Ein Mann - ein Rost - das Grillbuch
verfolgt andere Ziele: Er hat Hunger – Geräusche sind ihm einerlei. Kokos allerdings hat er längst auch für sich entdeckt: Er liebt die raue Schale der Südfrucht, wenn sie zum Brikett gepresst worden ist. > Kokosbriketts werden in den unterschiedlichsten Macharten angeboten, natürlich auch in der bekannten Form als Holzkohle-Eier-Briketts. Sie kosten von 80 Cent pro Kilo bis über drei Euro und haben, natürlich, nur Vorteile:
Sie werden aus Abfallprodukten hergestellt, die bei der Kokosöl- oder Kokosmilchproduktion anfallen. Das ist praktisch und umweltfreundlich: Keine Frucht wird verschwendet, und kein einziger Kokosbaum muss fallen, damit Briketts gefertigt werden können. Kokos ist ergiebig: In einer Tüte Briketts findet sich kaum nutzloser Bruch. Sie glühen in der Regel genauso schnell durch wie herkömmliche Holzkohlebriketts, halten die Hitze aber deutlich länger. So erweisen sie sich, gerade an ausgedehnten Grillabenden, als besonders sparsam. Briketts aus Kokos sind extrem geruchsarm und rauchen kaum.
In anderen Kulturen oder Kulturkreisen mag mit anderen Brennstoffen hantiert werden: mit Kuhdung, Torf oder Autoreifen zum Beispiel. Bei der Arbeit an diesem Buch haben wir nur mit den Klassikern experimentiert. Der Ursprung all dieser Brennstoffe war immer ein Baum. Wie aus Holz Kohle wird, steht im nächsten Abschnitt.
Schlechte Nachrichten: Es gibt keine echte Kohle mehr. Wie auch? Der Beruf des Köhlers ist in ganz Europa nahezu ausgestorben. > Die Holzkohle, die wir heute in Bau- und Supermärkten kaufen, stammt fast ausschließlich aus China sowie aus anderen Schwellenländern Asiens und Südamerikas und kann mit dem ursprünglichen Traditionsprodukt nicht mehr mithalten. Die industrielle Herstellung von Holzkohle existiert zwar bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, sie hat aber mit der jahrhundertealten Handwerkskunst des Köhlerns nur noch wenig gemein. In den Fabriken kommt das Holz in gigantische Stahlbehälter, so genannte Retorten, wo es unter Luftausschluss auf eine Temperatur zwischen 800 und 1000 Grad Celsius erhitzt wird. Ganz im Gegensatz zum klassischen Köhlern, wo in Meilern gefertigt und nur mit Temperaturen bis 350 Grad gearbeitet wird.
Die Folge: Industriell hergestellte Holzkohle ist schon in wenigen Stunden fertig, während die Herstellung im Erdmeiler viele Tage dauert. Das moderne Verfahren macht es natürlich einfacher, gleichbleibende Qualität zu produzieren und anzubieten – hierin aber liegt auch schon der einzige Vorteil. > Echte Köhler schwören auf ihr handgemachtes Produkt: echte Holzkohle von individueller Gestalt, aber dennoch hoher Qualität, die sich zum Beispiel dadurch auszeichnet, dass mit ihr höhere Temperaturen im Grill erreicht werden können. Leider nur schwören immer weniger: Die Köhler, die das nötige Fachwissen besitzen, sind so selten geworden, dass Köhlern heute fast nur noch von privaten Vereinen ausgeübt wird und weniger dem Verkauf des Produkts als vielmehr der Unterhaltung von Touristen dient.
| DER EIGENE MEILER | Sollten Sie die Muße haben, können Sie Holzkohle auch selbst herstellen. Allerdings gibt es leichtere Aufgaben. Das Köhlern ist eine äußerst aufwändige Angelegenheit. Es ist ein harter und schmutziger Job.
| AM ANFANG IST DAS HOLZ | Sie benötigen Holz, sehr viel Holz sogar. Für die Herstellung mehrerer Säcke Holzkohle von etwa 100Kilogramm Gesamt-Füllgewicht benötigen Sie das Zehnfache, also ungefähr ein Ster Holz. Aber gut, Sie haben es nicht anders gewollt. Wenn schon, dann sollten Sie es auch richtig machen: Besorgen Sie sich nicht irgendein Holz, sondern hartes Buchenholz.
Suchen Sie sich einen schönen Flecken Erde. Eben sollte er sein, denn die Holzpaletten, aus denen Sie hier später eine so genannte Meilerbrücke errichten, sollten plan aufliegen können. Stecken Sie zunächst vier etwa 1,50 Meter lange Buchenstangen senkrecht in die Erde. Die Stangen bilden die Ecken eines Quadrats mit etwa 20 cm Seitenlänge und müssen stabil verankert sein. Um zusätzliche Stabilität zu schaffen, können Sie oben und unten Querstreben aus Holz anbringen. Die Konstruktion markiert die Mitte des späteren Meilers. Wenn der Meiler in Betrieb ist, fungiert sie als eine Art Kamin. Der Köhler nennt diesen Buchenstangenkamin „Quandel“. Als nächstes platzieren Sie die Holzpaletten rund um den Quandel.
In den Quandel und um ihn herum wird bis ganz nach oben eine Lage trockenes, harzhaltiges Holz (zum
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