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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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hatte. Da es nach Regen aussah, beschloss sie, Jared später in der Kutsche zu Seiner Lordschaft zu bringen.
    Unvermittelt vernahm sie Schritte, drehte sich um und sah die Cousine ins Zimmer eilen.
    „Frederick und seine Begleiter sind soeben eingetroffen“, verkündete Maria atemlos. „Ich habe die Kutsche vom Salonfenster aus gesehen.“
    „Danke, Maria“, erwiderte Rosalyn. Unerklärlicherweise klopfte das Herz ihr schneller, und von einem Moment zum anderen war sie nervös geworden. „Ich gehe hinunter. Lass dir Zeit, damit du wieder zu Atem kommst.“
    „Ich komme gleich nach“, sagte Maria, „damit er und die beiden Damen in seiner Gesellschaft mich nicht für unhöflich halten. Er muss einen bestimmten Grund haben, weshalb er sie mitgebracht hat.“
    Rosalyn war es vollkommen gleich, was er mit seinem Besuch bezweckte. Vielleicht hatte er sich in eine der Frauen verliebt und wollte sie ihr als seine zukünftige Gemahlin vorstellen. Da er jedoch nach dem Tod des Vaters verfügt hatte, Rosalyn dürfe stets in Lyston House wohnen, machte sie sich keine Sorgen, sie könne ihr Heim verlieren. Gewiss würde er im Falle einer Verheiratung weiterhin in London und auf dem in Devon gelegenen Besitz leben, den er jedoch nur zur Jagdsaison aufsuchte.
    Allerdings bedauerte sie, dass ihr Vater in seinem Letzten Willen keine besondere Vorsorge für sie getroffen hatte. So verfügte sie nur über das kleine Einkommen aus dem Treuhandfonds, den er Jahre vor seinem Tod für sie eingerichtet hatte.
    Sie nickte der Cousine zu, verließ den Raum und begab sich zu der ins Parterre führenden Haupttreppe. Auf halbem Weg sah sie, dass die Wirtschafterin die Haustür geöffnet hatte und die Gäste ins Entree bat.
    Die jüngere der Frauen war sehr zierlich gewachsen und in Rosalyns Augen eine wahre Schönheit. Sie hatte hübsche blonde Löckchen und einen makellos hellen Teint. Die andere Dame war korpulent und für ihr Alter viel zu jugendlich gekleidet. Rosalyn missfielen der mürrische Gesichtsausdruck der Frau und der frostige, fast feindselige Blick, den sie auf sich gerichtet sah.
    „Frederick!“, rief sie fröhlich aus und hastete den Rest der Treppe hinunter. „Wie schön, dass du da bist, mein Lieber!“
    Mit wenigen langen Schritten war er bei ihr und drückte sie in die Arme. „Ich weiß, es ist viel zu lange her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben, Rosalyn“, erwiderte er herzlich. „Verzeihst du mir, dass ich dich so vernachlässigt habe?“
    „Ich habe mich nicht vernachlässigt gefühlt“, antwortete sie freundlich. „Bitte, stell mich den Damen vor.“
    Er ließ die Schwester los. „Mrs. Jenkins, das ist meine Schwester Rosalyn“, sagte er ruhig, und in seinen Augen stand ein Ausdruck, den Rosalyn nicht recht zu deuten wusste. Es konnte ebenso Respekt wie Abneigung sein. „Rosalyn, das ist Mrs. Patricia Jenkins.“
    „Ich habe schon so viel über Sie gehört, Miss Eastleigh“, erwiderte Patricia in liebenswürdigem Ton, der Rosalyn jedoch aufgesetzt vorkam. „Meine Nichte und ich freuen uns seit Längerem darauf, Sie endlich kennenzulernen.“
    Frederick ergriff die Hand ihrer Nichte und sagte: „Miss Beatrice Holland. Meine Schwester Rosalyn.“
    „Guten Tag, Miss Eastleigh.“ Miss Holland errötete leicht und lächelte schüchtern. „Es ist schön, hier zu sein. Hoffentlich machen wir Ihnen keine Umstände?“
    „Nein, keineswegs.“
    „Natürlich machen wir Miss Eastleigh keine Umstände, Beatrice!“, warf Mrs. Jenkins kühl ein. „Es muss ihr recht sein, den Gästen ihres Bruders in seinem Haus die gebührende Gastfreundschaft zukommen zu lassen.“
    „Ich bitte dich, Tante Patricia!“,flüsterte Beatrice bestürzt und wurde noch roter.
    „Ich stimme Ihrer Tante zu“, äußerte Rosalyn leichthin. „Ich freue mich stets, Gäste meines Bruders hier zu haben.“ In diesem Moment gesellte Maria sich hinzu. Rosalyn machte sie mit den Damen bekannt und sah dann stirnrunzelnd Mrs. Jenkins an. „Ich nehme an, Madam, dass die Reise Sie ermüdet hat. Maria wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen.“
    Lächelnd wandte sie sich dann an den Miss Hollands Hand haltenden Bruder und fuhr fort: „Falls du mir etwas Wichtiges mitzuteilen hast, Frederick, schlage ich vor, das im Salon zu tun. Wenn Sie uns bitte begleiten würden, Miss Holland.“
    Die indignierte Miene, die Mrs. Jenkins aufgesetzt hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie Rosalyns Benehmen anmaßend fand.
    Frederick beachtete

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