Ein Mann von Ehre
dazu geführt haben.“
„Mir ist klar, dass man dich sehr ungerecht behandelt hat“, murmelte Jacob und ergriff den Neffen am Arm. „Komm! Setzen wir uns, Damian. Wir haben uns viel zu erzählen.“
„Können wir die Erbangelegenheit nicht den Anwälten überlassen?“, fragte Damian, während er neben dem Onkel Platz nahm. „Ich habe nicht damit gerechnet, überhaupt im Testament bedacht zu werden. Mir wäre es recht, dir den Besitz zu überschreiben.“
„Ich könnte ihn mir nicht leisten“, gestand Jacob und lächelte betreten. „Mein Bruder hat sein Vermögen verspielt, und unser Vater hat Wrexham Park verfallen lassen. Nachdem du nicht mehr bei uns warst, schien ihm alles gleich geworden zu sein. Ich habe versucht, ihn aufzurütteln, doch leider hat er nicht auf mich gehört.“
„Das kann ich mir denken“, warf Damian trocken ein. „Also, was soll ich tun? Möchtest du, dass ich für die Schulden aufkomme?“
„Wäre dir das möglich?“
„Ja, vorausgesetzt, die Sache wäre es mir wert.“
„Und was ist, wenn ich an deinen Familiensinn appelliere?“
„Die Familie bedeutet mir nichts mehr. Ich bin nur deshalb nach England zurückgekehrt, weil ich dir etwas schuldig bin. Steckst du in Schwierigkeiten?“
„Ich hatte angenommen, mein Vater würde mir den Rest dessen hinterlassen, was noch vorhanden war“, gab Jacob zu. „Er hat jedoch verfügt, dass ich nur dann erben kann, wenn du nicht mehr lebst. Im Übrigen ist die Erbmasse ohnehin nicht mehr sehr groß. Sie besteht lediglich aus dem Herrenhaus. Die Ländereien wurden entweder verkauft, oder sie sind hoch belastet.“
„Was würdest du mit dem Anwesen machen, wenn ich für die Schulden aufkomme?“
„Ich würde es unverzüglich veräußern“, antwortete der Onkel unumwunden. „Ohne das zugehörige Land wäre es für mich nur ein Klotz am Bein. Leben möchte ich dort jedenfalls nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mein Sohn eines Tages da wohnen will. Ohne deine schriftliche Einwilligung kann ich es jedoch nicht abstoßen. Außerdem müssen die Schulden beglichen werden. Ich kann es mir nicht erlauben, einen Kredit aufzunehmen, und natürlich möchte ich vermeiden, dass mein Sohn ihn noch abtragen muss.“
„Du denkst, ich solle einspringen, da ich der Erbe von Wrexham Manor bin.“
Der Onkel äußerte sich nicht dazu, doch seine Miene zeigte deutlich, dass er dieser Meinung war.
„Gut, überlass die Angelegenheit mir“, fuhr Damian fort. „Irgendwann werde ich mir Wrexham Park ansehen. In der Zwischenzeit sorge ich dafür, dass die Verbindlichkeiten geregelt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch eine präzise Auflistung der Ausgaben und aufgenommenen Gelder.“
„Warum bestehst du darauf?“, fragte Jacob überrascht. „Die Anwälte und ich sind uns bereits über die Höhe der Schulden einig. Wieso willst du dich mit dieser Sache belasten?“
„Ich habe mir mein Vermögen nicht leicht verdient und bin daher nicht willens, es gedankenlos zu vergeuden“, antwortete Damian ruhig. „Folglich komme ich für keinen Betrag auf, der nicht belegt werden kann.“
„Tu, was du für richtig hältst.“
„Das werde ich, Onkel Jacob.“ Damian bemerkte die befremdete Miene des Oheims und lachte verhalten. „War das alles? Oder haben wir noch mehr zu besprechen?“
„Würdest du in Betracht ziehen, wieder in Wrexham Park zu leben? Du könntest das Haus renovieren lassen, die Ländereien zurückkaufen und deinen Platz in der Gesellschaft wieder einnehmen“, schlug Jacob vor. „Besuch mich, sobald du die Zeit dafür hast. Dann können wir darüber diskutieren.“
„Ich habe keinen Anlass, weiter darüber zu reden“, entgegnete Damian fest. „Ich bin lediglich zurückgekommen, um etwas zu erledigen. Sobald das geschehen ist, hält nichts mich mehr im Lande.“
Er war sich jedoch bewusst, dass dieser Beschluss nicht unumstößlich war. Früher war er überzeugt gewesen, er werde nie wieder in England leben, doch jetzt kamen ihm Zweifel an dieser Entscheidung.
3. KAPITEL
Rosalyn hatte gehofft, beim Tee den Jungen für sich zu haben, weil sie annahm, er fühle sich einsam, vermisse seine Heimat und möglicherweise auch seine Angehörigen. Nun war jedoch die Tante anwesend, die sich ihm gegenüber indes vollkommen natürlich benahm. Sie erkundigte sich, wie es ihm in England gefalle, und er gab ihr eine höfliche Antwort. Es störte ihn jedoch sichtlich, Ziel ihrer Neugier zu sein.
Sarah hingegen
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