Ein Mann von Welt
fuhr der Bus los und sie war weg, oder vielmehr waren wir weg.
Als Roger von seinem Ausflug an den See zurück war, schlug ich vor, wir sollten das Dach aus Maschendraht von dem Müllcontainerverschlag wegnehmen, wir sollten die Leute einfach ihren Müll da reinwerfen lassen, wenn er schließlich sowieso da landete. Aber Roger sagte, das wäre eine Frage des Prinzips, es wäre ein privater Müllcontainer, es wäre kein Ort, wo öffentliche Leute ihren öffentlichen Müll hinwerfen sollten, wir könnten das nicht einfach offen lassen, weil dann alle ihren Müll in unseren privaten Müllcontainer schmeißen würden. Ich erinnerte ihn daran, dass jetzt auch schon alle Leute ihren Müll in unseren privaten Müllcontai
ner schmissen, der Müll legte nur eine Ruhepause auf dem Dach ein, er wartete nur darauf, bis ich ihn in den Müllcontainer beförderte, was eine schmutzige Aufgabe war, was eine eklige Aufgabe war, wenn man mal bedenkt, was für öffentlicher Müll da auf dem Maschendraht landete, schmutzige Windeln und Tüten mit Hundekacke und Pepsi Gold, Melissas Ausdruck für vollgepinkelte Flaschen. Wir führten diese Diskussion in Melissas Anwesenheit, sie stand direkt vor Rogers Büro, wir passten nicht alle drei gleichzeitig hinein, und sie meinte, wenn es kein Dach auf dem Müllcontainerverschlag gäbe, würden noch mehr Leute ihren Müll in unseren Container schmeißen, und dann würde er überlaufen, was ich für ein hervorragendes Argument hielt, ich dachte, Roger würde das für seine Position benutzen, aber Roger tat es als eine nur praktische Frage ab, nicht relevant für unsere Diskussion, bei der es um das Prinzip der Sache ging, seine Worte. Ich erzähle dir das, weil ich will, dass du verstehst, Juan-George, was Leute meinen, wenn sie sagen, dass sie etwas aus Prinzip tun oder Prinzipien folgen. Ob der Müllcontainer voll oder leer war, war Roger egal, und der Müll, der oben auf dem Maschendraht lag und weggemacht werden musste, war ihm auch egal, denn in der ganzen Zeit, die ich in diesem Fastfood-Laden gearbeitet habe, war der Müll immer meine Aufgabe, sogar, nachdem ich später zum Pommes-Koch befördert wurde, denn Harold, der neue Springer, war zu klein, um oben an den Verschlag des Müllcontainers dranzukommen, und als wir ihm sagten, er sollte eine Leiter benutzen, konnte er den Maschendraht nicht lang genug loslassen, um den Müll runterzuholen, ihm
wurde schwindelig, obwohl es eigentlich gar nicht hoch war. In der ganzen Zeit, die ich da arbeitete, sah ich Roger nie auch nur in der Nähe des Müllcontainers oder überhaupt von Müll, er musste selbst nie stinkenden Müll anfassen, öffentlichen, privaten oder sonst welchen. Er musste sich nie die Finger schmutzig machen, wie man so sagt, und so hatte er eben Prinzipien über den Müll, und das ist das Wichtigste, was du über Prinzipien wissen musst, sie kommen aus den Köpfen von Menschen, die weit entfernt von dem sind, worauf diese Prinzipien sich beziehen.
Ich bekam meinen ersten Lohnscheck, ich bekam mein erstes offizielles Geld von meinem sogenannten anständigen Job. Ich wusste nicht genau, was ich mit dem Scheck machen sollte, ich hatte vorher noch nie einen Lohnscheck bekommen, am Ende meiner Schicht starrte ich ihn nur an, als Francis mich fragte, ob ich mit ihm mitkommen und ihn einlösen wollte. Wir gingen in einen Laden einen Block entfernt vom Fastfood-Restaurant. Ich hatte den schon vorher gesehen, aber ich war mir nicht sicher, was für eine Art Laden das war, sie schienen gar nichts zu verkaufen, und überall hingen Bilder von glücklichen Familien, zusammen mit Autos und einem Flugzeug am Himmel, ich dachte, es könnte vielleicht ein Reisebüro sein. Es stellte sich dann mehr als eine Art Bank heraus, außer dass im Hauptraum keine Tische standen, alle Tische standen hinter den Bankangestellten, und alle Bankangestellten waren hinter ganz dicken Fenstern. Francis ging zuerst hin, er zeigte mir, wie man es machte, er löste seinen Scheck ein und steckte das Bargeld
in sein Portemonnaie, und er sagte, jetzt war er wieder ein Stückchen näher dran, eine anständige Kamera in die Finger zu kriegen, er sagte, das würde seine Rettung, er sagte, sobald die Leute sehen würden, was er mit einer Kamera anstellen konnte, müsste er kein Lohnsklave mehr sein. Ich löste dann auch meinen Scheck ein, und da er nur für eine Woche war und das Geld für meine Uniform abgezogen worden war und es außerdem Gebühren und Steuern gab,
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