Ein Mann von Ehre
sein.
Plötzlich erblickte Damian den mit der Hündin herumtollenden Prinzen und rief ihm zu: „Habe ich Sie nicht angewiesen, Hoheit, im Haus zu bleiben, wenn ich nicht bei Ihnen sein kann?“
„Ja, Mylord“, antwortete Jared mürrisch.
„Bitte, nötigen Sie mich nicht, strenger zu Ihnen zu sein, Hoheit. Ich möchte Ihnen die Bewegungsfreiheit nicht gänzlich beschneiden, werde das jedoch tun, wenn es nicht anders geht. Haben Sie begriffen?“
„Ja, Mylord“, murmelte Jared betreten.
„Gut, dann befolgen Sie in Zukunft meine Anordnungen. Sie wissen genau, warum ich darauf bestehen muss.“
„Ja“, äußerte Jared, und einen Moment lang spiegelte seine Miene Aufsässigkeit und zugleich Angst wider.
„Gehen Sie jetzt zu Bett!“, befahl Damian ruhig und schaute dem sich sogleich zum Haus begebenden Jungen hinterher. Die Hündin lief dem Prinzen ein Stück voraus, kehrte zurück und umkreiste ihn bellend.
Erneut dachte Damian an einen Ortswechsel, gelangte indes nach reiflicher Überlegung zu der Erkenntnis, Seine Hoheit sei in einem anderen Haus nicht sicherer als hier, und beschloss daher, sich darauf zu verlassen, dass Miss Eastleigh ihre Mutmaßungen für sich behielt.
Das Herz klopfte Rosalyn schneller, als sie Mr. Wrexham und seinen Schützling auf zwei rassigen Araberpferden auf sich zureiten sah.
Damian hielt den Hengst vor ihr an, zog den Hut und verneigte sich leicht. „Guten Morgen, Miss Eastleigh. Ich freue mich, dass Sie unsere Verabredung eingehalten haben.“
„Haben Sie angenommen, ich könne Sie versetzen?“, fragte Rosalyn irritiert. „Falls Sie das dachten, haben Sie sich sehr in mir getäuscht, Sir. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, eine Zeit lang mit Ihnen und dem Jungen allein zu sein. Heute Nachmittag kommt nämlich meine Tante Susan mit meiner Großcousine Sarah zu uns, die eine Woche bei uns zu Gast sein wird. Daher würde ich Sie und Ihren Zögling gern zum Tee einladen, vorausgesetzt, der Zeitpunkt ist Ihnen recht, Sir.“
„Möchtest du die Einladung annehmen?“, wandte Damian sich an den Prinzen.
„Ja, sehr gern“, antwortete Jared eifrig.
„Fein!“, erwiderte Rosalyn und lächelte erst den Jungen, dann Mr. Wrexham an. „Was halten Sie davon, Sir, zum Fluss zu reiten? Er bildet die Grenze zwischen Lord Orfords Grundstück und Sir Matthew Sheldons Besitz. Haben Sie Sir Matthew schon kennengelernt?“
„Nein.“
„Sie sollten am Sonntag am Gottesdienst teilnehmen“, schlug Rosalyn vor. „Auf diese Weise würden Sie Bekanntschaft mit allen unseren Nachbarn machen. Ich könnte Sie ihnen vorstellen.“
„Das ist ein guter Gedanke“, meinte Damian und ließ sein Pferd in Trab verfallen. Jared preschte auf seinem Hengst voraus. Rosalyn lenkte ihre Stute neben Mr. Wrexhams Araber, und staunte, wie gut der Junge im Sattel saß. Daher überraschte es sie, als Mr. Wrexham ihm warnend zurief, er solle nicht so wagemutig reiten und sich nicht so weit vorauswagen.
„Warum möchten Sie das nicht?“, fragte sie erstaunt. „Erstens sitzt er gut zu Pferd, und zweitens sind wir nicht sehr weit hinter ihm. Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass es ihn stört, wenn Sie ihm Vorhaltungen machen. Befürchten Sie nicht, er könne aufsässig werden, wenn Sie ihm zu viel vorschreiben?“
„Er ist mein Schutzbefohlener“, antwortete Damian ernst und hielt Miss Eastleighs forschendem Blick Stand. „Aber ich gebe zu, dass es mir nicht recht ist, ihn manchmal gängeln zu müssen. Lassen Sie uns bitte schneller reiten, damit wir ihn nicht aus den Augen verlieren.“
„Einverstanden!“, erwiderte Rosalyn und trieb ihr Pferd zu raschem Trab an. Leider hatte sie jetzt nicht mehr die Möglichkeit, sich mit Mr. Wrexham zu unterhalten. Sie gab sich ganz dem wunderbaren Gefühl des Reitens hin, holte den Jungen ein und ritt ein Weilchen mit ihm um die Wette. Schließlich warf sie einen Blick über die Schulter und sah, dass Mr. Wrexham ihnen nur langsam folgte und es offenbar genoss, seinen Zögling und sie zu beobachten.
Nach einer Stunde bestand Damian darauf, Miss Eastleigh heimzubegleiten. Sie lud ihn und den Jungen zu einem verspäteten Frühstück ein, doch dankend lehnte er ab. Vor dem Stall angekommen, saß er ab, half ihr vom Pferd und hielt sie einen Moment länger denn nötig um die Taille fest. Sie fand es wunderbar, so von ihm gehalten zu werden, bis ihr plötzlich auffiel, dass er sie mit sehr eigenartigem Blick betrachtete. Sogleich löste sie sich von
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