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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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    Als die nächste Kugel dicht neben ihr auf dem Boden einschlug, drohte sein Herzschlag auszusetzen. Ohne nachzudenken, sprang er auf und raste zum Auto, packte Mae am T-Shirt, zerrte sie auf die Füße und zog sie Richtung Lagerhaus in Deckung.
    „Warum sind Sie denn einfach sitzen geblieben?“, fuhr er sie an, wobei er sie in dem Bemühen, sein Zittern vor ihr zu verbergen, hinter sich schob. Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen. „Sie hätten erschossen werden können, Sie verrücktes Huhn!“
    „Sie haben mir befohlen, mich nicht von der Stelle zu rühren“, stieß sie wütend hervor. „Natürlich bin ich davon ausgegangen, dass Sie einen Plan haben.“
    „Nachdem man direkt auf Sie geschossen hat, konnten Sie ja wohl davon ausgehen, dass ich meine Pläne geändert habe“, flüsterte Mitch wütend und gleichzeitig grenzenlos erleichtert, weil sie in Sicherheit war.
    „Das sagen Sie mir jetzt.“ Mae spähte an ihm vorbei in die Dunkelheit und schauderte. „Ich könnte schon tot sein.“
    „Selbst schuld.“ Auch Mitch, den die plötzliche Stille beunruhigte, spähte suchend in die Finsternis. „Wenn Sie auch nur ein kleines bisschen Verstand hätten …“
    „Warum sind Sie denn sitzen geblieben?“, äffte sie ihn zornig nach. „Sie machen mich wirklich verrückt.“
    Mitch fuhr herum. „Ich mache Sie verrückt? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost! Ich könnte jetzt ebenfalls tot sein. Und das nur Ihretwegen. Ich …“
    „Warum er wohl aufgehört hat mit der Knallerei?“
    Mitch lauschte, doch alles blieb still. „Vielleicht ist er ja ebenso empört über Sie wie ich.“ Er ließ sich an der Hauswand nach unten gleiten und hockte sich auf seine Fersen, um seinen zitternden Knien eine kleine Ruhepause zu gönnen. „Mich interessiert vielmehr, warum er das Ganze überhaupt inszeniert hat.“
    Mae ließ sich ebenfalls nieder, dicht neben ihm, und er hatte alle Mühe, den Wunsch, ihr die Arme um die Schultern zu legen, nicht in die Tat umzusetzen. Weil er sie dann nämlich auch geküsst hätte.
    „Vielleicht, weil wir in Armands Lagerhaus waren?“
    „Das leer war.“ Mitch blickte Mae an, die den Kopf hängen ließ. „Sie sehen ja ziemlich fertig aus.“
    „Bin ich auch.“ Maes Stimme klang, als käme sie aus ganz weiter Ferne. „Meinen Sie, der Kerl, der geschossen hat, ist weg?“
    „Ja“, erwiderte Mitch, nicht ganz überzeugt. „Wir warten noch ein paar Minuten und dann machen wir, dass wir von hier wegkommen.“ Plötzlich erschien sie ihm klein und hilflos, und er legte nun doch den Arm um ihre Schultern. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie angebrüllt habe.“
    Mae legte den Kopf an seine Schulter. „Macht nichts. Entschuldigen Sie, dass ich nicht weggerannt bin.“
    „Mein Fehler“, gab Mitch großmütig zurück. „Ich habe Ihnen ja befohlen, sich nicht von der Stelle zu rühren.“
    „Eben“, brummte sie unwirsch.
    Unversehens war alle Hilflosigkeit von ihr abgefallen, und die alte Mae war wieder da. Mitch verdrängte rasch alles Verlangen und nahm den Arm weg. „Sind Sie okay?“
    „Nein. Jemand hat versucht, mich zu erschießen. Ich bin außer mir.“
    „Verständlich.“ Mitch tätschelte sie und starrte in die Dunkelheit. „Bleiben Sie hier, ich hole das Auto.“
    „Und was ist, wenn er Sie erschießt?“
    „Dann gehört mein Auto Ihnen.“ Mitch stand auf. „Warten Sie hier. Und rühren Sie sich nicht von der Stelle.“ Als Mae spöttisch auflachte, beeilte er sich hinzuzufügen: „Es sei denn, jemand schießt auf Sie. Dann müssen Sie sofort losrennen.“
    Später, als sie sicher in Mitchs Wagen saß, versuchte Mae ihre Gedanken zu ordnen, was ihr nicht gerade leicht fiel. Die Aufregung der vergangenen Stunde war zu groß gewesen. Dazu kam noch die Enttäuschung, dass das Lagerhaus leer gewesen war. Eigenartigerweise konnte sie die ganze Zeit über nur an eines denken: dass Mitch sie außer in dem kurzen Moment, als er ihr kameradschaftlich den Arm um die Schultern gelegt hatte, nicht angefasst hatte. Wenn er es nicht endlich tat, würde sie noch durchdrehen.
    Aber er würde es nicht tun.
    Sie schloss die Augen, um sich besser ausmalen zu können, wie es sein würde, wenn er ihr zärtlich mit den Händen über den Körper fuhr, und als sie sich seine Lippen auf ihrer Haut vorstellte, holte sie schnell tief Luft, um nicht laut aufzustöhnen.
    „Sind Sie okay?“
    „Ja.“ Sie betrachtete ihn in dem fahlen Lichtschein, den das Armaturenbrett

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