Ein Mann von Ehre
sie noch machen.“
„Ja, Sir.“
Rosalyn wunderte sich über den steifen Ton des Jungen und fragte sich, ob er seinen Erzieher nicht mochte.
Sheba rannte hinter ihm her. „Sie ist Ihnen doch abtrünnig geworden“, sagte Damian lächelnd. „Ich glaube, ich werde einen Hund für Jared kaufen, damit Sheba Ihnen nicht ständig fortläuft.“
„Ich befürchte, dadurch würde sich nichts ändern“, erwiderte Rosalyn schmunzelnd, während sie kehrtmachte und mit Mr. Wrexham den Weg nach Lyston House einschlug. „Ihr … Zögling hängt bereits sehr an meiner Hündin. Es ist mehr als fraglich, ob er einen anderen Hund akzeptieren würde. Nein, ich habe nichts dagegen, dass er sich einstweilen mit ihr abgibt.“
„Sie sind sehr entgegenkommend, Miss Eastleigh.“
„Ach, ich bringe kein großes Opfer. Natürlich mag ich sie, aber es stört mich nicht, wenn ich sie eine Zeit lang nicht um mich habe. Mein Bruder Frederick hat sie mir hinterlassen, und sie gehorcht mir nicht so, wie sie sollte. Außerdem habe ich noch einen Grund, weshalb ich damit einverstanden bin, dass Sheba bei Jared bleibt.“
Rosalyn erzählte Mr. Wrexham von Sarah und fügte schließlich hinzu: „Ich glaube, es ist für beide Kinder gut, wenn sie mit dem Hund zusammen sind und gemeinsam etwas unternehmen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Ihr … Schüler bisher kein sehr unbeschwertes Leben geführt hat.“
„Nun, so kann man es nicht nennen“, entgegnete Damian ruhig. „Seine Mutter hat sich stets bemüht, ihm Freiheiten zu erlauben, doch nach ihrem Tod ist für ihn vieles anders geworden.“
„Ich verstehe.“ Erneut wurde Rosalyn gewahr, dass Mr. Wrexham ihr nicht mehr über den Jungen erzählen wollte. „Haben Sie die Absicht, Sir, über den Sommer hinaus im Land zu bleiben, oder kehren Sie nach Indien zurück?“
„Die Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen“, antwortete Damian stirnrunzelnd. „Die geschäftliche Angelegenheit, deretwegen ich hergekommen bin, könnte mehr Zeit als gedacht in Anspruch nehmen. Warum wollen Sie wissen, ob ich eventuell bleibe?“
„Oh, einen besonderen Grund für die Frage habe ich nicht“, sagte Rosalyn ausweichend und blieb stehen, da man im Obstgarten angelangt war. „Weiter müssen Sie mich nicht begleiten, Sir“, fuhr sie fort und schaute ihn herausfordernd an. „Hier kann mir nichts passieren. Und da Sie so lange außer Haus waren, werden Sie gewiss hungrig sein.“
Er ergriff sie am Arm und hielt sie fest. Sein Blick war forschend, und seine Miene etwas unwirsch. „Weshalb wollen Sie nicht, dass ich mit Ihnen komme? Was haben Sie inzwischen über mich gehört, Miss Eastleigh?“
Einen Moment war sie unschlüssig, was sie erwidern solle. Dann atmete sie tief durch und beschloss, keine Umschweife zu machen. „Mir ist Klatsch über einen alten, Sie betreffenden Skandal zu Ohren gekommen“, sagte sie wahrheitsgemäß.
Im Stillen fluchte Damian. „Ich hatte gehofft, ein Gespräch mit Ihnen über diese viele Jahre zurückliegende Geschichte vermeiden zu können, doch nun erkenne ich, dass ich sofort mit Ihnen darüber hätte reden müssen. Ja, ich wurde von meinem Vater in Schimpf und Schande des Hauses verwiesen.“
Tante Susan hatte also doch recht. Er war der Sohn des verstorbenen Earl of Marlowe. „Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig, Sir. Die Sache geht mich nichts an.“ „Sind Sie nicht verstimmt, weil ich Ihnen etwas vorenthalten habe?“
„Nein.“
„Wirklich nicht?“ Ungläubig schaute Damian Miss Eastleigh an, sah jedoch, da sie seinem Blick nicht auswich, dass sie tatsächlich nicht verärgert war. „Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Miss Eastleigh. Ich habe damit gerechnet, dass Sie jetzt empört sind.“
„Warum sollte ich mich über etwas aufregen, das zwanzig Jahre zurückliegt? Im Übrigen weiß ich ohnehin nicht, was im Einzelnen geschah. Ich habe nur gehört, dass es einen Skandal gab und Sie danach von Ihrem Vater, dem damaligen Viscount Verwood, verstoßen wurden.“
„Dann werde ich Ihnen erzählen, was damals passiert ist“, sagte Damian verbittert. „Ich habe einen Menschen getötet, Miss Eastleigh, und zwar im Duell, bei dem alles, wie die Zeugen bekundeten, seine Ordnung hatte. Es gab jedoch für die Entscheidung meines Vaters, mich zu enterben, bestimmte Gründe, über die ich nicht sprechen möchte, auch nicht mit Ihnen.“
„Selbstverständlich sind Sie nicht dazu genötigt, Mylord.“
„Noch nicht, aber unter
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