Ein Mann fuer Mom
Dad wieder weigert, die Alimente für Dich zu zahlen. Ich kenne da einige Anwälte und auch ein paar Schläger. Ein Mann, der für einen Sohn, wie Du einer bist, nicht dankbar ist, hat eine Lektion verdient.
In liebevoller Freundschaft Frank.
Mike mußte den Brief dreimal lesen. Selbst dann war er noch nicht sicher, daß er tatsächlich von Frank stammte. Er konnte es einfach nicht glauben. Franks einziger Kommentar, wenn eins seiner Geschwister ein Kind bekam, bestand ausnahmslos in der Frage: »Hört ihr eigentlich auch mal damit auf? « Und hier schrieb er, das kleine Mädchen seines Bruder hätte rosenrote Wangen - was ja auch stimmte.
Mike faltete den Brief sorgsam wieder zusammen und steckte ihn in den Umschlag. Eli riß ihn ihm fast aus der Hand.
»Eli möchte, daß seine Mutter Mr. Franklin Taggert auf neutralem Boden kennenlernt, in einer Atmosphäre, in der sie einander ebenbürtig sind«, sagte Chelsea. »Sie ist Krankenschwester, und daher dachten wir, sie könnte sich vielleicht zu der Berghütte begeben, in der sich Mr. Taggert aufhält. Aber wir konnten nicht herausbekommen, wo die liegt. «
Mike wußte nicht, worüber sie eigentlich redete. Er sah auf seine Uhr. »In zehn Minuten soll ich mich mit meiner Frau zum Lunch treffen. Wollt ihr mich nicht begleiten? «
Fünfundvierzig Minuten später und mit der Hilfe seiner Frau Samantha verstand Mike endlich die ganze Geschichte. Und nun wußte er auch, an wen ihn Eli erinnerte. Eli war wie Frank: sprödes Äußeres, intensive Augen, brillanter Verstand, obsessive Persönlichkeit.
Während er zuhörte, verspürte Mike so etwas wie schmerzliche Verärgerung darüber, daß sein älterer Bruder ein fremdes Kind liebte, aber immerhin bewies Franks Zuneigung zu Eli, daß er lieben konnte.
»Ich halte das für himmlisch romantisch«, sagte Samantha.
»Ich bin sicher, die arme Frau bekommt den Schock ihres Lebens, wenn sie Frank kennenlernt«, murmelte Mike, hielt dann aber den Mund, weil ihm Samantha unter dem Tisch einen Fußtritt versetzte.
»Und wie fädeln wir das Ganze nun ein? « fragte Samantha. »Und welche Kleidergröße hat deine Mutter? «
»Zweiundvierzig«, erwiderte Chelsea. »Sie ist klein und d... « Sie spürte Elis zornigen Blick, ohne ihn anzusehen. Er verhielt sich sehr schweigsam, weil er mit seiner extremen Abneigung gegen Mike zu kämpfen hatte. »Sie ist... äh, mollig. «
»Verstehe«, sagte Samantha und zog ein kleines Notizbuch aus ihrer Handtasche.
»Warum ist ihre Kleidergröße wichtig? « wollte Mike wissen.
Chelsea und Samantha sahen ihn an, als hielten sie ihn für extrem einfältig. »Sie kann wohl kaum in Jeans und Sweatshirt in der Hütte auftauchen, oder? Wollen wir ihr nicht etwas aus Cashmere kaufen, Chelsea? «
»Cashmere?! « riefen Eli und Mike unisono, und das knüpfte ein ganz neues Band zwischen ihnen: Männer contra Frauen.
Samantha ignorierte den Ausbruch ihre Mannes. »Mike, du schreibst Mrs. Harcourt einen Brief, in dem... «
»Stowe«, korrigierte Eli. »Die neue Frau meines Vaters hat verlangt, daß meine Mutter ihren Mädchennamen wieder annimmt. Also hat sie es getan. «
Samantha warf Mike einen inhaltsschweren Blick zu, und er wußte, daß jedes Gefühl für Verhältnismäßigkeit beim Teufel war. Von nun an würden Eli und Chelsea alles bekommen, was sie sich nur wünschten.
VI
Dankbar glitt Randy vom Pferd und betrat die Hütte. In den letzten Tagen war so vieles so schnell geschehen, daß sie gar keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Gestern nachmittag war ein Mann im Krankenhaus erschienen und hatte sie höflich gefragt, ob sie bereit sei, kurzfristig für die Dauer von drei Wochen die Privatpflege seines Klienten zu übernehmen. Zunächst wollte sie ablehnen, wollte sagen, daß sie das Krankenhaus nicht bitten könnte, sie gehen zu lassen, doch dann stellte sich heraus, daß diese Frage längst mit dem Personalchef geklärt worden war - einem Mann, den Randy noch nie gesehen hatte.
Dann erklärte sie dem Mann, daß es doch nicht ginge, da sie einen Sohn hätte, für den sie sorgen müßte. Als wäre das ganze ein abgesprochenes Komplott, wurde Randy in diesem Moment ans Telefon gerufen, wo Eli sie fragte - bettelte, flehte -, ob er mit Chelseas Familie eine äußerst lehrreiche Yachtreise unternehmen dürfe. Vielleicht hätte sie einwenden sollen, daß er dadurch zuviel in der Schule versäumen würde, aber da sie wußte, daß ihr Sohn alles problemlos nachholen konnte, und
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