Ein Mann für alle Lagen
schlief sie ein.
Sie wachte im Morgengrauen auf und fühlte sich ausgezeichnet. Jessie wäre stolz auf mich, überlegte sie. Dann dachte sie an Jake und den See, und auf einmal fand sie Jessies Idee mit dem Nacktbaden gar nicht mehr so abwegig. Es musste wunderbar sein, ins kühle Wasser zu tauchen.
Du wirst schon sehen, Jessie, sagte sie sich, zog sich ein Baumwollkleid über und ging den Weg zum See hinunter.
Im Wald war es kalt, und sie zitterte leicht. Noch bevor sie den See sah, konnte sie den Duft des Wassers riechen.
Im frühen Morgen sah der See noch reizvoller aus. Dann also los, dachte sie, atmete tief durch, zog die Sandaletten und das Kleid aus und ging ins Wasser.
Es war kalt, aber sie blieb ständig in Bewegung und spürte, wie ihre Haut sich am ganzen Körper straffte. Ihre Brustspitzen richteten sich auf, und als sie mit den Fingern darüber strich, erbebte sie unwillkürlich.
Schließlich tauchte sie unter, und das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen. Sie fühlte, wie ihre Muskeln sich anspannten, wie das kalte Wasser ihre Haut reizte, und als sie auftauchte, spürte sie die ersten Sonnenstrahlen auf dem Gesicht. Immer wieder tauchte sie unter und schwamm weiter. Sie kam sich so frei wie ein Kind vor und hätte sich am liebsten nie wieder angezogen.
Nach einer halben Stunde schwamm sie zum Ufer zurück und sah, dass Jake neben ihrem Kleid hockte. Kate schwamm näher heran, bis sie Boden unter den Füßen spürte. Er saß dort einfach und beobachtete sie.
„Hallo“, begrüßte sie ihn.
„Guten Morgen“, antwortete er lächelnd.
Geh weg, dachte sie, aber sie erwiderte das Lächeln und bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. „Sind Sie gekommen, um mir zuzusehen?“
„Nein, ich wollte schwimmen.“
„Dann kommen Sie rein.“ Sie wies auf den See hinter sich. „Es ist Platz genug.“
„Ich bin mir nicht mehr so sicher.“ Er schob den Hut ein Stück weiter nach hinten. „Sind Sie nackt?“
„Ja.“
„Nun, wenn das so ist, warte ich lieber, bis Sie draußen sind.“
Kate wollte ihn gerade bitten, sich umzudrehen, doch sie entschied sich anders. Wenn sie schon nackt badete, dann sollte sie auch dazu stehen. Schließlich war es nur Jake.
Andererseits war es ihr dennoch peinlich, sich ihm nackt zu zeigen. Während sie noch darüber nachdachte, sah sie, dass er nur mit Mühe ein Lächeln unterdrückte.
Was soll’s? dachte sie. Mal sehen, ob du gleich immer noch grinsen musst. „Also gut. Der See gehört Ihnen.“
Sie schwamm auf ihn zu, bis das Wasser ihr nur noch bis zur Hüfte reichte, und dann ging sie heraus.
Jake verharrte vollkommen reglos. Sie kam auf ihn zu und hob ihr Baumwollkleid auf. Ganz dicht stand sie neben ihm, und Jake drehte sich unwillkürlich zu ihr und sah, wie ihre Brüste wippten, als sie sich hinunterbeugte. Dann streckte sie sich wieder und zog das Kleid über den Kopf. Der Stoff klebte an ihrer nassen Haut, und so dauerte es viel länger, als ihr lieb war, bis sie das Kleid über die Hüften gezogen hatte.
„Auf jeden Fall haben Sie mir den Morgen verschönert“, sagte Jake.
„Gern geschehen.“ Kate wickelte ein Handtuch um ihr nasses Haar und schlüpfte in ihre Sandaletten. „Viel Spaß beim Schwimmen“, erwiderte sie und ging in den Wald.
Jake blieb noch eine Weile sitzen, nachdem Kate verschwunden war.
Im See hatte sie noch so komisch gewirkt, als sie überlegt hatte, was sie tun sollte. Und gerade, als er sich hatte abwenden wollen, hatte sie ihn so merkwürdig angesehen und war aus dem Wasser direkt auf ihn zu gekommen.
Ben hatte Recht. Sie war kein Mädchen.
Er hatte den Blick nicht von ihr wenden können und sich wie ein Kaninchen gefühlt, dem sich eine Schlange nähert. Wie eine Göttin war sie aus dem See gestiegen. Ihr Körper war schlank und fest, die Haut vom kalten Wasser leicht gerötet. Wenn sie einen Augenblick länger gebraucht hätte, um sich das Kleid überzustreifen, dann hätte er sie berührt.
Angespannt schloss er die Augen. Gerade noch Glück gehabt. Es wäre besser, wenn er sich von nun an von Kate fern hielt. Sie war die verwirrendste Frau, die er je kennen gelernt hatte. Statt einer eiskalten Karrierefrau war sie beim Angeln die angenehmste Gesellschaft gewesen, die man sich denken konnte. Anstatt überheblich zu sein, hatte sie Nancy vor Valerie gewarnt. Jake hatte sie für unterkühlt gehalten, aber offenbar hatte sie es in vollen Zügen genossen, nackt im See zu baden. Wenn er ehrlich war, fand
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