und vertrauen ihm.
Ist Holz zu feucht, brennt es nicht nur schlecht, es entwickelt auch unangenehm viel ungesunden Rauch.
5 bis 11,9%:
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