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Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Titel: Ein Mann für eine Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Mackle
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nicht vergessen, wie sie uns das Leben zur Hölle gemacht hat. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie sie uns Mini und Maxi genannt hat, um uns vor den anderen lächerlich zu machen?“
    „Ach, Kinderkram.“
    „Für dich war das nicht so traumatisch.“
    „Wie bitte?“
    „Du warst Mini , ich war Maxi ...“
    „Du meine Güte, Anna, du bist paranoid! Hör‘ auf damit. Sonst noch etwas?“
    „Du bist gut: Sonst noch was? Ich glaube du begreifst überhaupt nicht, was hier abgeht.“
    „Hör mal, Anna, das ist doch wirklich keine große Sache. Und jetzt muss ich wirklich Schluss machen, ich ...“
    „Du kannst jetzt nicht auflegen.“
    „Ich hab was im Ofen.“
    „Blödsinn.“
    „Ich komme nachher vorbei.“
    „Das ist prima. Dann mache ich eine Flasche Wein auf.“
    „Ja, das sollte all unsere Probleme lösen.“
    Anna zog sich aus, auch die Schuhe und die Unterwäsche. Sie stieg vorsichtig auf die Waage und schielte auf die Anzeige. Huch, das konnte einfach nicht stimmen. Sie nahm die Ohrringe und die Haarspange ab. Aber die Waage zeigte immer noch dasselbe an. Mist. Sie zog sich wieder an und trottete in die Küche. Sie war am Verhungern, und ein paar Stückchen Schokolade machten den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Sie griff sich eine Packung Maltesers. Die waren doch kalorienarm, oder? Da war doch diese Werbung mit dem schlanken Mädchen, das ein Boot ruderte?
    Anna freute sich, dass Claire vorbeikommen wollte. Wurde auch mal Zeit, dass zur Abwechslung Simon babysittete. Manchmal war Claire wie eine Gefangene. Und was war daran so schlimm? Anna runzelte die Stirn. Frei wie ein Vogel zu sein war auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Sie entkorkte gerade die Flasche Rotwein, als es an der Tür klingelte. Perfektes Timing.
    Dafür, dass sie Mutter war, sah Claire großartig aus, dachte Anna. Ihre langen dunklen Haare glänzten, und ein gesunder rosa Schimmer lag auf ihren Wangen. Man sah es ihr gar nicht an, dass sie ein Kind geboren hatte. Anna ließ sie in den eisigen Hausflur des Mietshauses.
    „Pass auf die Fahrräder auf“, warnte Anna. „Sie gehören den Jungs von unten.“
    „Ach ja, hast du nicht gesagt, dass der eine von ihnen ganz süß ist?“
    „Der eine ist süß, der andere nicht. Studenten.“
    Sie stiegen die Treppen hoch und saßen bald in Annas winziger Zweizimmerwohnung. Das Bad direkt neben dem Schlafzimmer bestand aus einer Dusche, einer Toilette mit einem eiskalten Sitz, der nicht zu längerem Verweilen einlud, und einem lächerlich kleinen Waschbecken mit tröpfelndem kaltem Wasser. Aber die Miete war erschwinglich, und in Annas Alter brauchte man schon etwas Privatsphäre. Die Wohnung war ganz behaglich, und sie war ihr eigenes Reich. Meistens war es unaufgeräumt. Nur an den drei, vier Abenden im Jahr, wenn sie Freunde einlud, stopfte sie den größten Teil ihrer Sachen unter das Bett, bevor die ersten Gäste eintrudelten.
    „Und, wie geht’s dem kleinen Andrew?“, fragte Anna höflich. Am besten brachte sie das Gespräch über das Baby gleich hinter sich, damit sie sich danach in Ruhe den wichtigen Fragen zuwenden konnte.
    „Ach, er ist ein Schatz. Nicht wie andere Babys, die andauernd schreien.“
    „Toll.“ Anna schenkte sich reichlich Wein in ihr Glas und legte die Füße hoch. „Ich passe gern auf ihn auf, jederzeit.“
    „Ja, danke, äh ... das ist sehr großzügig von dir.“
    Niemals, nie im Leben würde Claire den armen Andrew ihrer besten Freundin anvertrauen. Allein die Vorstellung war unerträglich. Andrew würde vermutlich mit Hundefutter vollgestopft werden, während Blackie mit der lauwarmen Milch aus dem Fläschchen abgespeist würde.
    „Wie auch immer“, fuhr Anna munter fort, darauf bedacht, so schnell wie möglich zum eigentlichen Thema zu kommen. „Dieser Brief von Victoria. Der ist doch seltsam, oder? Außerdem finde ich es ein bisschen albern, so früh schon Einladungen zu verschicken. Die Party ist doch erst in drei Monaten!“
    „Na ja, ich vermute, dass sie den Leuten, die im Ausland leben, die Möglichkeit geben möchte, rechtzeitig einen Flug zu buchen. Ich würde mich darüber nicht aufregen“, sagte Claire besänftigend. „Es war sicher nur als nette Geste gemeint.“
    „Nett, von wegen!“ Anna zupfte an einer langen blonden Haarsträhne. „Die war noch nie nett. Verstehst du nicht? Sie hat uns einzig und allein deswegen eingeladen, weil sie uns mit der Erfolgsstory ihres Lebens quälen will.“
    „Vielleicht hast du ja

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