Ein Mann von Welt
besser, als auf
dem Boden zu schlafen, ob ich denn bereit wäre, das auszuprobieren? Ich bin immer bereit, etwas Neues auszuprobieren, das ist einer meiner Vorzüge. Und so endete mein erster ganzer Tag in Panorama City, der ereignisreichste Tag meines bisherigen Lebens, der Tag mit mehr Ereignissen darin als jeder andere Tag in siebenundzwanzig Jahren, damit, dass Tante Liz und ich abwechselnd die Fußpumpe bedienten, abwechselnd die Luftmatratze auf dem Boden meines Quartiers aufpumpten, bis sie fest genug war, um mich zu tragen, bis die Pumpe keine Luft mehr reinpumpen konnte, und dann spannten Tante Liz und ich ein Spannbetttuch darüber, sie wollte nichts davon hören, dass ich auch auf einem unbezogenen Bett schlafen könnte, und dann wünschte Tante Liz mir eine gute Nacht und ging in ihr Quartier, in einem anderen Teil des Hauses. Ich putzte mir die Zähne und wusch mir das Gesicht, ich ging aufs Klo und starrte das Bild mit den Fußstapfen am Strand an. Ich legte mich auf die Luftmatratze, es war ein komisches Gefühl, es war anders als jedes Bett, in dem ich zuvor gelegen hatte, wo immer ich mich auch hinlegte, die Luft ging woandershin, so dass es sich nicht anfühlte, als würde ich auf einer Matratze schlafen, sondern es fühlte sich eher so an, als würde ich von Luftkissen umgeben schlafen, die mich von allen Seiten einengten, es fühlte sich an, als wäre ich irgendwie aufgehängt. Ich konnte das Gefühl nicht genau einordnen, aber das Gefühl kam mir bekannt vor, ich hatte noch nie auf einer Luftmatratze geschlafen, aber das Gefühl kannte ich. Ich konnte nicht schlafen, bis ich herausgefunden hatte, wo ich das schon einmal gefühlt hatte, wo ich dieses Gefühl, aufgehängt
und auch von allen Seiten bedrängt zu werden, erlebt hatte, es konnte nicht aus der Zeit vor meiner Geburt gewesen sein, so weit zurück konnte ich mich nicht erinnern, es konnte auch nicht aus der Zeit sein, wo ich noch ein Baby war. Das war komisch, sich an ein Gefühl erinnern zu können und nicht zu wissen, was es war, und das hielt mich einen Großteil der Nacht wach, es hielt mich bis in die frühen Morgenstunden wach, wie man so sagt, es war ein ganz und gar erholsames Gefühl, ich hätte direkt davon einschlafen sollen, aber die Vorstellung, dass ein Teil von mir, eine Erinnerung, irgendwo in mir drin weggeschlossen war, war beunruhigend, ich spürte, wie es hervorblinzeln wollte, es war, wie wenn einem ein Wort auf der Zungenspitze liegt, wie man so sagt. Ich versuchte, an andere Sachen zu denken, um meinen Kopf abzulenken, ich versuchte, über meinen Tag nachzudenken, über all die neuen Sachen und neuen Leute, ich versuchte, herauszufinden, warum Roger Macarona das Sexvideo so lustig gefunden hatte und warum Ho so durcheinander war von dem, was ich gesagt hatte, und warum Francis die Tabletts frustriert hatten, und warum die Städte hier so nah beieinander waren, dass man sie gar nicht unterscheiden konnte, und warum Roger gesagt hatte, wir wären im Krieg mit den Kunden, und warum der Skateboarder Pommes und eine Cola bei mir bestellt hatte, obwohl wir doch gar nicht im Restaurant waren, und warum Dr. Rosenkleig ein professioneller Sprecher und Zuhörer war, obwohl er das doch gar nicht gut konnte, und warum Tante Liz so nah am Steuerrad saß, wenn sie fuhr, aber es half alles nichts.
LOHNSKLAVE
An meinem zweiten Arbeitstag war ich früh dran, ich war vor Roger da, ich muss zugeben, ich fand die Vorstellung klasse, wie Roger kommt und mich schon da sieht, wie ich arbeite, mit einem Lächeln im Gesicht, ich stellte mir vor, wie Roger reinkommt und sieht, wie ich die Theke wische, bevor meine Schicht eigentlich beginnt, und dann denkt, da ist jemand, auf den ich mich verlassen kann, da ist ein Mann von Welt, da ist einer, der es draufhat. Nach einer Weile ließ mich Melissa wissen, dass Roger heute am See war, um sich um sein Boot zu kümmern, und dass sie heute das Sagen hatte, dass sie heute diejenige war, die Anweisungen erteilte. Sie war jetzt die Chefin, sie würde ein strenges Regiment führen, die Katze war zwar weg, ihre Worte, aber sie hatte als Vertretung eine Bulldogge dagelassen, es würde also keinerlei Rumtrödelei geben, nicht unter ihrer Aufsicht. Zeit ist Geld, sagte sie, das sollte unser E=mc 2 sein. Beim Reden schüttelte sie ihren Kopf von einer Seite zu anderen, als ob sie nein sagen würde, als ob die Antwort auf alles, was man sie fragen wollte, nein sein würde. Innerhalb von einer Stunde war
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