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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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abstrahlte. Seine Augenlider waren schwer, und seine Züge wirkten so kantig, dass ihn wohl nur eine Frau, die blind war vor Liebe, als gut aussehend bezeichnet hätte. Und sie, Mae, konnte sich nicht satt sehen an ihm.
    „Wir sollten die Polizei benachrichtigen.“
    Die Polizei. Wenn die Polizei die Sache in die Hand nahm, war Mitch raus, so viel war ihr klar. Die Tagebuch-Story wäre zu Ende.
    „Vielleicht“, gab sie vage zurück.
    Mitch sah sie verwundert von der Seite an. „Mae?“
    „Können wir das nicht morgen entscheiden? Ich kann morgens besser denken.“
    „Sicher.“ Seine Stimme klang tief und beruhigend und setzte in ihrem Inneren ein Summen in Gang wie eine Stimmgabel, das sich immer weiter und weiter ausbreitete, bis Mae schließlich den Kopf gegen die Nackenstütze sinken ließ und sich nur noch darauf konzentrierte, Mitch ihr Begehren nicht ins Gesicht zu schreien.
    „Möchten Sie, dass ich noch einen Moment mit reinkomme?“, fragte er, als er vor ihrem Haus hielt.
    „Nein“, antwortete sie und stürzte voller Verwirrung aus dem Auto. Nur weg von ihm und der Hitze, die er in mir erzeugt, dachte sie. Nur weg vom Versprechen seiner Hände. Und dann war da auch schon Harold, um sie einzulassen, und sie rannte nach oben in ihr Zimmer.
    Auf der Fahrt nach Hause beschloss Mitch, unter allen Umständen die Finger von Mae zu lassen.
    Es war eine trostlose Vorstellung. Er liebte ihr Lächeln. Ebenso gern beobachtete er, wie ihre Brauen hochschnellten, wenn sie verärgert war, oder wie ihre Augen Funken sprühten, wenn sie zornig war. Wenn die Sonne auf ihr dunkles Haar fiel, zauberten ihre Strahlen mahagonifarbene Glanzlichter darauf, die er ebenso gern betrachtete wie die geschwungene Linie ihres Halses oder ihre schlanken, wohlgeformten Beine.
    Dabei war sie nicht einmal eine Bibliothekarin.
    Sie übte auf ihn eine andere Art von Faszination aus als die Frauen, die er bisher gekannt hatte. Sie war nicht scheu und zurückhaltend, sondern offensiv und geradeheraus. Sie stand einfach nur da, die Hände in die Hüften gestützt, und hatte dieses herausfordernde Lächeln auf den Lippen, das ihn fast um den Verstand brachte.
    Mitch parkte mitten im Halteverbot direkt vor seinem Haus. Während er die Treppe zu seinem Apartment hinaufging, dachte er darüber nach, wie seltsam es war, dass er sich ausgerechnet zu einer Frau wie Mae, die stets ihren Willen durchzusetzen verstand und mit ätzenden Kommentaren nicht sparte, hingezogen fühlte.
    Wahrscheinlich nichts weiter als sexuelle Lust, dachte er und schloss die Tür auf. Der Drang, mal wieder Neuland zu erobern.
    Er beschloss, sich mit einer kalten Dusche abzukühlen.
    Mae riss ihr Schlafzimmerfenster auf und sog die vom Sturm noch immer regenschwere Nachtluft ein. Ihr Haar war feucht vom Duschen, und die Kühle, die hereinwehte, ließ sie frösteln. In weiter Ferne zuckte ein Blitz geisterhaft über den Horizont. Mae schloss die Augen und atmete tief durch. Sie liebte Stürme.
    Und sie liebte Mitch.
    Sie ging ins dunkle Zimmer zurück und bemühte sich, den Gedanken an ihn zu verdrängen.
    Sie machte die Schreibtischlampe an und setzte sich, den Gürtel ihres weißen Satinmorgenrocks enger um sich ziehend, auf die Bettkante.
    Sie würden das Geld nicht finden. Mitch hatte alles in seinen Kräften Stehende unternommen, und es war nichts dabei herausgekommen. Was auch immer Armand mit dem Geld angestellt haben mochte, sie würde niemals mehr auch nur einen Cent davon zu Gesicht bekommen.
    Mitch.
    Sie ließ sich auf ihre Daunensteppdecke zurückfallen und versuchte, ihre Gedanken auf Harold, June und Bob zu lenken und auf das Haus, das sie niemals haben würden, doch alles, woran sie denken konnte, war Mitch.
    Sie war halb von Sinnen vor Verlangen nach ihm, aber sein Zauber beruhte nicht nur auf körperlichem Reiz, sondern ebenso sehr darauf, wie er sich um sie kümmerte, ohne dass es zu offensichtlich war. Darin kam die Überzeugung zum Ausdruck, dass sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte, und das gefiel ihr. Wenn er lachte, wurde ihr ganz warm ums Herz, und allein sein Anblick vermochte ihre Laune zu heben.
    Langsam wurde es zur Qual für sie, mit ihm zusammen zu sein, ohne ihn zu berühren. Das musste ein Ende haben. Das Geld war hin, und diesmal würde sie das, was sie wollte, nicht bekommen. Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun würde, aber sie wusste, was sie ganz bestimmt nicht mehr tun würde.
    Keinesfalls mehr würde sie sich den

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