Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
früh nicht aufstehen müsste. Oder Nachtwächter. Oder eine Krankenschwester mit Schichtarbeit.
Es klopfte an der Tür. Na, wenn dieser Eddie ihre Ansage eben nicht verstanden hatte, dann würde er jetzt etwas von ihr zu hören bekommen. Sie sprang vom Bett, schlüpfte in die Schuhe, stürzte zur Tür und riss sie auf. Es war Steve. Anna öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder.
„Drehst du die Zigaretten noch selbst, oder was treibst du?“ Er lehnte in der Tür und grinste.
„Äh nein, überhaupt nicht. Ich wollte sie gerade runterbringen.“
„Was ist das für ein Wein? Ein Französischer?“
Anna sah schnell auf das Etikett. „Ja“, hauchte sie, wie hypnotisiert, als sie plötzlich seinen perfekten Mund, die hohen Wangenknochen und die dunklen Augen wahrnahm. „Und ich habe zwei Gläser“, fügte sie hinzu.
„Wollen wir den Wein nicht hier oben trinken ... nur wir beide?“
„Hmm ... aber die anderen?“
„Denen geht‘s gut. Suzie und Martin sind schon ins Bett gegangen. Eddie knutscht mit Grainne. Sandra wird bald weggetreten sein und Greg ist nach Hause gegangen.“
„O.K. Hast du einen Korkenzieher?“
Er zauberte einen hinter seinem Rücken hervor. Sie zog ihren Blazer aus. Er hängte ihn auf. Beide schlüpften aus ihren Schuhen. Er schenkte Wein ein. Sie trank davon. Er gab ihr Feuer. Sie rauchte. Er machte das Licht aus. Sie ...
Kapitel 4
Sie standen oben auf dem Eiffelturm. Sie in ein em lange n, fließenden weißen Kleid. Er im Smoking. Sie war schlank. Sehr schlank. Und braun gebrannt. Er hielt sie ganz fest. So als fürchte te er, sie würde entfliehen und der schöne Traum zerplatzen. Irgendwo weit weg klingelte ein Telefon ... und klingelte und ... UM HIMMELS WILLEN!
Anna sprang wie ein geölter Blitz aus dem Bett. Wie spät war es? Hilfe. Das war überhaupt nicht lustig. Wo war denn die verdammte Uhr? Ihr Puls raste. Sie riss die Laken vom Bett, um nach der Uhr zu suchen. Steve war gegangen, aber das war im Moment vollkommen egal. Durch die Vorhangritzen drangen Sonnenstrahlen, und sie begriff, dass es spät war, sehr spät. Das Telefon klingelte. O je, ihr Arsch stand auf dem Spiel. Schließlich entdeckte sie ein Stück des Uhrenarmbands, das unter dem Bett hervorlugte. Sie nahm die Uhr. Es war schon zehn nach zehn. Eine Stunde und vierzig Minuten zu spät. Das Telefon klingelte immer noch unentwegt. Sie warf sich ihren alten Bademantel über, schlüpfte in die Hausschuhe und suchte, während sie die Treppe hinunterging, nach einer guten Ausrede.
„Hallo?“, krächzte sie ins Telefon. Ihre Stimme klang schrecklich.
„Anna?“ Es war die Stimme von Mr. Evans. Evans war der Filialleiter und meistens ganz umgänglich. Aber an diesem Morgen klang er ungeduldig.
„Ach, Sie sind es Mr. Evans!“
„Anna, sind Sie krank?“
„Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zu getan, Mr. Evans“, sagte sie wahrheitsgemäß, „ich fühle mich miserabel.“
„Haben Sie etwas Falsches zu sich genommen?“
„Ja vermutlich.“ Anna konnte kaum glauben, dass es so gut ablief. Sie musste noch nicht einmal lügen.
„Können Sie heute noch kommen?“
„Wenn es sein muss, komme ich natürlich. Aber, um ehrlich zu sein ...“
„Wissen Sie, Anna, wenn es ein Infekt ist, soll er nicht im Geschäft die Runde machen. Nehmen Sie sich heute frei und morgen sehen wir dann weiter. Vielleicht geht es Ihnen dann ja schon besser.“
„Ja, Mr. Evans, das tut mir alles so leid. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde mich jetzt ausruhen. Das verspreche ich.“
Die Tür im Erdgeschoss ging auf, und Steve, nur mit einem schwarzen T-Shirt und Boxershorts bekleidet, schaute heraus. Er zwinkerte ihr zu. „Sie haben Recht, Mr. Evans, ich glaube ich gehe jetzt besser gleich wieder ins Bett. Auf Wiedersehen, Mr. Evans.“ Sie legte auf.
„Das ist ja ein dickes Ding“, sagte Steve grinsend.
„Klang das überzeugend?“
„Ich habe es dir selbst fast abgenommen. Und sowieso, warum sollte er dir nicht glauben? Es ist Mittwoch. Da macht normalerweise keiner blau, weil er einen Kater hat.“
„Stimmt.“
„Und du hast deinem Boss versprochen, jetzt gleich etwas zu tun. Ich werde dafür sorgen, dass du dein Versprechen auch hältst.“
Im Herbert Park war es ruhig. Nur einige Enten und ein paar Jogger waren zu sehen. Anna und Steve schlenderten Hand in Hand über den Rasen. Anna trug Steves rote Wollmütze, um nicht zufällig von Arbeitskollegen erkannt zu werden. Sie setzten sich auf die
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