Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Schaukeln des leeren Kinderspielplatzes und erzählten einander von sich. Er war viel gereist. Genau wie sie. Er mochte Tiere. Sie jetzt auch. Keiner erwähnte die Französin, und Anna hatte nicht die Absicht, das Thema anzuschneiden.
Als sie zurückkamen, war es schon spät. Im Haus war es still. Er machte Tee und sie hörten Musik. Er war immer noch zu jung, um mit ihr auf die Party zu gehen, fand Anna. Aber er war nicht zu jung, um sich in ihn zu verlieben. Zumindest für ein Weilchen.
„Du, Anna? Das ist ja eine Überraschung!“ Claire hielt ihr die Tür auf. Sie hatte Andrew auf dem Arm. „Wieso bist du nicht bei der Arbeit?“
Anna beugte sich vor und pflanzte einen Kuss auf Andrews weiche Babywangen. Sie traten in den Flur. „Es tut mir leid, dass ich so reinplatze, aber es ist ein Notfall.“
„Was gibt‘s denn Neues?“
„Ich hätte dich ja angerufen, aber das ging nicht. Ist ‘ne lange Geschichte.“
„Du solltest dir mal ein Handy anschaffen.“
„Niemals, ich kann die Dinger nicht leiden. Warum die Leute vierundzwanzig Stunden am Tag erreichbar sein wollen, verstehe ich nicht. Weißt du, was ich neulich gesehen habe? Da ging ein Paar Händchen haltend die Baggot Street entlang, aber beide hatten ihr Handy am Ohr. Das war so traurig.“
„Komm in die Küche und entspann dich. Da ist es gemütlich und warm.“
Sie setzten sich. Andrew zerrte glucksend am Haar seiner Mutter, als wüsste er, dass etwas in der Luft lag.
Claire hob ihre Augenbrauen. „Also?“
„Ich habe einen Mann kennengelernt“, verkündete Anna stolz wie ein e Schneekönigin.
„Wo?“
„Zu Hause in Ranelagh.“
„Ich wusste es doch.“
„Wie bitte? Das ist unmöglich ...“
„Du hast schon immer etwas für Mark übrig gehabt!“
„Hab ich nicht.“
„Hast du doch. Du hast andauernd davon geschwärmt, wie gut er aussieht.“
„Nein“, sagte Anna entrüstet. „Ich finde zwar tatsächlich, dass er gut aussieht, aber ich würde ganz bestimmt niemals etwas mit ihm anfangen. Großer Gott, nein. Egal, es ist jemand anderes. Er heißt Steve. Ein Student, dreiundzwanzig, angehender Ingenieur, und er sieht aus wie Adonis persönlich und hat das Einfühlungsvermögen eines Engels.“
„Ach bitte, mehr will ich gar nicht hören.“
„Es ist mir ernst, Claire. Das könnte der Richtige sein.“
„Der Richtige? Anna, jetzt sag ich dir mal was im Ernst. Ich glaub, du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank . Du könntest ja fast seine Mutter sein!“
„Für die wahre Liebe spielt das Alter keine Rolle“, erklärte Anna feierlich.
„Das wird nicht gut gehen.“
„Das sagst du immer.“
„Und ich hatte auch immer recht ... bis jetzt.“
„Ganz toll.“
„Hör mal“, sagte Claire und wischte Andrew mit seinem Lätzchen den Sabber ab, „ich möchte ja keine Spielverderberin sein, aber sieben Jahre sind wirklich viel zu ...“
„Du hast recht. Ich geh jetzt gleich heim und werde ihm sagen, dass er sich zum Teufel scheren soll.“
„Ich will doch einfach nur, dass du vorsichtig bist.“
Steve hatte eine tiefrote Rose zwischen den Zähnen und hielt ihr die schwere grüne Eingangstür auf.
„Woher wusstest du, dass ich es bin? Es hätte ja auch der Vermieter sein können.“ Anna kicherte.
„Ich habe dich die Straße herunterkommen sehen. Hungrig?“
„Am Verhungern.“
„Umso besser. Ich koche gerade.“
„Gibt es irgendwas, was du nicht kannst?“
Sie folgte ihm in seine Wohnung. Aus der Küche duftete es stark nach Curry. Lecker! Im Flur klingelte das Telefon.
„Das Essen ist gleich fertig. Gehst du ran?“, bat Steve.
Bitte nicht meine Mutter , flehte sie innerlich. „Hallo?“
„Allo?“ Die Stimme klang weit weg.
„Ja, hallo?“
„Allo, ist Stephan zuause?“
„Äh nein ... er ist gerade nicht da. Wer spricht da?“
„Claudine. Er sagte, er ist eute Abend zuause.“
„Wirklich?“
„Können Sie ihm sagen etwas?“
„Ja, in Ordnung“
„Sag Sie ihm, ich abe meine Flugkarte gekauft und komme am Freitag in Irland.“
Kapitel 5
Quietschend bremste das silberne Mercedes Cabrio neben ihr und bespritzte ihre Seidenstrümpfe.
„Um Himmels Willen“, schrie sie, als sie die dunklen Flecken auf ihren Pretty Polly Strümpfen sah.
„Soll ich dich mitnehmen?“ Mark Landon steckte seinen Kopf aus dem Fahrerfenster.
„Na gut“, brummte Anna ungnädig und öffnete die Beifahrertür. „Und dann kannst du gleich bei einem Geschäft halten, damit ich neue
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