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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Frederick. „Ich weiß, die Neuigkeit muss dich sehr bestürzt haben.“
    „Natürlich wäre es mir lieber gewesen, du hättest sie mir früher mitgeteilt“, gab Rosalyn zu. „Dann hätte ich mehr Zeit gehabt, über meine Zukunft nachzudenken.“
    „Ich habe dir bereits gesagt, dass du nicht ausziehen musst.“
    „Hast du vor, auch Mrs. Jenkins hier wohnen zu lassen?“, fragte Rosalyn und schaute gespannt den Bruder an.
    „Du lieber Himmel, nein!“, rief er entsetzt aus. „Das würde ich nie erlauben, selbst wenn Beatrice das wollte. Aber das ist ganz und gar nicht in ihrem Sinn. Ihre Tante hat ihr monatelang das Leben zur Hölle gemacht, indem sie darauf drang, Beatrice müsse sich vorteilhaft verheiraten. Nur weil Beatrice sie so schnell wie möglich loswerden will, wurde beschlossen, bald zu heiraten.“
    „Das kann ich verstehen“, äußerte Rosalyn und schaute mitfühlend den Bruder an. „Ist Mrs. Jenkins die einzige Verwandte deiner Verlobten?“
    „Ja, seit Beatrice auch ihre Mutter verloren hat. Sie wird ihre Tante eines Tages beerben. Mrs. Jenkins hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihr zwanzigtausend Pfund vermachen wird.“
    „Liegt dir nichts an dem Geld?“
    „Ich würde Beatrice auch heiraten, wenn sie mittellos wäre. Ihre Tante, dieses alte Schlachtschiff, würde ich am liebsten zum Teufel schicken, kann das jedoch Beatrice zuliebe nicht tun. Ich glaube, sie würde mir das nicht danken.“
    „Du solltest nicht so respektlos über Mrs. Jenkins reden, mein Lieber!“, erwiderte Rosalyn und schüttelte den Kopf. „Wir können nur hoffen, dass sie nicht zu oft zu Besuch kommt, wenn du mit Beatrice hier wohnst.“
    „Leider lebt sie in Huntingdon“, entgegnete Frederick düster. „Ich befürchte, sie wird uns mehrmals im Jahr heimsuchen.“
    Rosalyn musste über die missmutige Miene des Bruders lachen, auch wenn ihr im Moment nicht danach zumute war. Seine Äußerungen hatten ihr bewusst gemacht, dass sie doch sehr gründlich über ihre Zukunft nachdenken musste. Mit Beatrice, die sie reizend fand und die gewiss ihrer Hilfe bei der Haushaltsführung bedurfte, hätte sie eine Zeit lang in diesem Haus auskommen können, aber sie war nicht willens, Mrs. Jenkins häufig ertragen zu müssen.
    „Nun, du wirst dich Beatrice zuliebe mit Mrs. Jenkins abfinden müssen“, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. „So, jetzt sollten wir uns zum Essen umziehen, Frederick, denn sonst müssen unsere Gäste zu lange auf uns warten.“
    „Bist du mir wirklich nicht böse, Rosalyn?“
    Er sah so unsicher aus, dass ihre Verstimmung schwand. „Nein, natürlich nicht“, antwortete sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich freue mich für dich, Frederick, weil du Beatrice gefunden hast, und glaube, ich werde sie sehr gern haben.“
    „Heißt das, du wirst weiterhin hier wohnen und uns nicht im Stich lassen?“
    „Vorläufig bleibe ich“, versprach Rosalyn. „Irgendwann werde ich mir wohl ein eigenes Heim schaffen. Selbstverständlich komme ich dich dann einige Male im Jahr besuchen. Ich hoffe, dass ich dann ein gern gesehener Gast sein werde.“
    „Das versteht sich von selbst.“ Frederick sah erleichtert aus. „Aber du solltest dieses Haus auch weiterhin als dein Heim betrachten. Du musst uns nicht verlassen, es sei denn, du heiratest und ziehst deshalb fort.“
    „Damit ist nicht zu rechnen“, erwiderte Rosalyn lächelnd und verließ mit dem Bruder den Raum. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer bedauerte sie jedoch die Entwicklung der Dinge. In Lyston House war sie immer sehr glücklich gewesen. Sie würde, wenn sie gezwungen war, es zu verlassen, das Leben, das sie hier geführt hatte, sehr vermissen.
    Für sie stand indes außer Frage, dass sie eines Tages nicht mehr hier wohnte. Beatrice gegenüber wäre es nicht recht zu bleiben. Man würde stets die Hausherrin in ihr sehen, zumindest so lange, bis Beatrice eigenständiger geworden war. Und das konnte zu Spannungen und Misshelligkeiten führen.
    Zum Glück war Rosalyn finanziell unabhängig. Natürlich konnte sie sich kein Anwesen wie dieses leisten, aber sie war imstande, ein hübsches Cottage oder vielleicht sogar ein Haus in Bath zu kaufen.
    In jedem Fall war das besser, als wenn sie für immer bei ihrem Bruder oder Tante Susan wohnen würde. Sie war viel zu unabhängig, und dieser Charakterzug war möglicherweise auch der Grund, weshalb sie nicht geheiratet hatte.
    Unwillkürlich sah sie in Gedanken Lord Marlowe

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